23.02.2021 | 04:50
TUI, Marble Financial, Zalando – Kann das aufgehen?
Der Kunde ist König! Hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit manchmal ziemlich weit auseinander. Unternehmen, die ihre Kunden und deren Wünsche kennen, verstehen und erfüllen besitzen eine größere Chance profitabel zu arbeiten. Wir stellen Ihnen drei Unternehmen vor, bei denen ganz unterschiedliche Zielgruppen im Fokus stehen. Es stellt sich die Frage: glückliche Kunden = glückliche Aktionäre? Wir verraten Ihnen, wo die Gleichung aufgeht.
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Autor:
Carsten Mainitz
ISIN:
CA5660551097 , DE000TUAG000 , DE000ZAL1111
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Carsten Mainitz
Der gebürtige Rheinland-Pfälzer ist seit mehr als 25 Jahren leidenschaftlicher Börsianer. Nach seinem BWL-Studium in Mannheim arbeitete er als Journalist, im Equity Sales und viele Jahre im Aktienresearch.
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TUI AG – Pendel der Pandemie
WKN: TUAG00 ISIN: DE000TUAG000 Symbol: TUI1
Der führende europäische Tourismuskonzern leidet enorm unter der Corona-Pandemie. Etliche Kapitalspritzen sorgten in den letzten Monaten dafür, dass die Lichter bei der Gesellschaft nicht ausgegangen sind. Der Kurs der Holding notierte phasenweise unter 2 EUR. Wenig überraschend spiegelt sich eine Verbesserung der Pandemie-Lage schnell in der Notierung der Anteilscheine wider. Gestern konnte das Papier im Zuge von positiven News bereits zulegen. Denn eine Untersuchung des israelischen Gesundheitsministeriums belegt, dass der Biontech-Impfstoff die Virus-Übertragung mit einer rund 90%igen Wahrscheinlichkeit stoppt. Diese Meldung nimmt viel Unsicherheit.
Am 9. Februar veröffentlichte der Konzern die jüngsten Quartalsdaten von Oktober bis Dezember. Diese stellen, aufgrund eines vom Kalenderjahr abweichenden Geschäftsjahres, das erste Quartal dar. Das Zahlenwerk ist verheerend: ein Umsatzrückgang von 88% auf 468 Mio. EUR und der Anstieg des Verlusts von 105 Mio. EUR auf 813 Mio. EUR. Zwar gelang es, im Dezember ein weiteres Finanzierungspaket im Volumen von 1,8 Mrd. EUR zu sichern und somit nach Unternehmensaussage über genügend Liquidität bis zur Einsetzung einer Erholung zu verfügen, aber die Krisensituation des Konzerns ist noch nicht überstanden. TUI geht von einer deutlichen Erholung in der kommenden Sommersaison aus und verweist auf Buchungen von bereits 2,8 Mio. Gästen.
Angesichts einer zum Bilanzstichtag negativen Eigenkapitalquote von 5% und einer Nettoverschuldung von rund 7 Mrd. EUR, muss der Konzern bald wieder profitabel werden. Eine erst spät einsetzende Erholung der Reisebranche als unterstellt, könnte gefährlich in Bezug auf Schulden und Liquidität werden. Auch wenn dann wieder Staatshilfen und Kapitalmaßnahmen greifen würden, könnten Aktionäre massiv verwässert werden. Die Aktie wird in nächster Zeit bestimmt vom Sentiment im Zuge der Fortschritte von Impfungen und der Pandemie-Bekämpfung beflügelt werden. Anleger sollten sich bei weiteren Kurssteigerungen, auf dem Weg zur 6-Euro-Marke, sukzessive aus dem Papier verabschieden. Unternehmensbewertung, Profitabilität und Risikostruktur passen einfach nicht zusammen.
MARBLE FINANCIAL INC - Wohlfühlfaktor
WKN: A2PVRD ISIN: CA5660551097 Symbol: 2V0
Beim kanadischen Fintech Marble Financial Inc. dreht sich alles um die „Financial Wellness“ seiner Kunden. Das in Vancouver ansässige Unternehmen hat mit MyMarble eine innovative, datengesteuerte und personalisierte Plattform kreiert, die Kanadiern hilft, Schulden zu verwalten und die eigene Kreditwürdigkeit zu verbessern. Direkt daraus abgeleitet profitieren Nutzer durch günstigere Kredite oder dem Wideraufbau einer Kreditwürdigkeit. Generell hilft die Plattform auch dabei individuelle Budgets zu erstellen und die Fortschritte auf dem Weg zur Realisierung individueller finanzieller Ziele zu verfolgen. Die Plattform setzt auch stark auf die (Weiter-) Bildung der Nutzer.
Marble berichtet nahezu im Wochentakt über neue Kooperationen und Partnerschaften. Strategisch will sich die Gesellschaft mit der Einbettung in ein großes, wachsendes Netzwerk als Marktführer im Bereich finanzielles Wohlbefinden (Financial Wellness) etablieren. Letzte Woche berichteten die Kanadier über die erste White-Label-Vertriebsvereinbarung mit Canadian Financial, welche einen echten Mehrwert für Anwender hat. User erhalten nun Zugang zu dem breiten Netzwerk des Kreditanbieters. Beide Gesellschaften verbindet die Motivation, Konsumenten aus bislang unterversorgten Gruppen zu informieren und weiterzubilden und ihnen eine größere finanzielle Flexibilität zu ermöglichen.
Der innovativen Gesellschaft gelangen in den letzten Monaten wichtige Finanzierungsschritte. Marble will mit einem klaren Profil wachsen und vergrößert ständig sein Netzwerk. Sukzessive wird sich dies dann auch monetarisieren. Mit einem Börsenwert von 20 Mio. CAD ist die Gesellschaft wirklich sehr moderat bewertet.
ZALANDO SE – Großaktionär will Komplettausstieg
WKN: ZAL111 ISIN: DE000ZAL1111 Symbol: ZAL
Nicht nur die Kunden konnten in den letzten Monaten vor Glück schreien, sondern auch die Aktionäre. In der letzten Woche erreichten die Anteilscheine von Zalando mit knapp 103 EUR ein neues Allzeithoch. Dann gab der Großaktionär, die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik, bekannt, die Hauptversammlung im April über die Ausschüttung von Zalando-Aktien als Dividende abstimmen zu lassen. Die Transaktion soll dann in Q2 abgeschlossen werden. Rund die Hälfte der Stimmrechtsinhaber hätten bereits ihre Unterstützung dieser Pläne signalisiert, berichteten die Schweden.
Dabei geht es um die komplette 21%-Beteiligung, die Kinnevik an den Berlinern hält und welche aktuell rund 5 Mrd. EUR wert ist. Das Vorhaben hat dem Kurs der Aktie bislang eine Korrektur von rund 10% beschert. Die Schweden hatten sich bereits 2010 an der 2008 gegründeten Zalando beteiligt und wollen nun nach einem sehr erfolgreichen Investment, die Mittel in andere Projekte stecken.
Es kann gut sein, dass die Aktie in den nächsten wenigen Monaten korrigiert. Es ist wahrscheinlich, dass die „Zalando-Dividende“ von den Kinnevik-Aktionären realisiert wird und somit ein Verkaufsdruck entsteht. Die aktuellen Kursziele von der UBS und der Baader Bank von 117 bzw. 115 EUR zeigen, wo es dann bald wieder hingehen sollte.
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