20.02.2024 | 06:05
thyssenkrupp nucera, dynaCERT, Plug Power - Wasserstoffaktien: Kaufen oder abwarten?
Angesichts globaler Bemühungen, den CO2-Ausstoß zu verringern, rückt Wasserstoff als vielversprechende Alternative in der Transportbranche in den Fokus. Insbesondere locken die kurzen Tankzeiten und größeren Reichweiten von Wasserstoff, die die Probleme der Elektromobilität lösen könnten. Die Flottenbetreiber müssen auch angesichts der geforderten Einsparungen seitens der Regierung aktiv werden. Trotz des deutlichen Potenzials für eine nachhaltigere Mobilität befinden sich Wasserstoffunternehmen derzeit an den Börsen in einer schwierigen Lage, geplagt von Marktunsicherheiten und den Herausforderungen einer sich erst entwickelnden Technologie. Wir sehen uns daher heute drei Unternehmen an, deren Geschäftsbasis auf Wasserstoff beruht.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
DYNACERT INC. | CA26780A1084 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020 , THYSSENKRUPP NUCERA AG & CO KGAA | DE000NCA0001
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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thyssenkrupp nucera – startet gut ins Jahr
Die Europäische Union kündigte Mitte Februar die Bereitstellung von Fördermitteln in Höhe von 6,9 Mrd. EUR für saubere Technologien an. Von dieser Initiative dürfte auch thyssenkrupp nucera profitieren. Das Unternehmen bietet führende Technologien für die Produktion von grünem Wasserstoff und die Elektrolyse auf industrieller Ebene, um umweltfreundliche Prozesse zu unterstützen und die Industrie emissionsärmer zu gestalten. Wie auch bei anderen Wasserstoffunternehmen müssen zuerst Investitionen getätigt werden. Das drückt auf das EBIT.
Dabei startete man im 1. Quartal mit einem starken Wachstum ins neue Geschäftsjahr 2023/2024. Der Elektrolysespezialist verzeichnete einen Auftragseingang von 175,5 Mio. EUR, wobei besonders der Bereich Alkalische Wasserelektrolyse (AWE) mit einem Anstieg von 34 % auf 109,1 Mio. EUR hervorstach. Der Umsatz stieg um 34,6 % auf 208,3 Mio. EUR, wobei das AWE-Geschäft einen Umsatz von 120,6 Mio. EUR generierte. Das EBIT fiel auf -0,9 Mio. EUR wegen Anlaufkosten im Wasserstoffbereich. Die Prognose für das Geschäftsjahr sah ein deutliches Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Prozentbereich vor.
Damit lag man über den Erwartungen der Analysten, die weniger Umsatz und ein höheres Minus beim EBIT prognostiziert hatten. Im Gegensatz zu anderen Wasserstoffanbietern weist der Konzern einen positiven Nettogewinn von rund 2,8 Mio. EUR aus. Der Auftragsbestand lag nach dem 1. Quartal bei fast 1,34 Mrd. EUR. Die Zahlen überzeugten auch die Analysten. Die Deutsche Bank und Berenberg gaben im Februar Kaufempfehlungen mit Kurszielen zwischen 22 und 29 EUR heraus. Davon ist die Aktie, die im Sog des negativen Wasserstoffumfelds mit nach unten gezogen wurde, derzeit noch gut 40 % entfernt. Sie handelt aktuell bei 15,46 EUR.
dynaCERT – vor der Verra Zertifizierung
Weltweit wird an Wasserstoff-LKWs geforscht, selbst Daimler Truck hat sich dazu entschieden, auch selbst LKWs mit Wasserstoffantrieb zu entwickeln. Doch diese Entwicklung braucht Zeit. Im Anschluss muss die Infrastruktur aufgebaut werden. Auch das geht nicht von heute auf morgen. Will ein Flottenbetreiber dennoch seine Emissionen reduzieren, bietet dynaCERT mit der HydraGEN™-Technologie eine Möglichkeit, seine Kohlenstoffemissionen bei Dieselmotoren zu reduzieren und zusätzlich beträchtliche Kraftstoffeinsparungen sowie motorbezogene Vorteile zu gewinnen. Dies gelingt mit Wasserstoff- und Sauerstoffinjektionen in den Verbrennungsprozess, der dadurch optimiert wird.
Neben den Einsparungen will das Unternehmen in Zukunft auch CO2-Zertifikate generieren. Hier arbeitet das Unternehmen mit Verra zusammen und hat mittlerweile alle Hürden genommen. Zuletzt wurde der letzte fehlende Bewertungsbericht, der von Earthhood Services erstellt wurde, eingereicht. Dementsprechend sollte das Unternehmen die Zertifizierung nach Sichtung seitens Verra erhalten. Das würde dem Unternehmen ein weiteres Verkaufsargument an die Hand geben. Doch auch so konnte das Unternehmen seine Verkaufszahlen im vergangenen Jahr deutlich steigern. Dabei gab es neben Neubestellungen auch etliche Nachbestellungen, was dafür spricht, dass die HydraGEN™ Technologie überzeugt hat.
Das System wurde auch bei der Dakar Classic 2024 vom Team Holeshot Competition in der LKW-Kategorie eingesetzt. Das Team erreichte damit den 3. Platz, was auf die Markenbekanntheit von dynaCERT einzahlt. Zuletzt kündigte das Unternehmen eine Privatplatzierung über 6 Mio. CAD an, von denen bislang 3,86 Mio. CAD abgeschlossen sind. Der Rest kann noch in den kommenden Tagen vermittelt werden. Wer mehr über das Unternehmen wissen möchte kann sich die Unternehmenspräsentation auf dem International Investment Forum am 21. Februar ansehen und dort auch Fragen stellen. Die Aktie läuft seit Mitte Januar in einer engen Seitwärtsphase zwischen 0,145 und 0,17 CAD und notiert aktuell bei 0,155 CAD.
Plug Power – 2. Anlage produziert grünen Wasserstoff
Plug Power war einst der strahlende Stern der Wasserstoff Branche. Ende Januar 2021 markierte die Aktie ihr Allzeithoch bei 75,49 USD. Am 18. Januar lag der Wert nur noch bei 2,26 USD. Vorausgegangen waren viele verfehlte Ziele aufgrund von zu hohen Prognosen, die steigenden Zinsen, Unsicherheiten in den Märkten, Verzögerungen bei Projekten und letztlich die Bekanntgabe, dass das Unternehmen nicht weiß, ob es in 12 Monaten noch zahlungsfähig sein wird. Nach all den schlechten Nachrichten gab es zuletzt vermehrt positive Nachrichten.
Am 23. Januar startete, wenn auch mit Verspätung, die Produktion von flüssigem grünem Wasserstoff in der Anlage in Georgia, die als die größte der USA gilt. Die Anlage verwendet 8 PEM-Elektrolyseure. Sie produziert täglich 15 t flüssigen Wasserstoff, der zur Stromversorgung von etwa 15.000 Gabelstaplern ausreicht. Die ersten Lieferungen an Kunden sind bereits erfolgt. Am 6. Februar startete auch das Werk in Tennessee die Produktion von etwa 10 t grünem Wasserstoff pro Tag. Die Anlageneffizienz konnte nach Unternehmensangaben durch Designanpassungen verbessert werden. Durch den eigenen produzierten grünen Wasserstoff sollten die Durchschnittskosten für Plug Power sinken. Bisher musste das Unternehmen den Wasserstoff komplett einkaufen.
Anfang Februar konnte man sich einen Auftrag in Europa über die Lieferung eines Basic Engineering and Design Package für ein 500-Megawatt-Elektrolyseur-Projekt sichern. Davor gab es lange Zeit keine größeren Aufträge. Die Zahlen für das 4. Quartal sollen am 28. Februar vorgelegt werden. Da die positiven Nachrichten erst im kommenden Quartal einen Effekt haben werden sind von den kommenden Zahlen wenig Impulse zu erwarten. Neben einer Kapitalmaßnahme will Plug Power mit einem Kostensenkungsprogramm bis zu 75 Mio. USD im Jahr einsparen und so das finanzielle Überleben sichern. Die Aktie konnte sich von seinen Tiefstständen in diesem Jahr erholen und notiert aktuell bei 3,96 USD.
Wasserstoff kann in vielerlei Hinsicht dabei helfen, die Emissionen weltweit zu reduzieren. Noch steht viel Entwicklungsarbeit bevor. thyssenkrupp nucera hat es immerhin geschafft, schon einen Nettogewinn zu erwirtschaten und das trotz erhöhter Investitionen im Wasserstoffbereich. dynaCERT nutzt Wasserstoff, um den Verbrennungsprozess bei Dieselmotoren zu verbessern und kann damit direkt einen Beitrag zur Emissionsreduktion leisten. Bei einer Verra Zertifizierung gibt es einiges Aufwärtspotenzial. Plug Power versucht den Turnaround hinzubekommen. Kosten senken und Margen erhöhen steht auf dem Programm. Ob die Maßnahmen ausreichen, muss abgewartet werden.
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