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02.08.2023 | 04:40

Gut positioniert für die Zukunft - BioNTech, Defence Therapeutics, Sanofi

  • Biotechnologie
  • Merger
  • mRNA
Bildquelle: pixabay.com

Viel Bewegung herrscht aktuell im kapitalintensiven Biotechsektor. Nachdem allen voran Unternehmen aus der zweiten Reihe im vergangenen Jahr von den Auswirkungen der strikteren Geldpolitik hart getroffen wurden und zeitweise unter ihren Cash-Beständen notierten, gelten viele durch ihre innovativen Technologien als heiße Übernahmekandidaten. Die gut situierten Pharmariesen müssen handeln, um nicht die zukünftigen Blockbuster zu verpassen.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: Stefan Feulner
ISIN: DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026 , SANOFI SA INHABER EO 2 | FR0000120578

Inhaltsverzeichnis:


    BioNTech – Sprung auf den KI-Zug

    Schon einmal befand sich das Mainzer Biotechnologieunternehmen zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nämlich mit seinem Impfstoff Comirnaty. Trotz der nun schon fast vergessenen Corona-Pandemie spülte das Medikament, das zusammen mit dem US-Partner Pfizer vertrieben wurde, Milliarden in die Tresore der „Goldgrube 12“. Per 31.12.2022 lag der Cash-Bestand von BioNTech bei 13,9 Mrd. EUR.

    Ein Teil soll selbstredend in die Forschung und Entwicklung wandern. Für das aktuelle Geschäftsjahr sind rund 2,6 Mrd. EUR geplant. Insgesamt sollen sich die Ausgaben und Investitionen für 2023 auf rund 4 Mrd. EUR belaufen. Mit der endgültigen Übernahme des KI-Unternehmens InstaDeep wurde jetzt der größte Merger der noch jungen Firmengeschichte unter Dach und Fach gebracht. Der Kaufpreis wurde zu rund 500 Mio. EUR in Cash plus BioNTech-Aktien bezahlt. Zudem sollen laut dem Unternehmen noch ausstehende erfolgsabhängige Zahlungen folgen.

    InstaDeep wird fortan als global agierende Tochtergesellschaft von BioNTech mit Sitz im Vereinigten Königreich fungieren. Neben den laufenden Projekten im Auftrag von BioNTech werden die Briten weiterhin Dienstleistungen für Kunden in verschiedenen Branchen weltweit erbringen, darunter Technologie, Transport, Logistik, Industrie und Finanzdienstleistungen. Durch diese Transaktion gewinnt BioNTech Zugang zu einem Mitarbeiterstamm von etwa 290 hochqualifizierten Fachkräften, die Expertise in den Bereichen Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Bioengineering, Data Science und Softwareentwicklung mitbringen.

    Sanofi – Ende verkündet

    Dass sich die BioNTech-Aktie nach dem Einstieg in das Zukunftsfeld Künstliche Intelligenz mit einem Plus von 2 % nicht mehr bewegte, lag an der zweiten, eher negativen Meldung des Tages. Demnach beschlossen der französische Pharmakonzern und BioNTech die weitere Entwicklung von BNT131, eine Mischung aus vier mRNAs, die zusammen als intratumorale Krebstherapie erforscht und in eine nachträglich erweiterte Phase I der klinischen Prüfung gebracht wurde, zu beenden.
    In einer Pressemeldung von Sanofi, die 2004 durch Fusion von Sanofi-Synthélabo und Aventis entstand, hieß es, dass „Sanofi und BioNTech gemeinsam beschlossen haben, die Entwicklung der mRNA, die für die Zytokine SAR441000 als intratumorale Therapie kodiert, aufgrund der Ergebnisse der Zwischenanalyse zu beenden.“

    Bereits Ende der vergangenen Börsenwoche lieferten die Franzosen Zahlen zum zweiten Quartal, bei denen ein geringerer Umsatz sowie operativer Gewinn aufgrund ungünstiger Wechselkurse vermeldet wurde. Im abgelaufenen Berichtszeitraum verzeichnete Sanofi trotz eines erfolgreichen Geschäfts mit Produkten wie dem Blockbuster Dupixent sowie Impfungen einen leichten Rückgang des Umsatzes um 1,5 % auf knapp 9,97 Mrd. EUR. Unter Berücksichtigung konstanter Wechselkurse hätte der Umsatzanstieg bei 3,3 % gelegen.

    Der bereinigte Betriebsgewinn des Unternehmens ging zudem leicht zurück und erreichte 2,7 Mrd. EUR. Im Anschluss an die Zahlenveröffentlichung wiederholte die US-Bank J.P. Morgan ihr Kursziel von 105 EUR mit dem Votum „Übergewichten“. Dagegen behielten die Experten von Deutsche Bank Research das Votum „Verkaufen“ mit einem Kursziel von 90 EUR bei.

    Defence Therapeutics – Meilenstein erreicht

    Eine skalierbare Plattformtechnologie bildet die Grundlage, warum Defence Therapeutics für dieses Jahr noch zwei Phase-1-Studien gegen Krebs plant, sowie entscheidende Ergebnisse aus einer Vergleichsstudie rund um mRNA-Impfstoffe erwartet. Mit der patentierten Accum™-Technologie setzt das kanadische Biotechunternehmen auf die Entwicklung von Impfstoffen und ADC-Produkten der nächsten Generation unter dem Einsatz der eigenentwickelten und patentierten Accum™-Technologie. Diese hat den entscheidenden Vorteil, dass der präzise Transport von Impfantigenen oder ADCs in intakter Form zu den Zielzellen gewährleistet ist, was die Effizienz und damit die Wirksamkeit gegen Krankheiten wie Krebs oder Infektionskrankheiten deutlich verbessert.

    Einen Meilenstein setzte Defence Therapeutics zudem in der Kooperationsvereinbarung mit den französischen Spezialisten für Nuklearmedizin, Orano. Im ersten Schritt wurde ein Wirkstoff von Orano erfolgreich mit Accum™ verbunden und nutzbar gemacht. Die folgenden Meilensteine bestehen in der Synthetisierung einer zweiten AccuTOX™-Variante die eine Cathepsin B-abhängigen spaltbaren Sequenz enthält. Das Ziel ist hier die Entwicklung einer Radiotherapie mit verbesserter Wirksamkeit, indem das Wissen bei der intrazellulären Wirkstoffverabreichung von Defence Therapeutics mit dem von Orano zur Verfügung gestellten radiochemischem Know-how kombiniert werde. Der Markt alleine für Radiopharmaka ist gigantisch. Das Marktanalyseunternehmen The Insight Partners prognostiziert, dass das Marktvolumen von 7,55 Mrd. USD im Jahr 2021 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 9,0 % auf 13,818 Mrd. USD bis 2028 anziehen dürfte.

    Die Marktkapitalisierung von Defence Therapeutics beträgt aktuell 124,49 Mio. CAD. Sollte das Unternehmen im Zeitplan bleiben und die geplanten Phase1-Studien in diesem Jahr starten, dürfte die Aktie, die aktuell bei 2,85 CAD notiert, ihr aktuelles Jahreshoch bei 4,85 CAD hinter sich lassen. Ein ausführliches Interview mit dem CEO von Defence Therapeutics, Sébastien Plouffe, können Sie hier lesen.


    BioNTech investiert mit der Akquisition des britischen KI-Unternehmens InstaDeep in die Zukunft. Dagegen wurde die Kooperation bei der Entwicklung von BNT131 mit Sanofi gestoppt. Defence Therapeutics dürfte in diesem Jahr mit einem weiter durchlaufenden News Flow glänzen und dürfte sich bei erfolgreichen Starts der Phase1-Studien in höhere Regionen bewegen.


    Interessenskonflikt

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    Der Autor

    Stefan Feulner

    Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.

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