15.11.2021 | 06:10
Infineon, Almonty Industries, K+S – Profitieren von Lieferengpässen
Nicht nur Druckerpressen der Notenbanken sorgen in den USA und Europa für Inflation, sondern auch Lieferengpässe in immer mehr Bereichen. Der Chipmangel ist schon länger bekannt, aber gerade bei Rohstoffen wie Stahl, Zement, Kupfer, Nickel, Wolfram oder auch bei Düngemittel wird es jetzt schon knapp. Das Infrastrukturpaket der USA, das vor gut einer Woche verabschiedet wurde, trägt dazu seinen Teil bei. Zu den bereits vorhandenen kommt ein weiteres 550 Mrd. USD schweres Paket, dass die Nachfrage nach den oben erwähnten Rohstoffen weiter anfachen wird. Die Profiteure werden die Produzenten sein, von denen wir heute drei näher beleuchten.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
INFINEON TECH.AG NA O.N. | DE0006231004 , ALMONTY INDUSTRIES INC. | CA0203981034 , K+S AG NA O.N. | DE000KSAG888
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Infineon – Prognoseanhebung für das kommende Geschäftsjahr
Durch den Chipmangel im Automobilsektor wurde man auf die gestörten Lieferketten aufmerksam. Der Verband der Automobilindustrie rechnet allein in Deutschland mit 400.000 produzierten Fahrzeugen weniger. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Weltweit hat die Corona-Krise zu mehr Digitalisierung geführt, dazu werden mehr Chips benötigt und auch die Autos werden immer mehr zu rollenden Computern. Für Chiphersteller wie Infineon ist die Situation ein Glücksfall. Man kommt mit der Produktion gar nicht mehr nach.
Da kam im September die Eröffnung des neuen Werks in Österreich gerade recht, denn die Nachfrage im Bereich Erneuerbare Energien und bei Elektrofahrzeugen wächst weiter an, so dass auch die Preise weiter steigen. Dies bedeutet höhere Margen und damit mehr Gewinn und das spiegelten auch die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr wider, das am 30. September endete. Letzten Mittwoch konnte ein Rekordumsatz von 11 Mrd. EUR verkündet werden. Der Gewinn hat sich auf 1,7 Mrd. EUR verdreifacht.
Auch für das kommende Geschäftsjahr peilt Konzernchef Ploss einen neuen Rekord an. Der Umsatz soll auf 12,2 bis 13,2 Mrd. EUR steigen und auch die Marge soll um etwa 2,3% auf 21% klettern. Die Analysten der Deutschen Bank, Kepler Cheuvreux, Goldman Sachs und Berenberg stuften die Aktie mit "BUY" ein. Etliche andere Analystenhäuser vergaben das Prädikat "Overweight". Die Aktie hatte schon im Vorfeld der Zahlen eine Rallye bis auf 43,21 EUR hingelegt. Aktuell notiert das Wertpapier bei 42,80 EUR.
Almonty Industries – Sandong Mine soll 2022 eröffnen
Wolfram wird vor allem in der Metallurgie und in Glühlampen verwendet. Durch die hohe Hitzebeständigkeit und die Dichte wurde es auch beim Militär und der Raumfahrt eingesetzt. Doch mittlerweile wächst die Nachfrage nach dem Rohstoff, weil man viel davon benötigt, wenn man eine grüne Zukunft umsetzen möchte. Elektroautos sowie deren Ladestationen oder auch Kernkraftwerke benötigen viel Wolfram. Almonty Industries ist auf dem Weg dahin, der größte Produzent außerhalb Chinas zu werden. Nach plötzlichen Exportstopps aus China, wie zuletzt von Magnesium, wächst der Druck, sich weltweit unabhängiger vom Reich der Mitte zu machen.
Das Unternehmen ist erfahren im Bereich Wolfram, da es bereits in Spanien und Portugal Wolfram abbaut. Die Sandong Mine in Südkorea, die gerade in Produktion gebracht wird, beherbergt eines der größten Vorkommen des Rohstoffs weltweit. Am 27. Oktober hat das Unternehmen gemeldet, dass 25% der Untertagemine fertiggestellt sind. Das Gästehaus wurde renoviert, der Fluss und die Straße wurden umgeleitet. Aktuell arbeiten 50 Leute auf der Baustelle und diese Zahl wird sich nach und nach auf bis zu 125 erhöhen. Laut CEO Lewis Black liegt man damit im Zeit- und Kostenplan für die Inbetriebnahme im vierten Quartal 2022. Das Unternehmen konnte auch die letzte aufschiebende Bedingung für den KfW-IPEX-Kredit erfüllen und erwartet in Kürze die Bestätigung seitens der Bank.
Für Planungssicherheit sorgt ein bereits geschlossener 15-jähriger Abnahmevertrag mit der Plansee Group, die auch gleichzeitig größter Aktionär ist. Auch die Deutsche Rohstoff AG hält 12,2% der Anteile, dicht gefolgt vom CEO mit 12,1%. Die Aktie läuft seit Anfang September seitwärts zwischen 0,82 Kanadischen Dollar (CAD) und 1,00 CAD. Gibt es bei der Erschließung der Mine keine Schwierigkeiten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Allzeithoch bei 1,30 CAD getestet wird. Interessierte Anleger sollten sich die Präsentation des CEOs auf dem International Investment Forum ansehen. Der Vortag ist auf YouTube verfügbar.
K+S – Probleme mit der Bilanz
Spricht man aktuell mit Bauern aus der Umgebung, so hört man vermehrt Klagen, dass es kein Düngemittel mehr gibt. Das überrascht, denn mit K+S gibt es ein Unternehmen in Deutschland, das die Versorgung eigentlich leisten könnte. Daher überraschen die Lieferengpässe hier besonders. Die Kalipreise sind im laufenden Jahr förmlich explodiert. In Brasilien zahlte man teilweise den dreifachen Preis pro Tonne im Vergleich zum Vorjahr. Für das Unternehmen sind das natürlich hervorragende Nachrichten, nachdem Anfang des Jahres alles noch ganz anders aussah.
Mit dem Verkauf des Salzgeschäfts in den USA für 3,2 Mrd. USD konnte der Schuldenberg drastisch verkleinert werden. Der Konzern will sich zukünftig auf sein Kerngeschäft fokussieren. Das läuft in diesem Jahr richtig gut, denn der Konzern erhöhte erneut seine Prognose mit Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal. Der Umsatz legte im Vorjahresvergleich um 32% auf 746 Mio. EUR zu. Das EBITDA lag bei 121 Mio. EUR. Im Zuge dessen wurden auch Vermögenswerte, die im vergangenen Jahr wertberichtigt wurden, wieder zugeschrieben.
Genau hier hat K+S aktuell ein Problem, denn die BaFin hat im Februar die Deutsche Prüfungsstelle für Rechnungslegung mit der Prüfung beauftragt, um die Zusammenhänge mit der Wertberichtigung zu untersuchen. Obwohl der CEO Lohr für 2022 ein operatives Ergebnis in Höhe von 1 Mrd. EUR für möglich hält, ging die Aktie aufgrund der andauernden Bilanzprüfung auf Talfahrt. Die Aktie lag am Vortag der Meldung bei 15,30 und wurde dann bis auf 13,41 EUR abverkauft. Aktuell liegt der Preis bei 14,53 EUR und die Bewertungskennzahlen sind nach wie vor günstig.
Alle Produzenten von derzeit raren Gütern profitieren aktuell von den Lieferengpässen, da ihnen die Produkte förmlich aus den Fingern gerissen werden. Infineon bedient den immer noch wachsenden Markt der Chips und konnte seine Produktion durch die neue Fabrik steigern. Almonty Industries wird Ende 2022 eine der größten Wolframminen weltweit in Betrieb nehmen. K+S profitiert vom hohen Kalipreis, hat aktuell aber mit der BaFin zu kämpfen.
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