Menü schließen




29.06.2022 | 05:08

First Hydrogen, Daimler Truck, Mercedes-Benz – Sorgt das Verbrenner-Aus des EU-Parlaments für den nächsten Schub?

  • Wasserstoff
  • Mobilität
  • Elektromobilität
  • Europa
  • Investments
Bildquelle: pixabay.com

Vor wenigen Tagen hat das EU-Parlament das Aus für Verbrennermotoren in Autos und kleinen Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2035 beschlossen. Nun ist noch die Zustimmung der einzelnen Mitgliedsstaaten notwendig, um die neue Richtlinie zu beschließen. Zwar gibt es aktuell noch Uneinigkeiten in der Bundesregierung, ob Deutschland dem Verbot zustimmen soll, aber auch bei einer deutschen Enthaltung kann die Richtlinie mit qualifizierter Mehrheit verbindlich beschlossen werden. Welche Auswirkungen hat ein solches Verbot?

Lesezeit: ca. 3 Min. | Autor: Carsten Mainitz
ISIN: First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , Daimler Truck Holding AG | DE000DTR0013 , MERCEDES-BENZ GROUP AG | DE0007100000

Inhaltsverzeichnis:


    First Hydrogen: Profiteur

    First Hydrogen dürfte zu den unmittelbaren Profiteuren eines Verbots von Verbrennermotoren in der EU sein, haben sich die Kanadier doch auf den Bau leichter Nutzfahrzeuge (Light Commercial Vehicles, LCV) mit Brennstoffzellentechnologie spezialisiert.

    Aktuell führt das Unternehmen einen Pilottest zweier mit Brennstoffzellen von Ballard Power ausgerüsteten und von AVL Powertrain in UK umgebauten Elektrofahrzeugen des Typs MAN eTGE Pritschentransporter durch.

    Ab September sollen diese eine Straßenzulassung erhalten und zu ersten Praxistests mit Flottenbetreibern starten. Für diese sind die Fahrzeuge interessant, da durch die Umrüstung auf Brennstoffzellentechnologie die Reichweite der Fahrzeuge von ursprünglich 115km auf über 500km erhöht werden kann, bei unveränderter Höchstgeschwindigkeit und gleicher Zuladung.

    Zudem dauert eine Betankung der Fahrzeuge noch gerade einmal fünf Minuten. Im Vergleich zur stundenlagen Ladung der Batterietransporter kann damit die Einsatzzeit der Fahrzeuge über den Tag signifikant erhöht werden, was die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge entscheidend verbessert.

    Wichtig ist allerdings, dass auch eine entsprechende Betankungsinfrastruktur zur Verfügung steht. First Hydrogen hat daher angekündigt, über sein Tochterunternehmen NetZeroH2 bis zu vier eigene Produktionsstandorte mit angeschlossenen Tankstellen und einer Produktionskapazität von anfänglich 80 bis 160 MW bauen zu wollen. Die notwendige Betankungstechnologie wird zusammen mit den Aachner Experten für Kraftfahrzeugtechnik FEV entwickelt.

    Schärfster Wettbewerber der Kanadier dürfte das Joint-Venture der Nutzfahrzeugsparte von Renault und dem anderen großen Brennstoffzellenspezialisten PlugPower sein, welches seine ersten Prototypen bereits Ende 2021 vorstellen konnte. Aktuell scheint sich der Aktienkurs von First Hydrogen bei rund 1,60 CAD stabilisiert zu haben. Bei einer erfolgreichen Straßenzulassung im Herbst ist mit Rückenwind zu rechnen.

    Daimler Truck – Wasserstoff-Truck mit über 1.000 Kilometern Reichweite sorgt für Begeisterung

    Nachdem die von Daimler Truck vor gut einer Woche auf der ersten Hauptversammlung präsentierten starken Zahlen keine Begeisterungsstürme an den Börsen auslösen konnten, kommt die Kurswende nun mit Verzug. Grund ist die Präsentation eines neuen Wasserstoff-Trucks auf Basis der Brennstoffzellentechnologie, die das Fahrzeug über 1.000 Kilometer weit bringt – ohne Tankstopp.

    Dabei setzt das Unternehmen auf die Betankung mit verflüssigtem Wasserstoff. Hierzu wird der Wasserstoff während der Betankung auf -253 °C heruntergekühlt. Bezogen auf das Volumen bietet verflüssigter Wasserstoff eine wesentlich höhere Energiedichte, welche die extreme Reichweite der Trucks erst ermöglicht.

    Neben der Fahrzeugentwicklung steht auch die Weiterentwicklung des Betankungssystems im Fokus. Die Schwaben setzen auf eine Kooperation mit dem Gasspezialisten Linde. Das als sLH2-Technologie („subcooled Liquid Hydrogen“) bezeichnete System soll dabei als offener Standard entwickelt werden, um anderen Herstellern die Nutzung ebenfalls zu ermöglichen und eine weite Verbreitung zu sichern.

    Die Aktie reagierte zuletzt positiv. Analysten sehen weiteres Kurspotenzial. So stufte JP Morgan den Titel kürzlich auf „overweight“ und RBC auf „outperform“. Im Konsens von sieben Analysten liegt das Kursziel aktuell bei 36,86 Euro – ein Kurspotenzial von rund 40%.

    Mercedes-Benz Group stellt neuen elektrischen Reichweitenrekord auf

    Der Luxus-Autobauer Mercedes-Benz setzt nicht auf die Wasserstofftechnologie, sondern auf Batterien. Dem Konzern ist es vor wenigen Tagen gelungen, bei einer Fahrt von Stuttgart ins englische Silverstone einen neuen Reichweitenrekord aufzustellen. 1.200 Kilometer konnte der Vision EQXX mit nur einer Akkuladung zurücklegen. Dies entspricht einem Verbrauch von lediglich 8,3 Kilowattstunden auf 100 Kilometern und unterbietet den früheren Bestwert um nochmals 0,4 Kilowattstunden. Dabei entspricht eine Kilowattstunde einem Benzinäquivalent von rund 0,1 Liter Benzin.

    Erreicht wurde das Ziel durch aerodynamische Veränderungen an dem auf der Serienlimousine EQS basierenden Prototypen sowie durch Gewichtseinsparungen. Die Höchstgeschwindigkeit während der Fahrt betrug nach Unternehmensangaben rund 140 km/h, die mittlere Geschwindigkeit rund 83 km/h. Während der Hälfte der Fahrzeit sei zudem die Klimaanlage zugeschaltet gewesen, um den Innenraum bei sommerlichen Außentemperaturen angenehm zu halten.

    Mercedes-Benz dürfte mit seinem Fokus auf die Elektromobilität zu einem Gewinner der neuen EU-Richtlinie werden. Durch den Schwerpunkt Premium-Segment dürfte der Autobauer zudem weniger empfindlich auf Nachfrageeinbußen aus Ländern reagieren, deren Weg in die Elektromobilität aktuell noch sehr weit erscheint. Analysten sehen die Aktie daher auch deutlich positiv: der Konsens von 24 Analysten bescheinigt der Aktie ein Kurspotenzial von über 50%.


    Das Verbrenner-Aus der EU ist konsequent. Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch – egal ob wasserstoffbasiert oder mittels der Batterietechnologie. Unternehmen mit einer konsequenten Elektrostrategie werden zu den Gewinnern zählen. Angesichts der niedrigen Bewertung von rund 106 Mio. CAD und den sich aus der Technologie ergebenden Potenzialen erscheint die Aktie von First Hydrogen besonders aussichtsreich.


    Interessenskonflikt

    Gemäß §85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Apaton Finance GmbH sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Apaton Finance GmbH (nachfolgend „Relevante Personen“) ggf. künftig Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen halten oder auf steigende oder fallende Kurse setzen werden und somit ggf. künftig ein Interessenskonflikt entstehen kann. Die Relevanten Personen behalten sich dabei vor, jederzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente des Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei unter Umständen den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.

    Die Apaton Finance GmbH behält sich im Übrigen vor, künftig entgeltliche Auftragsbeziehungen mit dem Unternehmen oder mit Dritten in Bezug auf Berichte zu dem Unternehmen, über die im Rahmen des Internetangebots der Apaton Finance GmbH sowie in den sozialen Medien, auf Partnerseiten oder in Emailaussendungen berichtet wird einzugehen. Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Apaton Finance GmbH für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.

    Risikohinweis

    Die Apaton Finance GmbH bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf www.inv3st.de zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.

    Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Apaton Finance GmbH und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.

    Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Apaton Finance GmbH und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.


    Der Autor

    Carsten Mainitz

    Der gebürtige Rheinland-Pfälzer ist seit mehr als 25 Jahren leidenschaftlicher Börsianer. Nach seinem BWL-Studium in Mannheim arbeitete er als Journalist, im Equity Sales und viele Jahre im Aktienresearch.

    Mehr zum Autor



    Weitere Kommentare zum Thema:

    Kommentar von Juliane Zielonka vom 17.03.2023 | 05:29

    First Hydrogen, Volkswagen, Daimler Truck - die unaufhaltsame Energiewende, wer macht das Rennen?

    • Erneuerbare Energien
    • Logistik
    • Elektromobilität

    Der kanadische Brennstoffzellen-Hersteller Ballard Power steigt zur LCV-Testfahrt bei First Hydrogen ein. Beide Unternehmen kooperieren, um die Herstellung der weltweit ersten Wasserstoff-Transporter zu realisieren. Laut Expertenprognosen wird die Logistikindustrie bis zum Jahr 2027 einen Wert von 13,7 Mrd. EUR erreichen. Eher schleppend geht der Wandel bei Volkswagens Premium Marke Audi voran. Die von der EU verordneten Regularien bringen Vorstandsvorsitzenden Duesmann in Bedrängnis, er sieht es als unrealistisch an, bis 2025 alles umzusetzen, was Brüssel fordere. Daimler Truck hingegen freut sich auf einen Großauftrag, der bald 1,8 Mio. Menschen in der Metropolregion Hamburg in Bewegung bringt. Die Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein unterzeichnen einen Großauftrag...

    Zum Kommentar

    Kommentar von Stefan Feulner vom 13.03.2023 | 05:10

    Nel Asa, dynaCERT, Enapter – Zukunft grüner Wasserstoff

    • Wasserstoff
    • Elektrolyseur
    • Brennstoffzelle

    Mit Ankündigung des Inflation Reduction Acts oder des Green Deal-Industrieplan der Europäischen Union pumpt die Politik weltweit in die Entwicklung grüner Energien. Grüner Wasserstoff als flexibel einsetzbarer und leicht transportierbarer Energieträger gilt dabei als Schlüsselelement, um Industrie sowie den Transportverkehr transformieren zu können. Der Weg bis zur endgültigen Umsetzung ist natürlich noch mit einigen Hürden versehen, die es zu überwinden gibt. Jedoch kristallisieren sich jetzt bereits Favoriten heraus, die langfristig Vervielfachungspotenzial besitzen.

    Zum Kommentar

    Kommentar von Fabian Lorenz vom 08.03.2023 | 05:05

    Nel Aktie bricht ein, 60%-Chance bei Bayer, Almonty Industries und BASF

    • Rohstoffe
    • Kritische Rohstoffe
    • Übernahme
    • Chemie
    • Wasserstoff
    • Rüstung
    • Elektromobilität

    Die Aktie von Nel gehörte gestern zu den großen Tagesverlierern. Damit ist der Aufwärtstrend endgültig gebrochen und die Meinungen der Analysten gehen weit auseinander. Berenberg sieht die Aktie von BASF nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen als eine Halteposition. Das Kursziel liegt bei 55 EUR. Die Zahlen seien im Rahmen der Erwartungen. Doch das Ende der Aktienrückkäufen und sowie Sorgen über die künftige Wettbewerbsfähigkeit belasten die Aktie. Bei Bayer sehen Analysten dagegen bis zu 60% Kurspotenzial. Vom Boom der Elektromobilität und auch Rüstungsausgaben profitiert Almonty Industries. Als führender Wolfram-Produzent außerhalb Chinas könnte es bald zum Bieterwettkampf kommen, vermuten Analysten.

    Zum Kommentar