12.03.2024 | 04:45
Gewinnmitnahmen bei Rüstung und KI – was läuft noch? Rheinmetall, Almonty Industries, Renk und Hensoldt
Rüstungsaktien waren im laufenden Jahr 2024 auf der Sonnenseite zu finden. Anleger konnten mit diesem Segment den DAX 40-Index klar outperformen. Wegen der geopolitischen Lage und einer neudefinierten EU-Sicherheitspolitik haben Investoren das Segment neu entdeckt. Die NATO-Mitgliedsstaaten werden von den USA aufgefordert, ihre prozentualen Investitionen des Brutto-Inlandsprodukts in die Verteidigung strikt einzuhalten oder weiter auszudehnen. Der vielleicht zurückkehrende Donald Trump will abtrünnigen Bündnispartnern im Ernstfall die Rückendeckung durch die USA verwehren. Zwar glaubt niemand an dieses Szenario, aber immerhin hat die Ansage bewirkt, dass die Bestellungen an neuer Rüstungs-Technologie ein neues Allzeithoch erreicht haben. Welche Aktien stehen noch im Fokus?
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
ALMONTY INDUSTRIES INC. | CA0203981034 , RENK Group AG | DE000RENK730 , HENSOLDT AG INH O.N. | DE000HAG0005 , RHEINMETALL AG | DE0007030009
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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Rheinmetall – Gute Auftragslage, aber schlechte Markttechnik
Nun wird es spannend beim Bestperformer aus dem DAX 40-Index. Am 14. März berichtet das Unternehmen zum 4. Quartal 2023. Analysten halten einen Gewinn je Aktie von 7,96 EUR für möglich, auf Gesamtjahressicht wären es dann über 13 EUR. Ebenso überzeugen sollte allerdings auch der Umsatz mit über 7,3 Mrd. EUR. Die Rheinmetall-Aktie hat in den letzten 6 Monaten über 60 % im Kurs zugelegt, damit sind die Erwartungshaltungen sehr hoch. Hoffentlich kann das Management neben einer guten Auftragslage auch plausibel erklären, wie man die nötigen Kapazitätserweiterungen trotz des Fachkräftemangels bewerkstelligen möchte.
Die Rheinmetall-Aktie tut sich aktuell schwer mit der Überwindung der 440 EUR-Marke. Immer wieder fällt das Papier zurück, gestern schockte ein Artikel in der Bild-Zeitung. Angeblich sollen der Bundeswehr ganze 6 Mrd. EUR fehlen, um neue Verteidigungstechnik zu bestellen. Ein ordentlicher Teil wäre auch von Rheinmetall zu liefern. Was in Berlin jedoch fehlt, ist Geld. Auf der Plattform Refinitiv Eikon blasen immer noch 15 von 16 Experten zum Kauf. Die Kurserwartung auf 12 Monatssicht liegt aber nur bei 420 EUR. Spannend was CEO Armin Papperger am Donnerstag für einen Ausblick präsentieren wird. Setzten sie einen Stop bei 405 EUR zur mittelfristigen Gewinnsicherung.
Almonty Industries – Jetzt fehlt nicht mehr viel
Wer in Hightech oder GreenTech investiert, sollte die Lieferketten bei strategischen Metallen nicht aus den Augen verlieren. Auch Rüstungs-Unternehmen sind auf eine stabile Versorgungslage bei wichtigen Metallen angewiesen, denn die Herstellung von Verteidigungstechnik beinhaltet einen ganzen Korb an wichtigen Rohstoffen. Nicht zuletzt setzt auch die aktuelle Welle in der Künstlichen Intelligenz auf einem hohen Technologisierungs-Grad auf, der sich in den nächsten Jahren auf alle Staaten der Erde ausdehnen wird. Regierungen brauchen für ihre Vorhaben eine Quelle für kritische Rohstoffe, sonst können wichtige Aufbauleistungen in der Infrastruktur nicht stattfinden.
Auf der EU-Liste für kritische Metalle befindet sich auch das äußerst hitzebeständige Wolfram. Das kanadische Unternehmen Almonty Industries besitzt vier Liegenschaften des seltenen Metalls und fokussiert sich auf eine Erhöhung der Produktion. Ziemlich erfolgsversprechend dürfte sich die Revitalisierung der Sangdong-Mine in Südkorea gestalten, der größten Liegenschaft des Metalls außerhalb von China. Der Produktionsstart ist für Ende 2024 geplant, dennoch gibt es immer wieder kleine Verzögerungen. Neben den vorhandenen Fremd-Finanzierungsmitteln der KfW über 75 Mio. USD sucht das Unternehmen derzeit noch nach geeigneten Eigenkapitalgebern auf Projektebene, denn die Aktionäre sollen durch die Einwerbung der neuen Mittel nicht weiter verwässert werden.
Aktuell meldet Almonty den Einstieg in die Ebene 4 der portugiesischen Panasqueira-Mine. Hier geht der Wolfram Abbau bereits in die späten 1800er Jahre zurück. Mit der jetzt erfolgten Erschließung schlägt Almonty ein aufregendes Kapitel in der Minengeschichte auf, denn der Wolfram-Abbau erfolgt nun mit deutlich niedrigeren Risiken. Eine umfassende Scoping-Studie hat den Weg für dieses ehrgeizige Projekt geebnet, das bis zur Bestätigung der Erzressourcen und dem Abschluss der Finanzierung vorangetrieben werden soll. Nach der Erweiterung wird eine EBITDA-Marge von über 30 % erwartet, was die finanzielle Tragfähigkeit und Rentabilität des Projekts widerspiegelt. Ein kürzlich erfolgter Besuch des US-Handelsministeriums unterstreicht die strategische Bedeutung der Panasqueira-Mine für die Deckung der weltweiten Wolframnachfrage und hebt ihre zentrale Rolle bei der Gestaltung der Zukunft der Branche hervor. Die Almonty-Aktie hat wieder ordentlich Luft unter den Flügeln, seit September 2023 liegt die Aktie gut 50 % im Plus. Die Story sollte u. E. stramm weiterlaufen, denn jetzt sind eine Reihe von guten Nachrichten zu erwarten.
Renk Group und Hensoldt – Das sagen die Analysten
Wer in Rheinmetall investiert ist, sollte auch Hensoldt und die Renk Group nicht aus den Augen verlieren. Denn letztlich laufen Trends oft mit Rotationen durch eine ganze Branche. Aktuell sieht es markttechnisch so aus, als wenn Investoren aus der recht hoch bewerteten Hensoldt in Rheinmetall wechseln. In Sachen Renk ist man sich noch nicht sicher, wie der Großaktionär Triton mit seinen verbleibenden 50 % verfahren wird. Dass der Renk-Börsengang so gut gelungen ist, liegt auch daran, dass man kurz vor dem Listing zwei große Investoren gefunden hatte, die einen ordentlichen Teil der Aktien zeichneten. Der Panzerhersteller KNDS, ein Zusammenschluss des deutschen Militärfahrzeugherstellers Krauss-Maffei Wegmann und der staatlichen, französischen Nexter Defense Systems, erwarb für 100 Mio. EUR Anteile von knapp 7 %. Die stark in Rüstungswerten engagierte US-Fondsgesellschaft Wellington Management kam nach der Verpflichtung von KNDS als Ankeraktionär hinzu und kaufte Papiere für 50 Mio. EUR.
Für Renk gibt es noch keine Analysten-Schätzungen, daher bewegt sich der Wert in engen Grenzen zwischen 24 und 28 EUR. In Sachen Hensoldt sind sich die Experten auf der Plattform Refinitiv Eikon relativ einig, denn nur 4 von 8 Studien bewerten den Titel noch mit einem Kauf. Auch liegt das durchschnittliche Kursziel mit 31,1 EUR deutlich unter der aktuellen Notiz von 34 EUR. Renk wird am 27. März über das Geschäftsjahr 2023 berichten. Spätestens dann wird es die ersten Einstufungen der Analysten geben. Charttechnisch machen alle Rüstungstitel derzeit keine gute Figur. Wer vorsichtig agiert, nimmt die aufgelaufenen Gewinne mit.
Die Herstellung von Verteidigungstechnik benötigt eine Vielzahl strategischer Metalle. Europa versucht mit eigenen Beschaffungs-Pakten die Lieferkettensituation in den Griff zu bekommen, doch geopolitische Unsicherheiten erschweren diese Bestrebungen. Almonty Industries ist als Lieferant ein wichtiger strategischer Partner in sicheren Jurisdiktionen. Die Rüstungswerte Rheinmetall, Hensoldt und Renk müssen erst noch zeigen, ob weitere Anstiege möglich sind.
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