18.10.2021 | 04:44
Teamviewer, Desert Gold, TUI – Mit Vollgas in den Turnaround!?
Manchmal läuft es an der Börse anders als gedacht. Anfang Oktober setzte der DAX zum Ausverkauf an, die 200-Tage-Linie wurde sogar mit 14.850 Punkten zweimal deutlich unterschritten und viele Crash-Propheten wurden wieder ganz laut. Wie so oft bekamen sie aber wiederum nicht recht, denn der Markt verabschiedete sich am Freitag mit 15.594 Punkten aus dem Oktober Settlement. Wer hätte das gedacht – eine satte 700 Punkte Umkehr und der proklamierte Crash wurde wieder einmal sang und klanglos abgesagt. Trotzdem kämpfen einzelne Werte aber gerade mit Tiefstständen. Wir blicken auf einige Turnaround-Möglichkeiten.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
DESERT GOLD VENTURES | CA25039N4084 , TUI AG NA O.N. | DE000TUAG000 , TEAMVIEWER AG INH O.N. | DE000A2YN900
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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Teamviewer – Enttäuschung in voller Breite
Das war eine glasklare Gewinnwarnung und ein getrübter Ausblick auf die nähere Zukunft. Nach schwachen vorläufigen Quartalszahlen hat Teamviewer in der vergangenen Woche alle kurz- und mittelfristigen Prognosen kassiert. Der Vorstand Oliver Steil musste eingestehen, dass die sogenannten Billings, der Umsatz und die operative Marge die angestrebten Planungen im laufenden Jahr nicht erreichen werden.
Die Aktie hat sich binnen eines Monates glatt halbiert, mit 13,47 EUR markierte der Kurs im Oktober nun ein neues Allzeittief. Mehrere Analysten haben im Anschluss an die Zahlen ihre Schätzungen und Kursziele deutlich gesenkt. Eine nennenswerte technische Gegenbewegung ist bisher ausgebleiben. Die Deutsche Bank reagierte mit einer dramatischen Kürzung des Kursziels von 40 auf 16,50 EUR. Dem DB-Analysten Gianmarco Conti hat die Größenordnung des negativen Gewinnausblicks überrascht. Die DZ Bank folgte mit ihrer Einschätzung und senkte die Kursprognose von 24,50 auf 16,20 EUR.
Das ist nun die neue Guideline: TeamViewer prognostiziert für das Geschäftsjahr 2021 nur noch eine bereinigte EBITDA-Marge zwischen 44% und 46% statt zuvor 49% bis 51%. Auch der Umsatz wird mit 495 bis 505 Mio. EUR rund 7% niedriger erwartet als die in Aussicht gestellten 525 bis 540 Mio. EUR. Keine tolle Prognose, aber für das stark ermäßigte Kursniveau auch kein Beinbruch.
Um das durchschnittliche Kursziel der Analysten von 22,60 EUR wieder erreichen zu können, muss der Vorstand das verlorengegangene Vertrauen der Investoren schnellstens zurückgewinnen. Die erste Gelegenheit hat er auf dem Kapitalmarkttag im November. Für eine spekulative 50%-Erholung bleibt die Teamviewer-Aktie interessant, wer weiter nach vorne blickt, braucht viel Sitzfleisch!
Desert Gold Ventures – Ein tolles Projekt in Afrika
Ganz anders stellt sich die Situation bei Desert Gold Ventures dar. Das kanadische Unternehmen ist ein Goldexplorer, der sich auf Vorkommen im afrikanischen Staat Mali konzentriert. Viele große Player sind dort aktiv, teilweise auch in direkter Nachbarschaft zu Desert. Das Land steht in den Goldvorkommen auf vorderen Plätzen und zeigt sich von seiner Regierung freundlich zu den Bergbau-Unternehmen. Kein Wunder, denn die Goldschürfer sind regelmäßig bereit, neue Arbeitsplätze in diesem politisch schwierigen Land zu schaffen.
Desert Gold besitzt aktuell eine 410 Quadratkilometer umfassende Liegenschaft namens SMSZ, es ist das größte zusammenhängende, nicht-produzierende Landpaket in dieser Region des Landes. Das Ziel des Unternehmens ist es, eine Tier-1-Goldlagerstätte in Zusammenhang mit den regionalen, goldführenden Verwerfungs- und Scherzonen, die durch das SMSZ-Projekt verlaufen, zu entdecken. Im Zuge der Exploration im SMSZ-Projekt wurden mehr als 22 Goldzonen ermittelt, wobei die bisherigen Explorationsdaten aus dem Jahr 2021 stark darauf hindeuten, dass man sich in einer sehr aussichtsreichen Zone bewegt.
Desert hat Anfang Oktober nun neue Gold-Explorationsziele aus 257 Bohrlöchern über 18.161m bekanntgegeben. Basierend auf dem Zeitplan des Labors erwartet das Unternehmen die meisten Ergebnisse schon bis Mitte Oktober. Die Bohrungen in Manakato ergaben anomale bis starke Goldgehalte mit Abschnitten von bis zu 1,65 g/t Gold über 21m und fünf mächtige Zonen, von 10 bis 45m, mit goldhaltiger Alterierung von 0,1 bis 0,5 g/t Gold. Highlights im Gebiet Manakoto sind ein historischer Bohrabschnitt mit 1,84 g/t Gold über 30m und zahlreiche, anomale mit Schneckenbohrungen definierte Gold-Trends. Gute Gehalte, aber schmale Goldzonen, wurden auch am Nordende und in der Tiefe nahe der südlichen Erweiterung der Barani East-Zone durchteuft.
Desert Golds CEO Jared Scharf kommentierte: "Erste Explorationsergebnisse aus Manakato zeigen mehrere mächtige Zonen von Goldanreicherung, die auf das Potenzial eines großen Goldvorkommens mit Hilfe weiterer Arbeiten hinweisen. Die Goldmineralisierung in der Barani East-Zone ist über mehr als 2,5 km verfolgbar." Die Desert-Aktie (DAU) hat schon reagiert und stieg von 0,11 auf 0,14 CAD. Der Titel könnte mit einem steigenden Goldpreis schnell davonziehen.
TUI – Mit neuem Kapital in eine sonnige Zukunft
Bei der TUI-Aktie sind nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung die Segel gesetzt. Allerdings muss der Reiseveranstalter nach einem durchwachsenen Sommergeschäft nun das traditionell schwierige Winterhalbjahr überstehen. Immerhin liegen die Preise für das Winterprogramm deutlich über dem Vor-Corona-Niveau der Saison 2018/2019. Thailand, ein traditionell sehr wichtiges Fernreiseziel für den Winter, öffnet für Deutsche ab November seine Pforten.
Wenn man die Reisebranche befragt, dann rechnet die Mehrzahl großer Touristik-Unternehmen im kommenden Jahr mit ca. 80% des Umsatzes von 2019. Nach den schwierigen Jahren 2021 bis 2022 soll spätestens im Jahr 2023 die Pandemie dann endgültig ihren Einfluss auf den Tourismus verloren haben. Das hat auch eine Mini-Umfrage von Peakwork ergeben. Das Winterhalbjahr ist für den Mittelmeer-Spezialisten TUI traditionell defizitär, somit liegt der übergeordnete Fokus auf dem kommenden Sommer 2022.
Mit Blick auf die Finanzausstattung der Hannoveraner sieht man langsam Licht am Ende des Tunnels. Anfang Oktober standen dem Konzern nach eigenen Aussagen finanzielle Mittel und unausgeschöpfte Kreditlinien in Höhe von 3,4 Mrd. EUR zur Verfügung. Durch die aktuelle Kapitalerhöhung wird die potenzielle Liquidität auf 4,5 Mrd. EUR steigen.
Technisch ist die Situation bei der TUI-Aktie nun sehr interessant. Denn von unten zeigt sich die 50-Tage-Linie bei 2,89 EUR als Unterstützung, die 200-Tage-Linie ist mit 3,30 EUR aber ebenso nah. Wir rechnen damit, dass die Aktie eher den oberen Bereich ausloten wird. Ein spekulativer Kauf sollte aber auf jeden Fall mit einem engen Stop bei 2,85 EUR ausgestattet werden.
In Haussezeiten suchen viele Anleger nach zurückgebliebenen Titeln. Bei Teamviewer wird gerade eine Gewinnwarnung im Kurs verarbeitet, die TUI aus Hannover ringt als verprügelter Reiseanbieter um ein Comeback der Umsätze. Desert Gold ist klein, aber wegen der guten Bohrerfolge ein möglicher Überraschungstitel für die nächste Goldhausse.
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