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30.08.2022 | 05:10

Plug Power, dynaCERT, First Hydrogen – Die Gewinner der Wasserstoff-Revolution

  • Wasserstoff
  • erneuerbare Energien
  • Brennstoffzelle
Bildquelle: pixabay.com

Die Zeit drängt und die westliche Welt ist in Aufruhr. Zu den ohnehin eng gesteckten Zielen zum Erreichen der CO2-Neutralität kam mit den ausgerufenen Sanktionen gegen russisches Erdöl und Erdgas noch einmal zusätzlich Druck auf die Pipeline. Große Hoffnungen legt die Politik auf die Wasserstoff-Technologie. Die gemeinsame Absichtserklärung, in Wasserstoff zu investieren und einen transatlantischen Lieferkorridor zwischen Kanada und Deutschland einzurichten, bedeutet einen Quantensprung. Die Partnerschaft läutet für Unternehmen aus dem Wasserstoffsegment eine Art Sonderkonjunktur ein und verspricht Chancen auf künftig überproportional steigende Gewinne.

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: Stefan Feulner
ISIN: PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020 , DYNACERT INC. | CA26780A1084 , First Hydrogen Corp. | CA32057N1042

Inhaltsverzeichnis:


    First Hydrogen – Mit Wucht nach Nordamerika

    Der neue Stern am Wasserstoffhimmel zündet die nächste Stufe und plant die Expansion nach Nordamerika. Durch die geplante Wertschöpfungskette könnten die Kanadier dabei von mehreren Seiten an die aufgelegten Subventionstöpfe der kanadischen Regierung gelangen. Mit dem „Clean Fuel Standard“ entwickelten Trudeau & Co. ein Programm, das die Finanzierung für emissionsfreie mittelschwere und schwere Fahrzeuge unterstützt. Insgesamt sollen über einen Zeitraum von vier Jahren 547,5 Mio. CAD bereitgestellt werden. Zudem sind bereits 3 Mrd. CAD im Haushalt 2022 für emissionsfreie Fahrzeuge und die entsprechende Infrastruktur reserviert.

    First Hydrogen arbeitet mit globalen Partnern wie Ballard Power und AVL Powertrain UK am Wasserstoff-Nutzfahrzeug der Zukunft. Dabei wird auf bestehende Technologien und ein bewährtes Fahrgestell zurückgegriffen, was Zeit- und Kostenvorteile schafft. Die ersten Testfahrten der beiden produzierten Demonstrationsfahrzeuge zur Betriebsbereitschaft sind bereits abgeschlossen. Die Brennstoffzellensysteme, einschließlich des von Ballard Power Systems gelieferten Stacks, wurden einer umfassenden Kalibrierung und Prüfung unterzogen. Anfang 2023 will das Unternehmen mit großen Fuhrparkbetreibern Betriebsversuche unter Praxisbedingungen tätigen.

    Neben dem Utility Van stehen Betankungssysteme sowie die eigene Produktion von grünem Wasserstoff auf der Agenda. So wurde mit der aus Aachen in Deutschland stammenden FEV Consulting GmbH eine Kooperation unterzeichnet, um einen Prototypen für ein maßgeschneidertes Betankungssystem für den Markt der Wasserstoff-Mobilität zu entwickeln. In Großbritannien wurden vier Standorte zur Herstellung von grünem Wasserstoff identifiziert, bereits zwei Projekte wurden über die Tochtergesellschaft First Hydrogen Limited für eine erste Finanzierungsrunde beim Net Zero Hydrogen Fund der britischen Regierung eingereicht. Durch die Förderung der kanadischen Regierung plant First Hydrogen nun, auch in Nordamerika, vornehmlich in Kanada, weitere Produktionsstätten zu erschließen.

    Im laufenden Jahr konnte First Hydrogen die Peer-Group outperformen, liegt jedoch mit einer Marktkapitalisierung von rund 210 Mio. CAD deutlich hinter den 'Plug Powers' und 'Nel Asas'. Die Visionen vom erstklassigen Management sind groß. Sollten diese nur ansatzweise durchgeführt werden, könnte in den nächsten Jahren die Bewertung zur Konkurrenz angepasst werden.

    dynaCERT – Kleine Schritte zum Ziel

    Durch hohe Volatilität fiel die Aktie des kanadischen Energieunternehmens auf. dynaCERT entwickelt und vertreibt Technologien zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen. Seit Anfang des Jahres verlor die Aktie der Kanadier rund 66% auf 0,10 CAD an Wert. Erfahrene Chartisten konnten hier jedoch bereits eine Bodenbildung erkennen, zumal der RSI als auch der MACD eine deutlich überverkaufte Situation aufzeigten. Mit dem Ausbruch über die Marke von 0,15 CAD wurden wohl einige Short-Seller auf dem falschen Fuß erwischt, so dass sich die dynaCERT-Aktie innerhalb einer Woche noch einmal auf 0,33 CAD mehr als verdoppeln konnte. Durch den raschen Anstieg zeigte sich die Aktie überhitzt und korrigierte in den folgenden Handelstagen zurück auf 0,22 CAD. Technisch wäre noch eine Kurslücke zu schließen, die bei aktuell 0,15 CAD am Ausbruchsniveau verläuft.

    Fundamental konnte dynaCERT Erfolge hinsichtlich des Antrags im Rahmen des Verified Carbon Standard-Programms von Verra feiern. So gab das Unternehmen bekannt, dass der Chief Program Development and Innovation Officer von Verra ein Abkommen mit Earthood Services Private Limited unterzeichnet hat, um unabhängige Verifizierungsdienstleistungen in Zusammenhang mit dem Antrag von dynaCERT im Rahmen des Verified Carbon Standard- Programms zu erbringen. Bisher konnten zwischen dynCERT und Verra mehrere Schritte hinsichtlich der Emissionszertifikatinitiativen durchlaufen werden. Nun stehen lediglich die Punkte an, dass Verra einen zugelassenen Validierer mit der Erbringung von Dienstleistungen in Zusammenhang mit der "Methodenvalidierung" gemäß den im Abkommen und den VCS-Bestimmungen festgelegten Bedingungen beauftragt.

    Aktuell sind die die Parteien dynaCERT, Earthood, Verra und der Berater von dynaCERT, International Environmental Partners Limited damit beschäftigt, das VCS-Verfahren abzuschließen, damit die Emissionszertifikate von dynaCERT den Verified Carbon Standard von Verra erreichen. Jim Payne, President und CEO von dynaCERT, äußerte sich folgendermaßen: „dynaCERT freut sich, nun jenen Punkt erreicht zu haben, an dem Verra die Beauftragung von Earthood zur Verifizierung unseres Antrags gemäß dem Verified Carbon Credit Standard genehmigt hat, und wir danken den beiden für diesen wichtigen Meilenstein.“

    Personell konnten sich die Kanadier mit der Ernennung von Jeff Zajac zum Director des Unternehmens weiter verstärken. Dieser ist Gründer und CEO von Facial Stats AI, einem Unternehmen, das auf neuronale Netze, Computer Vision und künstliche Intelligenz auf dem kanadischen, US-amerikanischen, mexikanischen und mittelamerikanischen Markt spezialisiert ist. Fakt ist, sollte der endgültige positive Bescheid von Verra kommen und das „Verra Verified Carbon Standard-Siegel“ an dynaCERT ausgehändigt werden, dürften die kürzlich erreichten Zwischenhochs der Geschichte angehören. Operativ würde der Bescheid zudem größere Kunden anlocken, so dass der Roll-Out der vielversprechenden Technologien quasi ein Selbstläufer werden könnte.

    Plug Power – Vorsicht Verwässerung

    Die Geschichte wiederholt sich. Was gerade als Sensationsdeal zwischen Plug Power und Amazon gefeiert wurde, gab es in der Vergangenheit des Öfteren und ist eine geschickte Finanzierungsstrategie des umtriebigen Plug Power-CEO Andy Marsh.

    Im Jahr 2017 verkaufte Plug Power bereits schon einmal Optionsscheine an Amazon, die dem Online-Giganten das Recht einräumten, bis zu 23%, rund 55.286.696 Stammaktien des Unternehmens, gekoppelt an das Eintreten verschiedener Ereignisse, zu erwerben. Das Geschäft wurde teilweise abgeschlossen, um Amazon dazu zu bewegen, bis zu 600 Mio. USD bei Plug Power zu investieren, damit die Optionsscheine gültig werden. Im vergangenen Jahr wurden diese Optionen als unverfallbar erklärt, Amazon konnte dadurch über die Warrants frei verfügen. Der Ausübungspreis lag bei 6,00 USD. Da Amazon nicht in der Aktionärsstruktur auftaucht, wurden die Stücke 2021 mit einem deutlichen Gewinn verkauft. Einen ähnlichen Deal über die gleiche Anzahl schloss Plug Power im Juli 2017 mit Walmart ab.

    Für Plug Power stellt der aktuelle Deal mit Amazon natürlich eine Wachstumschance dar und könnte dem Unternehmen helfen, sein Umsatzziel von 3 Mrd. USD im Jahr 2025 zu erreichen. Jedoch wird durch die Ausübung der Warrants eine deutliche Verwässerung vollzogen. Somit zahlen wie einmal mehr die restlichen Aktionäre die Zeche. Vergessen Sie nicht, Plug Power ist keine Erfolgsgeschichte an der Börse. Seit dem IPO 1999 verlor die Aktie 85% an Wert.


    Das Abkommen zwischen Deutschland und Kanada bedeutet einen Quantensprung in der Wasserstoffbranche. First Hydrogen könnte durch die Expansion nach Kanada profitieren. dynaCERT dürfte nach dem Erhalt eines positiven Beschlusses durch Verra zu neuen Ufern eilen. Bei Plug Power ist trotz des Amazon-Deals Vorsicht geboten.


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    Der Autor

    Stefan Feulner

    Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.

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