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11.07.2023 | 04:44

Wasserstoff vor E-Mobilität! Nucera steigt, Tesla fällt - Was machen First Hydrogen, Nel und Plug Power?

  • Wasserstoff
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Bildquelle: pixabay.com

Die komplette Erneuerung der Energie-Landschaft verschlingt Billionen. Während die EU mindestens 300 Mrd. EUR über die nächsten 10 Jahre für E-Mobilität, Wind- und Solarenergie ausgeben möchte, gibt es nun auch schon viele private Investoren, die auf den Zug aufspringen. Joe Bidens Inflation Act beinhaltet neben einigen sozialen Themen auch die energetische Erneuerung der Supermacht USA, die seit Jahrzehnten rein fossil betrieben wird. Im Wasserstoffsektor hat sich die profitable H2-Tochter ThyssenKrupp Nucera an den Markt gewagt. Mit einer Kapitalisierung von 2,7 Mrd. EUR ist ein sauberer Anfang gemacht. Gespannt darf man sein, wie stark die Mutter ThyssenKrupp von der Neubewertung seiner Tochter profitieren kann. Wir analysieren die Chancen im volatilen Wasserstoffsektor.

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: THYSSENKRUPP NUCERA AG & CO KGAA | DE000NCA0001 , TESLA INC. DL -_001 | US88160R1014 , First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020

Inhaltsverzeichnis:


    Nucera IPO erfolgreich – Doch wie geht es jetzt weiter?

    Das jüngste IPO am deutschen Börsenhimmel muss als ausgesprochen erfolgreich bezeichnet werden. Denn trotz vorsichtiger Platzierung mit 20 EUR je Anteilsschein konnte sich das Papier gestern morgen bis auf 25,90 EUR aufschwingen. Erst dann setzten Gewinnmitnahmen ein und ließen den Wert wieder auf 23,60 EUR zurückfallen. Die 30,3 Millionen Papiere konnten einschließlich der Mehrzuteilungsoption bei Investoren platziert werden. Zu den Altaktionären zählen ThyssenKrupp mit vormals 66 % und der italienische Partner De Nora mit 24 %. Der Erlös soll früheren Angaben zufolge zum Ausbau des Geschäfts mit der alkalischen Wasserelektrolyse zur klimaneutralen Herstellung von Wasserstoff verwendet werden. Das liegt voll im Plan des „REPowerEU-Plans“ aus Brüssel.

    Da die allgemein gute Stimmung derzeit erfolgversprechend ist, dürfte es zu einer vollständigen Ausübung der Mehrzuteilungsoption kommen. Damit landen rund 24 % des Grundkapitals im Streubesitz. Der Essener Industriekonzern will langfristig die Mehrheit an seiner Tochter halten, der italienische Minderheitsaktionär De Nora möchte seine langjährige Technologie-Partnerschaft mit dem Unternehmen fortführen. Die Analysten von Baader trauen der TK Nucera-Aktie einen Anstieg von bis zu 50 % zu. Inzwischen sind auch weitere Großaktionäre wie der saudi-arabische Staatsfonds PIM oder der Green-Tech-Fonds von BNP eingestiegen. Der amtierende CEO Werner Ponikwar fällt mit einer symbolischen Zeichnungsorder im Gegenwert von rund 29.000 EUR auf. Die Mutter ThyssenKrupp gab bekannt, dass man nach der Kapitalerhöhung nun noch 50,2 % der Anteile hält. Für alle Beteiligten fühlt sich der geglückte Börsengang wie ein lauer Sommerwind an. Vielleicht erhält der stark abverkaufte H2-Sektor nun auch wieder entsprechenden Rückenwind.

    First Hydrogen – Die Produktion von grünem Wasserstoff steht auf dem Plan

    Die EU möchte in den nächsten 10 Jahren ca. 25 Mrd. EUR in das Thema Wasserstoff investieren. Dazu hat die Kommission das Konzept eines „Wasserstoff-Accelerators“ entworfen, welcher den Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff voranbringen soll. Mit dem sogenannten „REPowerEU-Plan“ erhofft sich die EU einen wichtigen Baustein für die Klimarettung zu liefern. Parallel bringt Joe Biden seinen Inflation Act auf den Weg, ein Signal an die private Wirtschaft, im Thema erneuerbare Energien und speziell auch Wasserstoff endlich Gas zu geben.

    Voll auf dem Gaspedal steht das kanadische Unternehmen First Hydrogen, denn neben dem Bau eines wasserstoffbetriebenen Leicht-LKWs kümmert man sich nun auch um die Erzeugung des Brennstoffs. First Hydrogen hat sich klar das Ziel auf die Fahnen geschrieben, den Wasserstoff als Energiequelle im Transportwesen zu etablieren. Das Unternehmen hat sich während der Covid Pandemie bereits mit seinem „Hydrogen-as-a-Service“-Modell klar im Markt positioniert und will zukünftig die komplette Wertschöpfungskette über die Entwicklung von emissionsfreien Fahrzeugen bis zum Vertrieb des grünen Wasserstoffs abdecken.

    Aktuell hat man mit Sacré-Davey Engineering eine Vereinbarung über die Durchführung einer Machbarkeitsstudie für die Entwicklung einer 35-MW-Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff und einer Fahrzeugmontagefabrik in Shawinigan (Quebec) unterzeichnet. Sacré-Davey hat Erfahrung mit der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoffgas auf verschiedenen Wegen. Ziel der Machbarkeitsstudie ist die Erstellung einer Marktanalyse, einer technischen Überprüfung (Proof of Concept) sowie eine Analyse der Netz- und Wasserbeschränkungen und der nötigen Genehmigungen im Bereich Umwelt. Das übergreifende Thema der Studie ist das gemeinsame Ziel, ein emissionsfreies Wasserstoff-Ökosystem zu schaffen, das in Kanada bislang als einzigartig gelten darf. Die Produktionsanlage wird von fortschrittlicher Elektrolyse Gebrauch machen und die mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebenen Fahrzeuge (FCEV) des Unternehmens versorgen, sowie andere wasserstoffbetriebene Fahrzeuge und Anwendungen in der Region Montreal-Quebec City unterstützen. Die geplante FCEV-Montagefabrik des Unternehmens wird bei voller Auslastung auf eine Jahresproduktion von 25.000 Fahrzeugen ausgelegt sein und einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der grünen Technologien in der Region leisten.

    Der Markt für grünen Wasserstoff soll sich laut aktueller Studien von 676 Mio. USD in 2022 auf ca. 7,3 Mrd. USD in 2030 emporschwingen. Die Aktie von First Hydrogen (FHYD) konnte seit Ende April gut 30 % zulegen. Das äußerst erfolgreiche Debüt der deutschen ThyssenKrupp Nucera in der letzten Woche sollte dem gesamten Sektor wieder neuen Schwung verleihen. First Hydrogen besitzt in Kanada einen First Mover-Status und zeigt sich hochdynamisch in der Umsetzung neuer Projekte.

    Die Aktie von First Hydrogen liegt im Vergleich zu Tesla, Plug Power und Nel ASA klar besser. Mit der Machbarkeitsstudie werden neue Kaufargumente geliefert. Quelle: Refinitiv Eikon vom 10.07.2023

    Nel und Plug Power – Gegenüber Nucera klar überteuert

    Ausreichend Zahlenmaterial für eine analytische Stellungnahme liefert die Erstnotiz von ThyssenKrupp Nucera. Denn innerhalb des Sektors gibt es große Bewertungsdifferenzen. Während der deutsche Protagonist nach dem Börsengang mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis 2023e von nur 3 notiert ist, kommen Plug Power und Nel ASA auf Werte von 5 bzw. 10. TK Nucera dürfte in 2023/24 ca. 600 bis 700 Mio. EUR erlösen und wäre weltweit hinter Plug Power die Nummer 2 im industriellen Wasserstoff-Geschäft. Nel ASA war bislang als europäischer First Mover in aller Munde, rückt nun optisch aber auf Platz 3 zurück.

    Rein Technisch wäre es wichtig, dass Nel ASA die 1,00 EUR-Marke behaupten kann, der Wert befindet sich aktuell auf einem 3-Jahrestief. Mit einem Umsatzanstieg von ca. 70 % pro Jahr möchten die Norweger ab 2026 profitabel werden. ThyssenKrupp Nucera ist bereits heute profitabel. Bei Plug Power laufen wegen der irreführenden Ausblicke des Managements Klagen der freien Aktionäre, was den ehemaligen Börsenstar stark unter Druck brachte. Auch hier befindet sich der Chart nur noch 20 % über dem 3-Jahrestief. Das Hoch der Aktie hatte in 2020 sogar bei über 60 EUR gelegen, ein herber Verlust von 83 %. ThyssenKrupp Nucera könnte dem strauchelnden Sektor trotz hoher Bewertung neues Leben einhauchen.


    Die Wasserstoffbranche hat ein neues Börsenmitglied: ThyssenKrupp Nucera. Inwieweit der Neuling der abverkauften Branche wieder auf die Beine helfen kann, gilt es zu beobachten. Insgesamt sind H2-Investments alles andere als günstig, nur First Hydrogen bietet für eine recht niedrige Bewertung von 145 Mio. EUR sehr viel Phantasie und stemmt ein Projekt nach dem anderen.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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    Die Energiewirtschaft befindet sich im Umbruch, mit weitreichenden Folgen für Unternehmen verschiedenster Branchen. Der Wasserstoffspezialist Plug Power kämpft trotz staatlicher Förderung mit finanziellen Engpässen und muss eine Kapitalerhöhung zu ungünstigen Bedingungen durchführen. Das Nachhaltigkeitsunternehmen Carbon Done Right vermeldet erste Erfolge mit seinem Aufforstungsprojekt in Sierra Leone. Damit etablieren sich die Kanadier immer weiter im wachsenden Markt für CO2-Zertifikate. Der Chemie- und Agrarkonzern BASF reagiert auf die veränderten Rahmenbedingungen am Standort Deutschland mit Werksschließungen. Die Energiewende erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch neue Geschäftsmodelle und flexible Anpassungsstrategien. Weleches der drei Unternehmen macht diesmal das Rennen?

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    Die Debatte um die ideale Energiequelle für die Zukunft konzentriert sich auf Wasserstoff, Öl und Erneuerbare Energien. Öl, trotz seines umstrittenen Rufs, bleibt aufgrund seiner hohen Energiedichte und gut ausgebauten Infrastruktur eine bedeutende Energiequelle. Technologische Fortschritte mindern zudem die negativen Umweltauswirkungen. Erneuerbare Energien und Wasserstoff bieten jedoch ebenfalls erhebliche Vorteile, wie Nachhaltigkeit und geringe Emissionen. Doch hier fehlt es an Infrastruktur, um die Vorteile der Technologien voll auszunutzen. Wir sehen uns aus jedem Bereich einen Kandidaten an und beleuchten, wo sie heute stehen.

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    • Wasserstoff
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    Nicht nur Deutschland arbeitet am Aufbau eines tragfähigen Wasserstoffmarkts. Um die Wirtschaft klimaneutral umzubauen, stellte Wirtschaftsminister Robert Habeck jüngst Fördermittel für Projekte in Höhe von 4,6 Mrd. EUR in Aussicht. Für die Zukunft soll grüner Wasserstoff ein entscheidender Energieträger sein. Für das Zielbild 2030 geht die Bundesregierung von einem Wasserstoffbedarf in Höhe von jährlich 95 bis 130 TWh in Deutschland aus, um die Dekarbonisierung in der Industrie zu unterstützen. Diese Entwicklung spiegelt sich aktuell nicht bei börsennotierten Unternehmen wider, wodurch sich langfristig neue Investmentchancen ergeben dürfen.

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