08.02.2023 | 06:10
BYD, Volkswagen, Nio - Zwei Welten in der Autoindustrie
Unterschiedlicher könnten die Entwicklungen bei den Autobauern nicht sein. Während die europäische Fahrzeugindustrie mit Lieferproblemen bei Bauteilen, hohen Rohstoffpreisen und anderen logistischen Problemen zu kämpfen hatte und 2022 mit dem Absatz von nur 9,3 Mio. Einheiten einen Rückgang von 4,6% gegenüber dem Vorjahr hinnehmen musste, fahren die Elektroautobauer in China einen Rekord nach dem anderen ein. Während man in Europa im laufenden Jahr auf eine Erholung hofft, stehen die Prognosen für die Produzenten der New Energy Vehicles auf rund 30% Wachstum.
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Autor:
Stefan Feulner
ISIN:
VOLKSWAGEN AG ST O.N. | DE0007664005 , BYD ELECTRONIC | HK0285041858 , NIO INC.A S.ADR DL-_00025 | US62914V1061
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Stefan Feulner
Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.
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BYD fährt allen davon
Die China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) geht bei den Fahrzeugen mit alternativen Antrieben auch im Jahr 2023 in der größten Volkswirtschaft Asiens von einem starken Wachstum von 35% auf rund 9 Mio. Einheiten aus, jedoch könnte das Ende der Subventionen die Steigerungen der vergangenen Jahre etwas bremsen. Unangefochtener Marktführer in diesem Sektor ist BYD mit einem Marktanteil von 30,9%, gefolgt von SGMW mit 8,0% und Tesla mit 7,4%. Abgeschlagen auf Platz 9 befindet sich Volkswagen mit einem Anteil von nur 3,7%.
CMB International Global Markets prognostiziert, dass BYD im Geschäftsjahr 2023 rund 2,46 Mio. Einheiten verkaufen wird, was eine Steigerung von 31% gegenüber dem Durchschnittswachstum der NEV-Branche in China (27%) bedeuten würde. Der Nettogewinn soll bei 2,59 Mrd. EUR liegen. Im ersten Monat des neuen Jahres stieg der Absatz um 62% gegenüber dem Januar 2022. BYD will durch den Ausbau seiner Produktpalette und die Expansion in andere Absatzmärkte weiterwachsen: Zuletzt wurde ein Autohaus in Japan eröffnet und bis 2025 sollen mindestens 100 weitere folgen. Außerdem plant das Unternehmen einen Vorstoß in den indischen Markt mit dem Ziel, bis 2030 rund 40% des EV-Marktes zu erobern. Hierfür hat BYD bereits 200 Mio. USD investiert und baut Fahrzeuge in einem Werk in Chennai zusammen.
Die Aktie erlebt nach starker Steigerung um 58% seit Ende November eine Korrektur. Diese könnte den Kurs auf einen Aufwärtstrend bei 28 EUR zurückführen.
Volkswagen AG- Ziel gerissen
Der Volkswagen Konzern hat im Geschäftsjahr 2022 einen Netto-Cash-Flow in Höhe von rund 5 Mrd. EUR erzielt und liegt damit unter dem selbstgesteckten Ziel des Vorjahres in Höhe von 8,6 Mrd. EUR. Dies ist vor allem auf die instabile Versorgungssituation und Störungen in den Logistik-Ketten zurückzuführen. Der Konzernumsatz betrug 279 Mrd. EUR (8-13% über dem Vorjahr) und das operative Konzernergebnis vor Sondereinflüssen lag bei 22,5 Mrd. EUR, was einer Umsatzrendite von 8,1% entspricht.
Diese beiden Kennzahlen liegen innerhalb der gestellten Prognose, die anlässlich der 9-Monatsberichterstattung aufgestellt wurde. Die Netto-Liquidität des Konzernbereichs Automobile belief sich zum Stand 31.12.2022 auf 43 Mrd. EUR. Davon waren 16 Mrd. EUR Mittelzuflüsse aus dem Börsengang der Porsche AG im September 2022 enthalten. Aktuell besteht die Erwartung seitens der Geschäftsführung, dass sich die gestiegene Mittelbindung im Working Capital im Verlauf des Jahres größtenteils umkehrt.
Das vergangene Jahr war schwierig für den Wolfsburger Autobauer, da der der Mangel im Einkauf von Mikrochips und weiteren Elektronikprodukten zu Staus in der Produktion und langen Wartezeiten für Kunden führte. Insgesamt 8,26 Mio. Fahrzeuge wurden ausgeliefert, was einem Rückgang um 7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Als einzige Wachstumsregion erwies sich Asien-Pazifik. China als größter Markt ging dagegen um 3,6 % zurück. Erfreulicherweise zog der Absatz von Elektromodellen um 26 % auf 572 000 verkaufte Fahrzeuge an.
Nio – Saisonaler Rückgang im Januar
Auch bei Nio brachen die Absatzzahlen im Januar ebenfalls saisonal ein, jedoch ist der Rückgang auf 8.506 Elektro-Fahrzeuge sogar stärker als im Januar 2022. Damals wurden noch 9.652 Einheiten an den Mann oder die Frau gebracht. Im Dezember setzte das chinesische Unternehmen noch insgesamt 15.815 NEVs ab.
Ein Grund für den Rückgang könnte die seit Januar entfachte Rabattschlacht durch Tesla sein, auf die Nio reagierte. Um die Verkaufszahlen zu steigern, wird der Preis gesenkt und das Lager an Fahrzeugen reduziert, um Platz für neue Modelle zu machen, die im Jahr 2023 erscheinen sollen.
So wurde bekanntgegeben, dass die Preise für ihre Modelle ES6, ES8 und ES7 bis zu knapp 15.000 USD reduziert werden. Die Käufer der 2022er-Version des Nio ES6 und ES8 können zusätzlich von einer nationalen Subvention in Höhe von rund 1.500 USD profitieren, bei zinslosem Kredit.
Die europäische Autobranche stagniert, die Probleme mit gesprengten Lieferketten und hohen Rohstoff- und Energiepreisen bestehen weiterhin. Volkswagen vermeldet bei den vorläufigen Zahlen einen Rückgang beim Netto-Cash-Flow. BYD dürfte seine Marktstellung weiter ausbauen. Dagegen kämpft Nio mit Preissenkungen gegen den Rückgang der Absatzzahlen.
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