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30.11.2022 | 05:05

Biotech-Aktien im Fokus: Morphosys, Evotec, Bayer, BioNxt Solutions

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Bildquelle: pixabay.com

Biotech-Aktien haben sich im Jahr 2022 schwergetan. Hierzulande hat BioNTech den bisherigen Schwergewichten Morphosys und Evotec in Rekordzeit den Rang abgelaufen. Morphsys schockte Anleger mit Daten zum Hoffnungsträger im Alzheimerbereich, Analysten senkten den Daumen und Shortseller entdecken den Wert für sich. Bei Evotech war es im laufenden Jahr ruhig. Analysten halten die Bewertung zwar für attraktiv, aber das Erreichen der Gewinnprognose im laufenden Jahr sei nicht selbstverständlich. Die Aktie BioNxt ist zuletzt angesprungen und sollte der positive Newsflow in 2023 anhalten, ist eine Neubewertung möglich. Bei Bayer entwickelt sich die Pharmasparte ebenfalls positiv. Fazit: Anleger sollten sich für das Biotech-Jahr 2023 positionieren.

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: Fabian Lorenz
ISIN: EVOTEC SE INH O.N. | DE0005664809 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003 , BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026 , BioNxt Solutions Inc. | CA0909741062 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017

Inhaltsverzeichnis:


    BioNxt Solutions: Bringt Newsflow die Neubewertung?

    BioNxt Solutions (ehemals XPhyto Therapeutics) könnte 2023 der Durchbruch gelingen. Im November hat BioNxt an der CPHI, dem weltweit größten Pharmakongress teilgenommen und nach eigenen Angaben eine Reihe von wichtigen Gesprächen mit potenziellen Vertragsherstellern, Produktlizenznehmern und Kooperationspartnern für neue Produkte geführt. Daraufhin ist der Aktienkurs angesprungen, der bei einer Marktkapitalisierung von 34 Mio. EUR viel Luft nach oben hat. Das kanadische Biotech-Unternehmen ist mit mehreren Töchtern auch in Deutschland aktiv und auf die Entwicklung der nächsten Generation von Medikamentenformulierungen, Diagnostika und neue pharmazeutische Wirkstoffe fokussiert. Dabei nähern sich gleich mehrere Projekte der Kommerzialisierung.

    Das erste marktfähige Produkt könnte BioNxt mit einem Produkt aus der Diagnose-Sparte gelingen. So arbeitet man an mehreren Produkten rund um die Erkennung von Erkrankungen im Mundraum. Dies ist gerade in den USA ein wichtiges Thema, da dort die weit verbreitete Opioid-Abhängigkeit massiv den Mundraum von Süchtigen angreift. Die Folgekosten für Zahnbehandlungen gehen in die Milliarden. BioNxt hat günstige und leicht anwendbare Tests, um Risiken zu erkennen oder auszuschließen. Für Fertigung, Vertrieb, Forschung und Entwicklung gibt es bereits eine Absichtserklärung mit einem US-Unternehmen. Auch bei einem weiteren Produkt ist man mit möglichen Kooperationspartner im Gespräch.

    BioNxt arbeitet an der Weiterentwicklung seiner wichtigsten Arzneimittelformulierung - eines transdermalen Rotigotin-Pflasters zur Behandlung von Morbus Parkinson - und setzt parallel dazu entsprechende Maßnahmen in Richtung der behördlichen Zulassung, der kommerziellen Produktion und des weltweiten Vertriebs. Dazu hat man auf der CPHI Gespräche geführt. Das Marktvolumen für Rotigotin-Pflaster soll von 518 Mio. USD in 2021 bis 2030 auf 760 Mio. USD zulegen. Sollte es in den kommenden Monaten weitere positive News zu Produktentwicklungen und Kooperationen geben, wäre eine Neubewertung der Aktie möglich.

    Morphosys: Was kommt nach Studien- und Zahlenflop?

    Neu bewertet haben Analysten in den vergangenen Wochen die Aktie von Morphosys. Dabei gab es jedoch keine positiven Ergebnisse. Die Deutsche Bank hat das Kursziel für die Aktie des Biotech-Unternehmens nach Quartalszahlen von 18 auf 13 EUR reduziert. Derzeit notiert die Aktie bei rund 15 EUR. Daher lautet die Empfehlung folgerichtig „Sell“. Derzeit sei nicht absehbar, wie Morphosys die nachhaltige Profitablität erreichen kann, so die Analysten. Auch JPMorgan zeigte sich vom Umsatz mit dem Krebsmittel Monjuvi enttäuscht. Daher wurde das Kursziel von 32,50 auf 18 EUR reduziert und die Einstufung auf "Neutral" bestätigt.

    Für die ersten neun Monate 2022 hatte Morphosys ein Umsatzwachstum von 127 Mio. auf 197 Mio. EUR gemeldet. Allerdings stieg auch der Verlust deutlich und zwar von 134 Mio. auf 481 Mio. EUR. „Wir arbeiten intensiv daran, dass Monjuvi bei geeigneten Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom immer bekannter wird und vermehrt zum Einsatz kommt. Nach vorne blickend konzentrieren wir uns auf die weitere Umsetzung und die Einhaltung des Zeitplans für die Zulassungsstudie mit Pelabresib”, sagte Jean-Paul Kress, Vorstandsvorsitzender bei Morphosys zum Ausblick. Die Zahlen relativieren den großen Abstand zwischen Börsenwert und Cash-Bestand, aber dennoch erscheint die Lücke doch recht üppig, auch wenn es bei Morphosys bereits vor den Zahlen enttäuschende Fortschungsergebnisse meldet. So zeigte die Phase-3-Studie eines Alzheimer-Medikaments keine Verlangsamung des klinischen Krankheitsverlaufs.

    Hohe Verluste und schlechte Fortschungsergebnisse haben Shortseller auf den Plan gerufen. So haben unter anderem Marshall Wace LLP (Höhe der Short-Position: 2,21%), Qube Research & Technologies Limited (1,59 %), Arrowstreet Capital, Limited Partnership (1,36%), HRTEU Limited (0,49%), LMR Partners LLP (0,61%) und Qube Research & Technologies Limited (1,48%) die Morphosys-Aktie leerverkauft.

    EvoTec: Gewinnziele für 2022 in Gefahr?

    Die Aktie von Evotec hat sich im laufenden Jahr etwa halbiert und notiert derzeit nur bei rund 16,50 EUR. Dies ist der niedrigste Stand seit 2018. Wirklich schlechte Nachrichten gab es eigentlich nicht, aber halt auch keine guten. Daher sind Analysten zurückhaltend, was die operative Entwicklung im kommenden Jahre angeht. Die RBC glaubt, dass Evotec beim EBITDA in den kommenden Jahren die Markterwartungen nicht erreichen wird. Die Analysten erwarten bis 2025 ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 31%. Der Konsens liegt bei 42%. Allerdings sei dies im Aktienkurs auch schon eingepreist. Sie reduzieren ihr Kursziel von 32 auf 28 EUR, empfehlen Evotec jedoch weiterhin mit "Outperform". Die Deutsche Bank ist pessimistischer. Dort haben die Analysten ihr Kursziel für die Evotec-Aktie von 26 auf 21 EUR reduziert. Es sei nicht klar, ob das Unternehmen die Ziele für 2022 wirklich erreichen könne. Dies gelte auch für das kommende Jahr. Zu den „Evotec-Bullen“ gehören Jefferies und Warburg. Beide Häuser empfehlen die Aktie mit einem Kursziel von 34 EUR zum Kauf. Aus Sicht von Jefferies sei Evotec derzeit attraktiv bewertet und die mittelfristigen Ziele bis 2025 seien erreichbar.

    Forscher bei der Untersuchung von Tumorgewebeschnitten. Foto: Bayer AG
    • Bayer mit Blockbusterpotenzial?

    Bayer wird regelmäßig als möglich Käufer von forschenden Biotech-Unternehmen gehandelt. Dabei verfügt das Unternehmen auch über eine eigene Pipieline. Nubeqa gegen Prostatakrebs befindet sich bereits auf dem Markt und liefert auch erfolgreiche neue Studiendaten. So könnte künftig ein Jahresumsatz von über 3 Mrd. EUR erreicht werden. Damit hat Nubeqa Blockbusterpotenzial. In dieser Woche wurde gemeldet, dass Nubeqa in England – dies ist das erste europäische Land – ab sofort auch an Patienten mit Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium verabreicht werden darf. Auch für das Nierenmedikament Kerendia, das kürzlich die EU-Zulassung erhielt, sieht Bayer einen jährlichen Blockbusterumsatz von rund 1 Mrd. EUR. Im europäischen Zulassungsprozess befindet sich derzeit Elinzanetant. Das Hormonpräparat soll Frauen bei Beschwerden in den Wechseljahren helfen. Eine starke Pipeline ist nötig. Denn in einigen Jahren wird das Patent für den Kassenschlager Xarelto auslaufen. Mit dem Schlaganfall-Prophylaxe-Mittel hat Bayer allein im Jahr 2021 mehr als 4 Mrd. EUR umgesetzt.


    Nach den enttäuschenden Studienergebnissen und den schwachen Quartalszahlen fehlt bei Morphosys derzeit die Kursfantasie. Bei Evotec lockt die niedrige Bewertung, allerdings ist das Erreichen der Gewinnprognose für 2022 alles andere als sicher. Bei BioNxt Solutions ist ein stetiger Newsflow in den kommenden Monaten sicher. Fällt dieser auch noch gut aus, ist die Aktie alles andere als teuer. Bei Bayer steht der Agrarbereich im Fokus, dabei lohnt sich ein Blick auf die Pharmapipeline.


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    Der Autor

    Fabian Lorenz

    Seit über zwanzig Jahren beschäftigt sich der gebürtige Kölner beruflich und privat intensiv mit dem Thema Börse. Seine besondere Leidenschaft gilt dabei nationalen und internationalen Small- und Micro-Cap.

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