Menü schließen




20.02.2024 | 04:45

Übernahmefieber im BioTech-Sektor! Folgen auf MorphoSys nun Defence Therapeutics, Evotec und Bayer?

  • Biotechnologie
  • Pharma
  • Krebsforschung
  • Onkologie
Bildquelle: pixabay.com

Nun ist passiert: Novartis bietet für MorphoSys. Wieder einmal zeigt sich, dass eine langanhaltende und nicht verstummende Gerüchteküche sich auch irgendwann bestätigt. Wer bei MorphoSys trotz stärkerer Abverkäufe im letzten Herbst bei der Stange geblieben ist, konnte jetzt über 300 % Gewinn einfahren. Richten wir die analytische Lupe auf den Sektor, stellen wir fest, dass seit dem schlimmen Jahr 2023 wieder Bewegung in das spekulative Börsensegment BioTech gekommen ist. Die Hoffnung auf baldigst sinkende Zinsen liefert neben einigen weiteren M&A-Hoffnungen beständige Zuflüsse in die börsennotierten Bio-ETFs mit der Folge, dass Fondsmanager ihre Gewichtungen zuletzt nach oben angepasst haben. Wir analysieren für Sie, wo die Musik derzeit am lautesten spielt.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , EVOTEC SE INH O.N. | DE0005664809 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003

Inhaltsverzeichnis:


    MorphoSys – Ist 68 Euro für die gescholtenen Aktionäre genug?

    Die Präsentation der Phase-3-Studiendaten zu Pelabresib auf der ASH-Jahrestagung im Dezember hatte zuerst verunsichert, aber die Investoren dann doch hinter dem Ofen hervorgelockt. Nach einem schnellen Ausverkaufstief bei 14,50 EUR schnellte der Wert in Etappen auf 30, dann 44 und schließlich bis auf 50 EUR nach oben. Mehrere charttechnische Widerstände konnten in Serie gebrochen werden. Zuerst wurden die Eindeckungen verschiedener Hedgefonds für den rasanten Höhenflug verantwortlich gemacht, im Hintergrund waren es aber die Übernahmespekulanten, welche am Markt größere Mengen aufsammelten. Der vom Schweizer Pharma-Konzern gebotene Übernahmepreis von 68 EUR bedeutet zwar ein Premium von mehr als 100 % zum gewichteten Aktienkurs der letzten 3 Monate, dennoch meldeten sich einige Branchenexperten zu Wort, die den Eigenkapitalwert nun etwas höher als die gebotenen 2,7 Mrd. EUR ansetzen würden. Denn mit Hilfe der Schweizer Vermarktungswege könnte das Medikament Pelabresib nach einer erhofften Zulassung durch FDA und EMA schnell zum Blockbuster avancieren.

    So wundert es nicht, wenn UBS und J.P. Morgan das Übernahme-Angebot als gut erachten und wie Vorstand und Aufsichtsrat unisono zur Annahme des Angebots raten. Wer dem Ganzen noch etwas mehr Hoffnung beimessen möchte, kauft die Aktie bei 64,70 EUR zu und wartet einfach ab, ob ein weiteres Angebot abgegeben wird oder ein höherer Squeeze-Out-Preis bezahlt werden muss. Trotz aller Euphorie ist die MorphoSys-Aktie weit weg von Ihrem Höchstkurs von über 135 EUR im Jahr 2020. Die meisten Investoren dürften daher immer noch auf massiven Verlusten sitzen.

    Defence Therapeutics – Gute Technologie, viel zu günstige Aktie

    Der kanadische Biotech-Spezialist Defence Therapeutics (DTC) ist mit seinem Wirkstoff ACCUM-002TM Dimer CDCA-SV40, allgemein als "AccuTOX®" in die heiße Phase der FDA-Bewertung "Study May Proceed" vorgestoßen. Die Zulassung von AccuTOX® als eine der ersten First-in-Class-Therapien des Unternehmens, ist ein gewaltiger Fortschritt für Defence im Bereich der Immunonkologie. Nun sind es nur noch ein paar Schritte bis zur Phase-1-Studie, die die bisherigen Ergebnisse mit Mäusen auch am Menschen zeigen soll. Sehr spannend!

    Für Defence ist das FDA-Votum ein wesentlicher Meilenstein, um im Jahr 2024 nun richtig durchzustarten, denn Anfang Januar wurde bereits bekannt, dass AccuTOX™ auch erfolgreich gegen Tumore in der Lunge getestet wurde. Der Wirkstoff stimuliert das Immunsystem und hemmt das Tumorzellenwachstum. Damit wird klar: Für die Kanadier könnten die Krebsimpfstoff-Therapien mit AccuTOX® schnell ein attraktives Aushängeschild im Bereich der Onkologie werden. Wenn Novartis für MorphoSys ganze 2,7 Mrd. EUR auf den Tisch legt, warum sollte dann ein innovatives Unternehmen wie Defence Therapeutics bei einer Bewertung von 57 Mio. EUR stehen bleiben? Mit einer angekündigten Refinanzierung von über 2 Mio. CAD soll weiteres operatives Working Capital eingeworben werden. Anfang Februar schloss das Unternehmen die erste Tranche über 850.500 CAD. Die Konditionen von 1,50 CAD je Aktie und einem Warrant bei 2,00 CAD sind äußerst attraktiv. Die Angebotsphase dürfte daher sehr bald enden.

    Am 21. Februar um 14:00 Uhr CET tritt Dr. Moutih Rafei, Vice President R&D vor die Kamera des International Investment Forums und berichtet über die neuesten Entwicklungen. Hier geht´s zur Anmeldung.

    Evotec und Bayer – Übernahme oder Zerschlagung?

    Wer auf die Kurse von Evotec und Bayer blickt, bekommt derzeit feuchte Augen. Mehr als 70 % haben die beiden Titel in den letzten drei Jahren verloren. Die Evotec-Aktie ist bereits seit Sommer 2021 auf dem absteigenden Ast. Komisch erscheint aus heutiger Sicht, dass der ausgeschiedene CEO Dr. Lanthaler noch immer Aktiengeschäfte aus diesen Jahren „nachmelden“ muss. Die BaFin sollte in diesem Fall umfangreiche Prüfungen anstellen, denn immerhin haben Aktionäre kumuliert mehr als 5 Mrd. EUR an Marktwertverlusten zu verkraften. Dass sich nach der guten Meldung zur Kooperation mit Advanced BioScience Laboratories auch hier Übernahme-Hoffnungen entfachen, liegt an der Spekulationswelle innerhalb des Sektors. Dennoch: Neuinvestoren sollte ihren Einstieg in Evotec genau prüfen, denn auch die SEC wird sich den Fall Lanthaler noch genauer ansehen.

    Die Bayer-Aktie kämpft seit der Übernahme von Monsanto gegen eine Klagewelle aus den USA an und hat auch Rückschläge in der Pharmasparte zu verkraften. Bayer ist ein Life-Science-Unternehmen mit einer über 150-jährigen Geschichte und Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit und Agrarwirtschaft. Nun werden Stimmen laut, die eine strikte Aufspaltung des angeschlagenen Konzerns fordern. Die CropScience-Sparte soll inklusive der Verschuldung aus der Monsanto-Übernahme abgespalten werden und auf eigenen Füßen stehen, damit die Quersubvention aus der Pharma-Sparte so schnell wie möglich beendet wird, so die Forderung von Aktionärsvertretern. Trotz aller Plausibilität glauben wir nicht an so ein Szenario, genauso wenig dürfte wegen schwelender Klagen in Milliardenhöhe eine Übernahme durch einen Dritten auf dem Plan stehen. Immerhin handelt Bayer mit einem KGV 2024e von 4,7 und schüttet obendrein über 7 % aus. Neu-Einsteiger sollten aber einen langen Atem mitbringen.

    MorphoSys schießt den Vogel ab und dürfte am Zenit angekommen sein. Bayer und Evotec kämpfen mit ihren Sonderproblemen und Defence Therapeutics ist u. E. zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Quelle: Refinitiv Eikon vom 19.02.2024

    Das Übernahme-Fieber ist wieder entbrannt. Noch konzentriert sich der Biotech-Sektor auf die Entwicklungen bei MorphoSys. Hier zeigt sich aber, dass Geduld bei innovativen Unternehmen irgendwann belohnt wird. Während Bayer und Evotec immer noch mit Problemen zu kämpfen haben, sollte die Übernahme-Phantasie wegen der guten Fortschritte auch bei der sehr günstigen Defence Therapeutics spürbar sein.


    Interessenskonflikt

    Gemäß §85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Apaton Finance GmbH sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Apaton Finance GmbH (nachfolgend „Relevante Personen“) derzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen hält bzw. halten und auf deren Kursentwicklungen spekulieren. Sie beabsichtigen insofern Aktien oder andere Finanzinstrumente der Unternehmen zu veräußern bzw. zu erwerben (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.
    Es besteht insofern ein konkreter Interessenkonflikt bei der Berichterstattung zu den Unternehmen.

    Die Apaton Finance GmbH ist daneben im Rahmen der Erstellung und Veröffentlichung der Berichterstattung in entgeltlichen Auftragsbeziehungen tätig.
    Es besteht auch aus diesem Grund ein konkreter Interessenkonflikt.
    Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Apaton Finance GmbH für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.

    Risikohinweis

    Die Apaton Finance GmbH bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf www.inv3st.de zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.

    Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Apaton Finance GmbH und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.

    Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Apaton Finance GmbH und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.


    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

    Mehr zum Autor



    Weitere Kommentare zum Thema:

    Kommentar von André Will-Laudien vom 25.07.2024 | 08:25

    Verdreifacht und immer noch im Turbo-Modus? BioNTech, CureVac, Bayer, Cardiol Therapeutics und Evotec?

    • BioTech
    • Pharma
    • Agrar
    • LifeScience
    • Impfstoffe

    An der Börse ist es geboten, die Spreu vom Weizen zu trennen. Kein einfaches Unterfangen ist dies im BioTech-Sektor. Denn schwierig wird es, wenn offene Studien zu ihrem Ende kommen und deren Ergebnisse dann interpretiert werden müssen. Nicht immer reagiert der Markt richtig auf die Verlautbarungen, was der diesjährige Fall der Übernahme von MorphoSys klar gezeigt hat. Denn während die Börse die vermeintlich schlechten Ergebnisse abstrafte, baute Novartis erste günstige Positionen auf, um die Münchener schließlich für 2,7 Mrd. EUR zu übernehmen. Ein 500 %-Deal war es vom Tiefststand bei etwa 12 EUR, der Akquisitionspreis lag bei hohen 68 EUR. Doch Chancen lauern immer wieder, hier eine Auswahl aussichtsreicher Kandidaten.

    Zum Kommentar

    Kommentar von André Will-Laudien vom 15.07.2024 | 04:45

    Heiße News im BioTech-Sektor! Wird Evotec übernommen? Wie steht´s um BioNTech, CureVac, Medigene und Bayer?

    • BioTech
    • Immunonkologie
    • Pharma
    • Impfstoffe
    • CropScience

    Ein NASDAQ-Korrekturtag mit einem Abschlag von 500 Punkten. Da ging am Donnerstag ein Zittern durch die Reihen. Nicht so beim DAX – just als viele US-Werte ins Taumeln geraten, geben einige Blue Chips richtig Gas. Es ist also eine Rotation im Gang. Raus aus den Blockbuster-Hightech-Titeln der letzten Monate, rein in die vielen vernachlässigten Aktien. Bayer dreht bei 25,50 und springt über 27 EUR, Evotec wird abgestuft und BioNTech streitet immer noch mit CureVac. Medigene hingegen, erwirkt eine weitere Patenterteilung zum Schutz seines T-Zell-Rezeptors in China. Wo stecken die Kaufkandidaten?

    Zum Kommentar

    Kommentar von Juliane Zielonka vom 05.07.2024 | 06:00

    Vidac Pharma, Biontech, GSK: Vorreiter im medizinischen Fortschritt - wer macht das Rennen?

    • Pharma
    • Onkologie
    • Krebs
    • Covid
    • Vogelgrippe

    Mit weltweit rund 20 Mio. Krebsdiagnosen pro Jahr werden dringend innovative Therapieansätze gesucht. Unternehmen wie Vidac Pharma entwickeln zurzeit neuartige Wege zur Behandlung von Krebs, die einen bahnbrechenden Durchbruch erzielen könnten. Grund ist die Entdeckung eines speziellen Enzyms und seiner Wirkungsweise. Gleichzeitig tobt ein Patentstreit zwischen Moderna und BioNTech, der die Zukunft der mRNA-Technologie maßgeblich beeinflussen könnte. Umso mehr gewinnt die strategische Partnerschaft zwischen GSK und CureVac an Bedeutung. Gelder in Milliardenhöhe zahlt der britische Konzern GSK für Rechte an Covid_19- und Grippeimpfstoffen, die CureVac entwickeln soll. Bei der Entwicklung eines Impfstoffes zu Pandemiezeiten fiel CureVac eher negativ auf. Kommt es jetzt zum Durchbruch?

    Zum Kommentar