25.07.2024 | 08:25
Verdreifacht und immer noch im Turbo-Modus? BioNTech, CureVac, Bayer, Cardiol Therapeutics und Evotec?
An der Börse ist es geboten, die Spreu vom Weizen zu trennen. Kein einfaches Unterfangen ist dies im BioTech-Sektor. Denn schwierig wird es, wenn offene Studien zu ihrem Ende kommen und deren Ergebnisse dann interpretiert werden müssen. Nicht immer reagiert der Markt richtig auf die Verlautbarungen, was der diesjährige Fall der Übernahme von MorphoSys klar gezeigt hat. Denn während die Börse die vermeintlich schlechten Ergebnisse abstrafte, baute Novartis erste günstige Positionen auf, um die Münchener schließlich für 2,7 Mrd. EUR zu übernehmen. Ein 500 %-Deal war es vom Tiefststand bei etwa 12 EUR, der Akquisitionspreis lag bei hohen 68 EUR. Doch Chancen lauern immer wieder, hier eine Auswahl aussichtsreicher Kandidaten.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
CARDIOL THERAPEUTICS | CA14161Y2006 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , EVOTEC SE INH O.N. | DE0005664809 , CUREVAC N.V. O.N. | NL0015436031 , BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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Evotec oder Bayer – Wer wird die Kurve zuerst nehmen?
Na geht doch! Gleich 3 Aufstufungen erntete die Evotec-Aktie in den letzten Tagen. Derweil gibt es die heiß erwarteten Halbjahreszahlen erst in knapp drei Wochen am 14. August. Offenbar hat die zuletzt erreichte technische Bodenbildung bei rund 8 EUR für Mut in den Analysten-Häusern gesorgt. Die schwierige Zeit nach der Lanthaler-Affäre scheint nun abgehakt, Investoren schielen deshalb wieder vermehrt auf die operative Seite. Zuletzt meldete sich die Investmentbank Jefferies zu Wort, nun lautete das Votum „Buy“ mit Kursziel 16 EUR – ein knapper Verdoppler zu den aktuellen 8,80 EUR. In das gleiche Horn schlägt die kanadische RBC. Bei Warburg in Hamburg lehnt man sich mit 18 EUR noch ein Stück weiter aus dem Fenster, hier gilt die Hoffnung der jüngsten Ausdehnung der Partnerschaft mit Sandoz. Es scheint, als wären die Segel schon vor dem Halbjahresreport gesetzt.
Bei Bayer geht die JoJo-Bewegung zwischen 25 und 28 EUR munter weiter. Da es aktuell keine neuen Klagen aus der Glyphosat-Ecke gibt, blicken die Anleger wieder zuversichtlicher auf die Pharma-Sparte. Hier stehen die nächsten Studiendaten zu Kerendia auf dem Plan. Der Wirkstoff gegen chronische Nierenerkrankungen könnte die Umsatzverluste bei Xarelto und Eylea eventuell wettmachen. Die Analysten von J.P. Morgan sehen das Kerendia-Event als Trigger und bleiben mit einem „Neutral“-Rating und Kursziel 34 EUR erstmal an der Seitenlinie. Kerendia ist bereits zugelassen und wird zur Behandlung von Erwachsenen mit krankhaftem Vorkommen des Proteins Albumin im Urin in Verbindung mit Diabetes Typ 2 eingesetzt. In Q1 konnten die Leverkusener damit bereits 85 Mio. EUR umsetzen, aus dem Tal der Tränen hilft das natürlich noch nicht. Die Q2-Zahlen gibt es bereits am 6. August.
Sowohl Evotec als auch Bayer dürften in der langen Korrekturbewegung nun ziemlich weit unten angekommen sein. Wir erwarten eine sukzessive Verbesserung der operativen Daten und mittelfristige Kursgewinne. Halten sie die technischen Widerstände bei 9,80 bzw. 28,80 EUR im Auge.
Cardiol Therapeutics – Dieser Wert sorgt für Begeisterung
Bei der kanadischen Biotech-Aktie Cardiol Therapeutics haben die Anleger derzeit wenig zu befürchten. Die an der Nasdaq notierte Aktie (CRDL) erlebte von Dezember bis Juni eine bemerkenswerte Rally, die von etwa 0,83 USD auf 2,97 USD steil verlief. Derzeit notiert die Aktie wieder bei 2,22 USD. Im Großen und Ganzen scheint diese Bewegung eine gesunde Konsolidierung zu sein. Um neue Anlegergruppen zu erreichen, ist es manchmal notwendig, dass frühe Anleger Gewinne mitnehmen.
Im Mittelpunkt des Interesses steht der vielversprechende Medikamentenkandidat CardiolRx™ von Cardiol Therapeutics. Ihre neuartige pharmazeutisch hergestellte orale Lösungsformulierung ist auf dem besten Weg, Menschen mit Herzbeutelentzündung und Myokarditis zu helfen. Die Forschung hat jahrelang gebraucht, um die Myokarditis mit therapeutischen Methoden anzugehen, da die Herzmuskelentzündung nicht von typischen Symptomen begleitet wird und daher schwer rechtzeitig zu erkennen ist. Oft folgt sie auf eine virale Infektion der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts. Seltener können auch andere Erreger oder Autoimmunerkrankungen zu dieser gefährlichen Herzerkrankung führen. Dies bietet CardiolRx™ die Chance, die erste von der FDA zugelassene Therapie für Myokarditis zu sein.
Die Chimera Research Group hat Cardiol im Rahmen der laufenden MAvERIC-Pilotstudie für rezidivierende Perikarditis, die im dritten Quartal 2024 abgeschlossen sein soll, näher untersucht. Cardiol Therapeutics präsentierte gute Topline-Daten für CardiolRx™ aus dem 8-wöchigen Behandlungszeitraum der Studie, die bemerkenswert mit den frühen Daten übereinstimmen, die den Startschuss für ein beschleunigtes Phase-3-Entwicklungsprogramm für das eine von der FDA zugelassene Medikament gegen rezidivierende Perikarditis gaben.
Chimera ist sehr optimistisch, was den weiteren Verlauf der Studie angeht, und sieht den jüngsten Kauf von 50.000 CRDL-Aktien durch CEO David Elsley als Beleg dafür, dass der Kursrückgang als attraktiver Einstiegspunkt betrachtet werden sollte. Bei einem Aktienkurs von 2,22 USD wird das Unternehmen derzeit mit knapp 141 Mio. EUR bewertet. Einsammeln!
CureVac und BioNTech – Der ewige Streit geht weiter
Immer wieder Trouble an der Gerichtsfront. Der U.S.-Prozess zwischen CureVac und BioNTech/Pfizer ist vom Bezirksgericht in Virginia nun auf den 3. März 2025 festgelegt worden. Die Klage geht zurück auf wesentliche Patenverletzungen im Zeitraum der Corona-Pandemie. Die Partner BioNTech und Pfizer konnten mit dem weltweit vertriebenen Impfstoff Comirnaty Milliarden-Umsätze und Gewinne erzielen, während CureVac schon damals auf die angebliche Patentverletzung pochte. Nun werden die Themen einzeln verhandelt, ein Ergebnis ist wohl nicht vor Mitte 2025 zu erwarten. Alleiniger Kläger verbleibt auch CureVac, nachdem eine außergerichtliche Einigung mit Acuitas Therapeutics erzielt wurde. Für den 10. September 2024 ist nun eine Anhörung vor dem Landgericht Düsseldorf angesetzt, die das europäische Patent zu getrennten Poly-A Sequenzen und ein Gebrauchsmuster betrifft.
Sollte CureVac obsiegen können, wären wohl Zahlungen im hohen zweistelligen oder dreistelligen Millionenbereich zu erwarten. Die BioNTech-Aktie ist derzeit mit 793 Mio. EUR an der Börse bewertet. Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon erwarten für BioNTech im laufenden Jahr einen Umsatzrückgang von 3,8 auf 2,7 Mrd. EUR. Dabei soll ein negatives EBIT von 930 Mio. EUR anfallen. Noch immer votieren 8 von 19 Analysten mit Kauf, die mittlere Kurserwartung liegt bei 108 USD gegenüber einer aktuellen Notiz von 83,5 USD. Sehr interessant könnte die Aktie von CureVac werden, wenn die Richter sich auf die Seite der Tübinger schlagen.
Manchmal wundern sich Investoren über eingeschlafene Füße. Kann passieren, denn Aktien laufen nicht immer rauf oder runter. Im Fall von BioNTech, Bayer und Evotec gibt es zumindest klare Anzeichen für eine Bodenbildung. CureVac hat schon positive technische Signale gesetzt. Und Cardiol Therapeutics darf nach einer Mega-Rally auch mal konsolidieren. Mit sinkendem Einstiegslevel können dann auch die vielen Zuschauer endlich wieder mit von der Partie sein. Denn die Party geht weiter!
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