03.11.2020 | 08:00
Rio Tinto, BHP, Almonty: es muss nicht immer Gold sein was glänzt
Eisenerz ist eines der Basismetalle, das in Infrastrukturprojekten gebraucht wird. China hat bis jetzt eine stärker als erwartete Erholung von der COVID-19-Krise absolviert – die Preise von Eisenerz haben sich wieder nach Oben geschwungen auf ein 5-Jahres-Hoch. Anders ist die Dynamik von Angebot und Nachfrage bei Aluminium, hier liegt es eindeutig an China selbst, wo die Reise hingeht, denn das Reich der Mitte verbraucht etwa 40-50% der weltweiten Produktion. Jede Verlangsamung der Nachfrage würde sofort zu einem raschen Rückgang des Aluminiumpreises führen. Jedoch, das Angebot im Bauxitbergbau ist seit mehr als 100 Jahren exponentiell gestiegen. Kupfer ist in den meisten modernen Technologien lebenswichtig und gilt als der Flaschenhals in der weltweiten Elektrifizierung. Viele Projekte sind gar nicht umsetzbar, wenn nicht neue Kupferlagerstätten erschlossen würden. Kupfer reagiert daher empfindlich auf makroökonomische Trends und sein Preis ist stark von den Nachfragezahlen aus den Industrieländern abhängig. Ein neuerlicher Shutdown relativiert diesen Bedarf wieder nach unten, denn Großprojekte verzögern sich.
Lesezeit: ca. 3 Minuten. Autor: André Will-Laudien
Almonty – da geht nicht nur ein Licht auf
Almonty Industries Inc. hat sich auf den Erwerb notleidender und leistungsschwacher Betriebe und zugehöriger Vermögenswerte in Wolframmärkten spezialisiert. Man gibt sich dabei als praxisorientierter Turnaroundinvestor und gleichzeitig als kompetenter Mienenbetreiber. Reine Finanzinvestoren könnten solche Restrukturierungsprojekte nicht begleiten, denn für ein Gelingen braucht es eine Wolfram-Expertise, um zusätzlichen Wert für alle Beteiligten zu schaffen. Almonty beherrscht sein Wolfram-Geschäft und wurde in Korea fündig.
Das Unternehmen wird mit der Fertigstellung der Sangdong-Mine zum größten Wolframproduzenten außerhalb Chinas und damit mittelfristig enorme strategische Bedeutung erlangen, die sich in der Finanzierungsstruktur und den Regierungsgarantien widerspiegelt. Die Finanzierung der aktuellen Vorhaben ist durch ein KfW-Projektfinanzierungsdarlehen (75 Mio. USD) gefördert, das Förderinstitut bezuschusst nur strategisch wichtige Investitionen im Sinne der Rohstoffsicherheit für Deutschland. Das Flaggschiff-Projekt Sangdong in Korea ist voll zugelassen und der Bau wird schon in 2022 abgeschlossen sein, es ist dann das größte Bergwerk außerhalb Chinas mit einer potenziellen Produktionsdauer von über 90 Jahren.
Der spekulative Wert hat derzeit eine Kapitalisierung von 114 Mio. CAD bei einem Kurs von 0,62 CAD je Aktie. Analysten von First Berlin Equity Research stufen die Aktie auf „Kauf“ mit einem Kursziel von 1,45 CAD. Für erfahrene Rohstoffinvestoren ist Almonty ein Wert von strategischer Bedeutung.
Rio Tinto – Weltweit grüner graben
Rio Tinto plc ist eines der größten Bergbauunternehmen der Welt. Das Unternehmen wurde 1873 in Spanien gegründet und ist heute in 36 Ländern tätig. Es teilt seine Aktivitäten in die Bereiche Eisen, Aluminium, Kupfer, Energie, Diamanten und Mineralien auf, neben der Gewinnung der Erze wird auch raffiniert.
Im Jahr 2018 veräußerte das Unternehmen seine Vermögenswerte in fossilen Brennstoffen. Seitdem hat sich Rio Tinto zu einem umweltfreundlicheren Unternehmen entwickelt. Zugunsten ihres Global Footprint haben sie in den nächsten 5 Jahren Investitionen von über 1 Mrd. USD versprochen, um zur Bewältigung klimabezogener Probleme beizutragen.
2019 war ein gutes Jahr für Rio, mit starken Gewinnen, die durch anhaltend gute Rohstoffpreise erzielt wurden. Zur Jahresmitte befand man sich in einer starken Position, um mit der COVID-19-Pandemie fertig zu werden, wie im Bericht H1-2020 festgestellt wurde. Rio Tinto warnte aber kürzlich davor, dass ein Wiederaufflammen der Coronavirus Aussperrungen die Stahlproduktion außerhalb Chinas stark treffen wird. Die Gesellschaft hat derzeit einen Marktwert von 54,7 Mrd. GBP und ein relativ niedriges KGV von 9,2 – der Chart scheint aber seitlich zu kippen.
BHP – Endlich Aufräumen mit den Altlasten
Zur BHP Group wurde jüngst bekannt, dass brasilianische Bundesstaatsanwälte eine Klage eingereicht haben, in der sie ein Entschädigungspaket für die Opfer des in 2015 eingestürzten Staudamms fordern, der sich im gemeinsamen Besitz der Bergbau-Giganten BHP und Vale befindet. Dieser Schritt erfolgt, nachdem Staatsanwälte Anfang diesen Monats die beiden Unternehmen beschuldigt hatten, mit einem Anwalt konspiriert zu haben, um die Entschädigung für die Opfer zu kürzen. Auf einer Pressekonferenz sagten die Bundesanwälte, dass das angebotene Paket angesichts des Ausmaßes der Tragödie viel zu niedrig sei. Es würde die Opfer auch dazu zwingen, auf Rechte in anderen Entschädigungsverfahren zu verzichten, wie z.B. in der noch anhängigen 6,3 Mrd. USD schweren britischen Klage.
Bei dem Vorfall im Jahr 2015 brach bei BHP und dem Samarco-Joint Venture von Vale in der Stadt Mariana ein Damm für Bergbauabfälle und setzte einen Schlammstrom frei, der 19 Menschen tötete. Der Einsturz gilt auch als die schlimmste Umweltkatastrophe, die das Land je erlebt hat, da er einen Fluss im Umkreis von Hunderten von Kilometern bis zum Ozean verseuchte.
Dem größten Bergbaukonzern der Welt stünde es gut zu Gesicht, die Forderungen der Geschädigten entsprechend zu begleichen, denn die BHP-Marktkapitalisierung hat sich mit 86,9 Mrd. EUR seit 2015 mehr als verdoppelt. Da sollte eine Wiedergutmachung oberstes Ziel des Managements sein.
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.