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14.11.2022 | 04:44

Wasserstoff-Kaufpanik zur COP27: Plug Power, First Hydrogen, Nel, Ballard Power – 100% Rallye voraus!

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Bildquelle: pixabay.com

Das war ein Drehen auf dem Absatz. DAX und NASDAQ standen vor zwei Wochen noch lichterloh im Feuer. Doch nun haben sich die Käufer durchgesetzt und trotzen dem widrigen Umfeld. Schon sind sie wieder da, die Lieblingswerte der Anleger. Mit dem knappen Sieg der Demokraten im Senat kann Joe Biden sein ambitioniertes Zukunftsprogramm für moderne Infrastrukturen nun ungehindert fortsetzen. Der Wasserstoff-Sektor könnte einer der Profiteure sein, einige Titel erholten sich schon mal über 20% in nur 48 Stunden. Welcher Titel hat die besten Karten?

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020 , First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , BALLARD PWR SYS | CA0585861085

Inhaltsverzeichnis:


    Plug Power und Nel ASA – Immer noch tief in den roten Zahlen

    Eigentlich sollten Aktien fallen, wenn schlechte Zahlen berichtet werden. Das ist nicht immer so, vor allem wenn sie erwartet wurden und gleichzeitig wichtige gesetzliche Weichenstellungen im Raum stehen. So verwundert es nicht, dass Plug Power und Nel ASA in der vergangenen Woche zum Höhenflug ansetzten. Die schlechte Stimmung scheint wie weggeblasen, nun wird in 48 Stunden aufgeholt, was zuvor in drei Wochen verloren ging.

    Der Branchen-Primus Plug Power hat im dritten Quartal 179 Mio. USD Verlust eingefahren und nur 189 Mio. USD Umsatz erzielen können. Folgerichtig senkte das Management die Prognose für das Jahr 2022 und selbst zur Erreichung der niedrigeren Guidance ist es noch ein weiter Weg. Anstelle eines Umsatzes zwischen 900 und 925 Mio. USD werden es nun 5 bis 10% weniger. Allerdings sollen sich die Umsätze nur in Richtung 2023 verschieben, das wurde aber schon häufiger verlautbart. Ist damit die nächste Prognoseverfehlung schon vorprogrammiert? Kann sein. Die liquiden Mittel sind indes noch üppig: Sie reduzierten sich in einem Jahr von 3,85 auf 2,56 Mrd. USD und bislang konnte Plug immer auf seine spendablen Aktionäre zählen.

    Rein charttechnisch fiel die Aktie mit 15 USD oder ganze 50% Minus in sechs Wochen erstmal auf fruchtbaren Boden und konnte wieder Momentum aufnehmen. Zum Wochenschluss gelang dann die Rückeroberung der 18 USD-Marke. Nun braucht es steigende Umsätze, um den Ausbruch zu manifestieren. Bei Nel ASA ging es sofort nach den Zahlen nach oben, hier beeindruckte der riesige Ordereingang im 3. Quartal. Auch die Nel-Aktie profitierte adhoc und ließ ihre Tiefststände bei 0,95 EUR beeindruckend zurück. Beides könnte sich aber in den nächsten Tagen als Strohfeuer erweisen.

    First Hydrogen – Nun werden die Lösungen für Tests ausgerollt

    Weit fortgeschritten ist der kanadische Wasserstoff-Spezialist First Hydrogen. Frühzeitig hat das Unternehmen erkannt, dass ein Batterieantrieb in der Logistikbranche nicht zielführend ist. Zu lange Ladezyklen und wenig Reichweite sind Determinanten, die ein Netz aus Lieferfahrzeugen bislang nicht rentabel erscheinen lassen.

    Die kanadische Regierung zeigt mit ihrem Schulterschluss zur US-Regierung den nötigen Rückhalt für die Einführung nachhaltiger Energie und erhöhtem Klimaschutz. Orientiert am amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) über rund 370 Mrd. USD, beabsichtigt man in Ottawa die Einführung von neuen Steuergutschriften zur Förderung von zukunftsgerichteten Investitionen. Die Vergünstigungen sehen Erleichterungen für die Finanzierung von Investitionen in saubere Energietechnologien wie z.B. die H2-Produktion einschließlich der Entwicklung von emissionsfreien Industriefahrzeugen.

    CEO Rob Campbell von First Hydrogen kommentiert: "Diese Ankündigung zeigt die allgemeine Dynamik, mit der die kanadische Clean-Tech-Branche ausgebaut wird. Sie erfolgte nur wenige Wochen nach den mutigen Maßnahmen der Vereinigten Staaten mit dem IRA und kurz vor der wichtigen COP27-Konferenz in Ägypten. Diese Initiativen stehen in vollem Einklang mit unseren Plänen zur Entwicklung grüner Wasserstoff-Ökosysteme in Kanada."

    Die ersten emissionsfreien leichten Nutzfahrzeuge (LCVs) von First Hydrogen werden in Kürze auf dem Horiba Mira Testgelände in der Nähe von Birmingham getestet. Weitere Demo-Fahrzeuge werden ab Januar für einen Zeitraum von 24 Monaten dann auf öffentlichen Straßen getestet. In der letzten Woche wurde das erste Testfahrzeug des Unternehmens am ITM/Motive-Standort in Essex mit Wasserstoff bei 700 Bar betankt. Die Hochdruck-Betankung ist ein wichtiger Leistungsparameter, um innerhalb weniger Minuten eine Reichweite von 400 bis 600 km zu ermöglichen. Nach der Inbetriebnahme können die Fahrer den Energiespeicher und den Energiefluss im Fahrzeug auf dem Display im Armaturenbrett sehen. Höchst spannend, welche Ergebnisse hier demnächst zu erwarten sind? Denn wenn die Fahrparameter gut ausfallen, dürfte einer Massenproduktion nichts mehr im Weg stehen.

    Die Aktie von First Hydrogen (FHYD) nahm bereits im Sommer ordentlich Fahrt auf und stieg in der Spitze auf 4,47 EUR. Zurzeit konsolidiert der Kurs wieder leicht auf 2,93 EUR und ermöglicht dem Wasserstoff-Fan eine erneute Einstiegschance. Entgegen dem verprügelten H2-Sektor kann die FHYD-Aktie auf eine solide 12-Monats-Performance von Plus 128% zurückblicken.

    Ballard Power – Die ersten Schritte für klimafreundliche Lösungen sind getan

    Die Unternehmen Ballard Power und AVL Powertrain sind verantwortlich für den H2-Antriebsstrang, der auch bei den Produkten von First Hydrogen zum Einsatz kommt. Die internationalen Technologiepartner sollten eine gute Vermarktung der Lösung ermöglichen, wenn der Test mit den Prototypen die gewünschten Erfolge liefert. Entscheidend ist im Bereich Logistik neben der Versorgungssicherheit auf jeden Fall die schnelle Betankung.

    Der weltweite Markt für leichte Nutzfahrzeuge (LCV) wurde im Jahr 2020 auf 463 Mrd. USD taxiert und wird laut Allied Market Research bis 2030 voraussichtlich 787 Mrd. USD erreichen. Emissionsfreie Mobilitätslösungen sind wesentlicher Bestandteil der Klimapläne der Europäischen Union, nur so kann der Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen bis 2035 verboten werden. Unter anderem hat die EU beschlossen, die CO2-Emissionen bei Neuwagen bis 2030 um 55% und bei neuen Kleintransportern um 50% im Vergleich zum Jahr 2021 zu senken.

    Die stationäre Produktion von Wasserstoff und die nötige Infrastruktur für dessen Verteilung ist damit entscheidend für den Erfolg der H2-Technologien. Zu Demonstrationszwecken baut Ballard Power zusammen mit Fusion Fuel in Portugal derzeit eine Anlage für die Produktion von grünem Wasserstoff. Das Demonstrationsprojekt, das aus 15 Fusion HEVO Solar-to-Hydrogen-Einheiten besteht, wird 15 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren und dabei 135 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Über ein 200 kW-Brennstoffzellenmodul von Ballard wird Strom produziert, der vom Partner Fusion Fuel dann in das portugiesische Stromnetz eingespeist wird. Die Unternehmen wollen damit demonstrieren, wie Wasserstoff als flexibler Energiespeicher und netzunabhängige Stromversorgung dienen kann. Ungeachtet der interessanten Technologien, darf der Investor nicht außer Acht lassen, dass Ballard Power bislang nur einen Quartalsumsatz von etwa 30 Mio. CAD erzielt, ein messbarer Gewinn soll dabei nicht vor 2027 erzielt werden. Das kanadische Unternehmen ist auch nach der Kursdrittelung noch mit dem 20-fachen Jahresumsatz bewertet.


    Die Wasserstoffbranche steht wegen ihrer Zukunfts-Technologie auf der COP27-Klimakonferenz erneut im Fokus. Noch sind die Projekte allesamt verlustträchtig, private Geldgeber werden zur Unterstützung der staatlichen Vorschubleistungen gesucht. Das bringt immer wieder Fantasie in die Branche. Investitionen sollten daher auf lange Zeit ausgerichtet sein, Trader nutzen das Momentum.


    Interessenskonflikt

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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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