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07.02.2024 | 05:10

Novo Nordisk, Cardiol Therapeutics, Morphosys – Biotechs im Höhenrausch

  • Biotechnologie
  • Akquisitionen
Bildquelle: pixabay.com

Nach einem eher enttäuschenden Börsenjahr 2023 herrscht Goldgräberstimmung im Biotechnologie- und Pharmasektor. Größen wie Eli Lilly, Vertex, Amgen oder Novartis laufen von Hoch zu Hoch und besitzen enormes Momentum. Zudem nehmen die Akquisitionen in den letzten Monaten drastisch zu. Dabei liegen die Übernahmepreise meist deutlich über den aktuellen Aktienkursen der notierten Unternehmen. Durch den Druck, den die Pharmariesen aufgrund auslaufender Lizenzen verspüren, dürfte diese Welle weiter zunehmen.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: Stefan Feulner
ISIN: NOVO-NORDISK NAM.B DK-_20 | DK0060534915 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003 , CARDIOL THERAPEUTICS | CA14161Y2006

Inhaltsverzeichnis:


    Morphosys geht an die Schweiz

    Lange hielten sich Gerüchte um eine mögliche Übernahme durch einen Pharmariesen. Jetzt ist es Gewissheit. Den Zuschlag für den Kauf des deutschen Biotechurgesteins erhielt die Schweizer Novartis. Bereits am Montag berichtete die Nachrichtenagentur Reuters von fortgeschrittenen Gesprächen, wodurch sich die Morphosys-Aktie um rund 35 % verteuerte. Mit der Veröffentlichung der Akquisition stieg der Kurs um weitere 15 % auf 65,65 EUR.

    Insgesamt legen die Schweizer für das Münchner Unternehmen 2,7 Mrd. EUR auf den Tisch, was einem Gegenwert von 68 EUR pro Aktie gleichkommt. Novartis erwirbt durch den Erwerb Zugang zu Pelabresib, einem Medikament, das zur Behandlung einer seltenen Form von Blutkrebs, der Myelofibrose, verwendet wird. Obwohl die anfänglichen Ergebnisse der letzten Phase der klinischen Tests von Pelabresib, die im November präsentiert wurden, bei den Anlegern Enttäuschung hervorriefen, da es nicht gelang, wichtige sekundäre Ziele wie die Linderung von Krankheitssymptomen ausreichend zu erreichen, sorgten spätere Ergebnisse aus der Studie für erneuten Optimismus.

    Morphosys beabsichtigt, bis zur Mitte des Jahres Zulassungsanträge in den USA und Europa zu stellen, und ist der Ansicht, dass Pelabresib auch bei anderen Krankheitsbildern wirksam sein könnte. Allerdings gestaltet sich die breite Kommerzialisierung von Medikamenten für ein unabhängiges Biotechnologieunternehmen als herausfordernd.

    Die Übernahme steht Novartis zufolge noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen, die Mindestannahmeschwelle liegt hier bei 65 %. Novartis will die Transaktion noch im ersten Halbjahr 2024 abschließen und anschließend ein Delisting der Morphosys AG durchführen.

    Cardiol Therapeutics – Der nächste Übernahmekandidat

    Ob, Novartis, Roche oder Pfizer, die Pharmafirmen stehen unter enormen Akquisitionsdruck. Der Grund dafür ist einleuchtend. Viele Patente umsatzstarker Präparate laufen in naher Zukunft aus. Betroffene Arzneimittel können dann von anderen Unternehmen kopiert und weit günstiger angeboten werden. Somit suchen die Giganten ständig nach neuen, bahnbrechenden Medikamenten. Die interne Arzneimittelentwicklung dauert jedoch zu lange, wodurch ein Merger eine effektive und schnelle Lösung ist, die Pipelines mit Innovationen zu füllen und die drohenden Umsatzverluste auszugleichen.
    Somit dürfte auch das kanadische Biowissenschaftsunternehmen Cardiol Therapeutics schon längst auf den Zetteln von Big Pharma stehen, vor allem, wenn man die Börsenbewertung von lediglich 107,18 Mio. CAD im Vergleich zu den Entwicklungsstadien der beiden Studien setzt.

    So fokussiert sich Cardiol Therapeutics mit seinem führenden niedermolekularen Wirkstoffkandidaten CardiolRx™, basierend auf Cannabidiol, auf die Entwicklung von Therapien für Herzerkrankungen. Aktuell befinden sich zwei vielversprechende Studien in der Phase II. Bei der MAvERIC-Pilotstudie zur Behandlung von wiederkehrender Herzbeutelentzündung konnten bereits im vierten Quartal mehr als 50 % der notwendigen Patienten rekrutiert werden. Durchgeführt wird die Studie, die im ersten Quartal 2024 abgeschlossen werden soll, von acht spezialisierten Forschungszentren in den USA. Anschließend soll direkt in den USA und der EU der FDA-Status "Orphan Drug" und der EMA-Status "Orphan Medicine" angepeilt werden, der neben einem beschleunigten Zulassungsverfahren oft auch eine verlängerte Marktexklusivität und die Befreiung von bestimmten Gebühren beinhaltet.

    Ähnlich erfolgversprechend verläuft die laufende Phase II-Studie Archer gegen akute Entzündungen des Herzmuskels. Auch hier sind über 50 % der Patienten bereits angemeldet. Ein Abschluss ist ebenfalls noch in diesem Kalenderjahr zu erwarten. Die Aktie konnte in den vergangenen Wochen deutlich outperformen und eine Kurssteigerung von knapp 47 % auf 1,20 USD erzielen. Die Analysten von Cannacord Genuity sehen zum aktuellen Kurs noch erhebliches Kurspotenzial und haben ein Kursziel von 6,00 USD vergeben, was einer Verfünffachung entspricht.

    Novo Nordisk mit strategischem Schachzug

    Das wertvollste börsennotierte Unternehmen Europas stärkt weiter seine Position am Pharmamarkt und baut seine Kapazitäten für das Blockbuster Produkt Wegovy aus. Insgesamt 11,5 Mrd. USD wollen die Dänen auf den Tisch legen, um sich die drei Produktionsstandorte im italienischen Anagni, in Brüssel sowie in Bloomington im US-Bundesstaat Indiana von der überstehenden Novo Holdings zu sichern. Die starke Nachfrage nach Medikamenten gegen Diabetes und Adipositas macht diesen Schritt nötig.

    Im Zuge dessen sicherte sich die Novo Holdings den Arzneimittelhersteller Catalent, ein Hauptlieferant von Nordisk, inklusive Schulden zu einem Gesamtwert in Höhe von 16,5 Mrd. USD komplett. Novo Holdings besitzt bereits 76,9 % der stimmberechtigten Aktien von Catalent. Die Akquisition wird voraussichtlich ab 2026 schrittweise zu einer Steigerung der Abfüllkapazitäten führen, obwohl sie kurzfristig das Wachstum des Betriebsgewinns in den Jahren 2024 und 2025 leicht negativ beeinflussen könnte. Die Aktionäre von Catalent sollen 63,50 USD je Aktie in bar erhalten, rund 17 % mehr als der Schlusskurs des vergangenen Freitags.

    Lars Fruergaard Jørgensen, CEO von Novo Nordisk kommentierte die Akquisition wie folgt: „Diese Übernahme ergänzt unsere bereits getätigten bedeutenden Investitionen in pharmazeutische Produktionsanlagen und die Standorte werden unserem bestehenden Liefernetzwerk strategische Flexibilität verleihen.“
    Nach Veröffentlichung des Deals erreichte die Novo Nordisk-Aktie ein neues Allzeithoch von 108,30 EUR.


    Novo Nordisk will durch den Erwerb von drei Produktionsstätten die Nachfrage nach dem Abnehmmittel Wegovy weiter bedienen. Nach anhaltenden Gerüchten konnte Novartis endlich Vollzug beim Kauf der Morphosys AG vermelden. Cardiol Therapeutics dürfte durch den positiven Fortgang seiner beiden Studien in den Fokus von Big Pharma gerückt sein.


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    Der Autor

    Stefan Feulner

    Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.

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