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15.07.2022 | 05:22

Erneuerbare Energien im Einsatz: ThyssenKrupp, Altech Advanced Materials, Plug Power - wer macht das Rennen?

  • Erneuerbare Energien
  • Stahl
  • grüner Wasserstoff
  • Elektromobilität
Bildquelle: pixabay.com

Stahl ist für 8 bis 11 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Er ist für die Automobil- und Bauindustrie sowie für die Herstellung von Industriemaschinen unverzichtbar. Zudem bildet er die Grundlage für eine Reihe von Technologien zur Dekarbonisierung, darunter Windturbinen, Generatoren und intelligente Stromnetze. Ohne Firmen wie Thyssenkrupp können keine Elektroautos gebaut werden, die dank innovativer Batterietechnologie der Altech Advanced Materials AG schneller fahren werden als Elon Musk twittern kann. Auch GreenTech Firmen wie Plug Power benötigen Stahl für ihre grünen Wasserstoff-Anlagen. Und ThyssenKrupp benötigt grünen Wasserstoff zur CO₂-freien Produktion. Wer macht das Rennen im grünen Energiepoker?

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: Juliane Zielonka
ISIN: THYSSENKRUPP AG O.N. | DE0007500001 , ALTECH ADV.MAT. NA O.N. | DE000A2LQUJ6 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020

Inhaltsverzeichnis:


    ThyssenKrupp AG - ruckelig durch den Wandel zum CO2-freien Unternehmen

    Im deutschen Ruhrgebiet ist die Thyssenkrupp AG eine von zwanzig Firmen, die in naher Zukunft grünen Wasserstoff für den laufenden Betrieb ihrer Stahlproduktionswerke einsetzen wollen. Eine anstehende Kooperation mit bp und der Tochterfirma Thyssenkrupp Steel wurde mit einem Memorandum of Understanding (MoU) diese Woche bekannt gegeben. Zusammen wollen sich die Unternehmen auf die Entwicklung einer langfristigen Versorgung mit kohlenstoffarmem Wasserstoff und erneuerbarer Energie in der Stahlproduktion konzentrieren. Beide Unternehmen werden zusammen Versorgungsmöglichkeiten mit blauem und grünem Wasserstoff sowie Strom aus Wind- und Solarenergie im Rahmen von Stromabnahmeverträgen prüfen.

    Doch eine schnelle technische Lösung für den Ersatz von Erdgas ist nicht in Sicht. Der Stahlriese muss momentan einige Rückschlägen verkraften. So beharrt das EU-Gericht in Luxemburg auf der Entscheidung der Europäischen Kommission vom Juni 2019, ein geplantes europäisches Stahl-Joint-Venture zwischen Tata Steel und Thyssenkrupp Steel wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken zu weiterhin zu blockieren. Auch der geplante IPO vom hauseigenen grünem Wasserstoff Spin-Off Nucera ist bis auf Weiteres verschoben.

    Schauen wir auf die letzten Zahlen, scheint das Unternehmen intern weiter aufzuräumen. Der Konzern hat ein bereinigtes EBIT von 4 bis 6 %, deutlich positiver FCF vor M&A und treue Investoren können sich weiterhin über eine Dividende freuen. Ein Blick auf die Verschuldung zeigt, das Unternehmen verfügt über eine verfügbare Liquidität von mehr als 8 Mrd. EUR, davon 6,5 Mrd. EUR in Form von Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten, was fast dem Zweifachen der Gesamtverbindlichkeiten des Unternehmens (ohne Leasingverhältnisse) entspricht. Es wird noch etwas ruckeln durch die derzeitig fragwürdige Versorgungssicherheit, doch der Konzern ist gut gerüstet.

    Altech Advanced Materials AG - Pilotprojekt für Hochleistungsbatterien startet in Deutschland

    Wer bereits ein Elektroauto besitzt, dem ist besonders wichtig: wie weit komme ich von A nach B mit einer Batterieladung? Und wer beabsichtigt, ein neues E-Auto zu kaufen, macht sich ebenfalls Gedanken über Kilometerstrecke, Ladekapazität. Alles zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das bisherige Antriebsmittel der Wahl ist eine Lithium-Ionen-Batterie.

    Der Aufbau dieser Batterie für das Elektromobil ist identisch mit dem Aufbau der Batterien für den Hausgebrauch. Es gibt bei der Batterie eine positive und eine negative Seite. Wenn die Lithium-Ionen geladen werden, gehen sie in die negative Seite, die momentan aus Graphit besteht. Sobald sich diese Lithium-Ionen entladen haben, bilden ca. 10 % eine Art Schicht auf dem Graphit. So verliert die Batterie an Kapazität. Auch die Idee von Elon Musk, das Graphit durch Silizium zu ersetzen, erhöht zwar die Leistung der Batterie, verhindert jedoch nicht die Ablagerungen an der Anode.

    Die deutsche Firma Altech Advanced Materials AG hat für dieses Problem einen regelrechten Gamechanger entwickelt. Die Lösung des Unternehmens besteht darin, das Anodenmaterial der Batterie mit einer Nanoschicht aus Aluminiumoxid zu beschichten, die aus Keramik besteht. Es handelt sich um eine weitere 520 Nanometer dicke Schicht aus Aluminiumoxid, die den Verlust von Lithiumionen verhindert, während die Batterie noch einwandfrei funktioniert.

    Das Pilotprojekt wird am Standort Deutschland zusammen mit dem Metallurgie-Unternehmen Küttner durchgeführt. Die Pilotanlage ist für die Produktion von 120 kg Batterie-Anodenmaterial pro Tag ausgelegt, das mit Altechs Produkt „Silumina Anodes“ beschichtet ist.

    Die Kosten für die Pilotanlage belaufen sich voraussichtlich auf rund 7,1 Millionen US-Dollar, von denen 5,3 Mio. USD von der Tochterfirma Altech (75 % Eigentümer) und 1,7 Mio. USD von der Altech Advanced Materials AG (25 % Eigentümer) finanziert werden. Ist die Ummantelung erfolgreich, entsteht am Standort Deutschland eine Schlüsselindustrie der Zukunft.

    Plug Power sichert Deal in Kanada

    Auf der anderen Seite des Atlantiks geht die Jagd auf die beste Versorgung durch erneuerbare Energien rasant weiter. Das US-amerikanische Unternehmen Plug Power ist ein führender Anbieter von schlüsselfertigen Wasserstofflösungen für die globale grüne Wasserstoffwirtschaft. Jetzt konnten sich die Amerikaner einen Deal in Kanada sichern. Auftraggeber ist das international tätige Unternehmen Irving Oil. Zum Einsatz kommen soll Produktion und Verteilung von Wasserstoff durch eine 5-Megawatt-(MW)-Containerelektrolyseursystems mit Protonenaustausch-Membran (PEM) in der Raffinerie in Saint John, New Brunswick, Kanada.

    Durch die angewandte Elektrolyseur-Technologie von Plug Power kann Irving Oil pro Tag 2 Tonnen Wasserstoff für den Raffineriebetrieb produzieren. Die Technik von Plug Power hilft dem Auftraggeber, nach und nach die Wasserstoffproduktion auf kohlenstofffreien, grünen Wasserstoff umzustellen. "Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff wächst, weil Unternehmen, die bisher auf andere Formen von Wasserstoff angewiesen waren, die Möglichkeit erkennen, Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen", sagte Andy Marsh, CEO von Plug. "Wir fühlen uns geehrt, dass Irving Oil uns aufgrund unserer führenden Elektrolyseurtechnologie und unserer beispiellosen Produktionskapazität ausgewählt hat, um seine erste Investition in die elektrolytische Wasserstoffproduktion zu unterstützen. Wir freuen uns darauf, die Partnerschaft auszubauen.“

    Börsentechnisch musste die Plug Power Aktie in diesem Jahr einen Kursrückgang 42 % verkraften. Das Management machte die steigenden Erdgaspreise verantwortlich, die sich auf die Margen im Kraftstoffgeschäft auswirkten. Die Aktie hat eine EPS-Ratio von 18, da das Unternehmen bisher noch nicht profitabel ist.


    Stahlriesen wie ThyssenKrupp stecken mitten im Wandel. Das Tempo wird durch die Gefährdung der Versorgungssicherheit am Standort Deutschland dadurch deutlich angezogen und das Unternehmen ist bisher für den Wandel gerüstet. Großes Wachstum kann in den nächsten Monaten allerdings nicht erwartet werden, da mit Partner bp bisher eher geprüft und ausgelotet als aktiv umgesetzt wird. Im Gegensatz dazu ist Plug Power trotz schlechter Zahlen aktiv im Geschäft. Das Unternehmen unterstützt eine der größten kanadischen Raffinerien der Firma Irving Oil mit der Lieferung und Installation einer 5-Megawatt-(MW)-Containerelektrolyseursystems zur Produktion von grünem Wasserstoff. Dies hilft der Raffinerie, den Umstieg auf CO2-neutrale Produktionsenergie umzusteigen. Energie und Antrieb sind auch bei der Altech Advanced Materials AG das Thema der Stunde: mit ihrer eigenen Lösung zur Beschichtung von Graphit oder Silizium in Elektrobatterien kann deren Leistung und Lebensdauer immens ausgebaut werden. Der Pilot für das Werk startet am Standort Deutschland und bietet damit eine zukunftsfähige Schlüsselindustrie mitten in Europa.


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    Der Autor

    Juliane Zielonka

    Die gebürtige Bielefelderin studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie. Das aufkommende Internet in den frühen 90ern führte sie von der Uni zu Ausbildungen in Grafik-Design und Marketingkommunikation. Nach Jahren der Agenturarbeit im Corporate Branding wechselte sie ins Publishing und lernte ihr redaktionelles Handwerk bei der Hubert Burda Media.

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