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22.09.2022 | 04:44

Uniper und Kion im Schockzustand, Teilmobilisierung bei BASF und Meta Materials

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Bildquelle: pixabay.com

Zum ersten Mal in der jüngsten Geschichte fand ein angekündigter Auftritt Putins nicht statt. Am Morgen erschallte schließlich die Nachricht, vor der sich Russland die letzten Wochen so sehr gefürchtet hat: Putin verkündet die Teilmobilmachung. Es betrifft wohl eine zusätzliche Anzahl von 300.000 Soldaten, die nun in die Mobilisierung gehen. An der Börse haben Neuigkeiten zum Krieg offenbar nur noch Einfluss, wenn sich dahinter auch wirtschaftliche Neuigkeiten verbergen, denn der Markt legte trotz zu erwartender Eskalationen zu. Konsens scheint aber nun zu sein, dass weltweit mit einer stark verlangsamten Konjunkturentwicklung gerechnet wird. Derzeit vollziehen viele Aktien eine Anpassung an eine neue Betrachtung: Der Zins ist zurück, damit rechnen sich Kapitalisierungsmodelle gerade bei Wachstumsaktien neu. Worauf sollte nun geachtet werden?

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: BASF SE NA O.N. | DE000BASF111 , Meta Materials Inc. | US59134N1046 , KION GROUP AG | DE000KGX8881 , UNIPER SE NA O.N. | DE000UNSE018

Inhaltsverzeichnis:


    BASF – Die Nagelprobe steht noch bevor

    Immer wenn der DAX Morgenluft atmet, kommt es bei der BASF-Aktie zu kleineren Tagesgewinnen. Dies führt in Summe dazu, dass der Aktienkurs sich seit Wochen über der 40 EUR-Marke halten kann. Hier liegen auch technische Unterstützungslinien, die bis in die Pandemie-Korrektur 2020 zurückreichen. Immerhin konnte sich die BASF-Aktie ohne die heutige Gasproblematik schon einmal verdoppeln, nämlich von März 2020 bis Februar 2021.

    Analytisch betrachtet ist der Ludwigshafener Chemieriese so attraktiv wie selten. Denn nach aller Voraussicht wird der Umsatz in 2022 sogar zulegen können und auch die Preisüberwälzung in die chemischen Vorprodukte dürfte sich am Markt realisieren lassen, da sich der erhöhte Kostendruck durch den gesamten Sektor zieht. Immerhin ist BASF bei einigen Produkten auch in der Position des Weltmarktführers und kann Ansagen machen. Damit wird der Druck an den nächsten Zwischenabnehmer weitergereicht.

    Die BASF-Aktie bleibt mit einem KGV von 7,7 und einer Dividendenrendite von über 8% ein klarer Spitzenreiter in den DAX-Bewertungsparametern. Weiter belastend könnte jedoch die noch nicht gänzlich aus der Welt geschaffte Knappheitsfrage bei Gas in Deutschland sein. Sollten sich die Gasspeicher im Winter wieder leeren, müssten wohl auch die Industriekapazitäten eine Einschränkung erfahren. 75% aller chemischen Verarbeitungs-Prozesse laufen mit Gas, die Abhängigkeit von BASF könnte daher nicht größer sein. Man sollte die Aktie weiterhin aktiv beobachten und eine Dividendenkürzung in den kommenden Jahren mit ins Kalkül ziehen. Wenn sich die Gasfront entspannt, wäre der Wert ein sofortiger „Musskauf“.

    Meta Materials – Ein große Sammlung guter Ideen

    Wer heute bei der Hightech-Industrie vorne mitspielen will, braucht gute Denkapparate in seiner Entwicklungsabteilung und ein Management, das Trends frühzeitig erkennt und durch Patentierung neuer Ideen federführend zur Marktreife bringt. Auch wenn die Lösungen von META®-Materials ganze Industriezweige mit teils nur kleinen technischen Features adressieren, lassen sich die Hauptstoßrichtungen in die drei Bereiche Holografie, Lithografie und drahtlose Sensorik mit starker IT-Vernetzung einteilen. Wichtig dabei ist, dass die Technologien mit Hilfe künstlicher Intelligenz weiterentwicklungsfähig sind und somit ganze Sektoren in der Hightech-Branche betreffen. In Tagen der Energieknappheit und der Steigerung von industriellen Wirkungsgraden, rückt die Prozess-Effizienz wieder ins Rampenlicht. Gerade im Automobilbau oder in der Medizin- und Chiptechnik sind Oberflächenbeschichtungen und flexible Materialien gefragt, die wenig Energie konsumieren und in Sachen Sicherheit einen Fortschritt bieten. Entwicklungen wie Autonomes Fahren, Remote Production oder Augmented Reality wären ohne die intelligenten Bauteile gar nicht möglich. Letztlich werden Maschinen dazu befähigt, in sensitiven Bereichen besser zu funktionieren als der Mensch mit seinen naturgegebenen Leistungsgrenzen.

    Im Bereich E-Mobilität hat man sich jüngst mit Coulometrics zusammengetan, hier geht es um die Optimierung der Energiezellen. Im medizinischen Sektor arbeitet META® in der Schlaganfallfrüherkennung an der Verbesserung der Auflösung und der Übertragungsgeschwindigkeit von tragbaren Scannern. Die wichtigsten Technologien befinden sich auf Glas, Baukörpern und Oberflächen, sie dienen z.B. auch in der Rüstung zur speziellen Gestaltung von Tarnkappen oder die Integration von „unsichtbaren“ Antennen. Mit der Entwicklung dieser Hochleistungsmaterialien hat man im zweiten Quartal nun 3,3 Mio. USD umsetzen können. Das ist noch sehr wenig, allerdings bei einem auf Forschung und Entwicklung getrimmten Unternehmen auch keine Besonderheit. Denn ist erst einmal eine Idee zum Blockbuster fertig entwickelt, könnte die breite Anwendung in der Industrie schnell riesige Lizenzerlöse in die Kasse spülen, die das Unternehmen dann in eine ganz neue Größenkategorie bringen.

    Durch die letzte Kapitalerhöhung im Juni dürfte die Kasse noch gut gefüllt sein, denn aktuell wird es immer schwieriger, Wachstumskapital schnell einzuwerben. Die Kauflaune der NASDAQ-Investoren ist nach den jüngsten Kurskorrekturen noch nicht vollends zurückgekehrt. Mit einem Kurs von ca. 0,80 EUR werden die 360,84 Mio. Aktien mit derzeit 288 Mio. EUR bewertet. Für die Hochtechnologie-Aktie kann es mit guten Neuigkeiten auch mal wieder schnell nach oben gehen, der Wert ist sehr liquide und gut handelbar.

    CEO George Palikaras wird am 27.09.2022 um 19:30 Uhr im Rahmen des 4. International Investment Forum über die neuesten Fortschritte bei Meta Materials berichten. Hier geht es zur kostenfreien Anmeldung.

    Uniper und Kion – So sieht eine Kapitulation aus

    Ausverkauf und kein Ende in Sicht, so könnte man die Charts von Uniper und Kion betiteln. Beide Werte sind derzeit bei Investoren wenig beliebt. Bei Uniper sorgt die nahezu komplette Verstaatlichung für eine totale Verwässerung der Altaktionäre. Aktuell darf sogar bezweifelt werden, ob das Geschäftsmodell des freien Gashandels so in Deutschland überhaupt noch abgewickelt werden kann. Denn es mutet schon sonderbar an, dass Gas als einer der weltweit liquidesten Rohstoffe gerade in Deutschland zum politischen Wahnsinn ausartet. Hier müsste sich in Form von staatlichen Preisgrenzen erst regulatorisch einiges ändern, damit privates Unternehmertum wieder gedeihen könnte. Die Geschäfte der oben genannten BASF hängen auch am seidenen Faden der Gasverfügbarkeit. Langfristig könnte das die Ökonomie in Deutschland schwer belasten.

    Kion stand zu Jahresanfang noch bei knapp 100 EUR und kann nun bei 20 EUR erworben werden. Die Marktkapitalisierung hat sich nun in neun Monaten des laufenden Jahres auf 2,75 Mrd. EUR gefünftelt. Der Logistik-Ausrüster rechnet mit einem heftigen Gewinneinbruch, denn das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) wird um 200 bis 300 Mio. EUR unter dem Vorjahresniveau liegen. Die hohe Inflation, gestiegene Materialkosten und Löhne sowie Lieferengpässe setzen den weltweit größten Gabelstapler-Hersteller unter Druck, denn eine Überwälzung der hohen Kosten passt nicht in die langfristigen Vertragsvereinbarungen mit den wichtigsten Kunden. Es wird nun ein operativer Verlust von 190 Mio. EUR erwartet.
    Uniper wie Kion sind derzeit keine Anlagepapiere, sondern eher Kasinowerte. Während aber bei Uniper das Geschäftsmodell angezweifelt werden muss, kann sich Kion durch mittelfristige Preisanpassungen im Ein- und Verkauf wahrscheinlich über einen gewissen Zeitraum wieder stabilisieren. Kaufen sie dennoch nur bei einsetzender Aufwärtsdynamik.


    Die Börse wird noch einige Zeit auf die schwierige Konjunktursituation reagieren. Dafür erscheinen die Kurse noch recht hoch. Erwarten sie daher weitere Abwärtskorrekturen, dabei werden sich aber auch mittelfristige Einstiegschancen zeigen. BASF und Meta Materials sind durchaus jetzt schon interessant, bei Uniper und Kion sollte man genau beobachten, was mit den Kursen passiert.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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