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23.06.2023 | 04:44

Solar und Wind statt Öl und Gas - Shell, Saturn Oil + Gas, Lanxess: Deutschland setzt auf Dekarbonisierung!

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Bildquelle: pixabay.com

Die internationale Energie-Politik zeigt sich uneinheitlicher denn je. Während die USA, Kanada, China, Indien und Südamerika sowie Russland auf die Ausbeutung ihrer üppigen Fossilreserven setzen, gehen rohstoffarme Länder wie Deutschland und einige ausgewählte europäische Staaten den Weg der erneuerbaren Energien. Diese Entscheidung resultiert aus einer bestehenden Mangellage oder ist im EU-Verbund aufgezwungen, sie passt aber argumentativ in das Bild der schnellen Dekarbonisierung, eine Hauptlinie der europäischen Politik. Zur Erinnerung: Auf dem Planeten Erde leben derzeit knapp 8 Mrd. Menschen. Nur etwa 700 Mio. Einwohner zählt der Kontinent Europa. Mit 8,7 % Weltgewicht wird hierzulande aktivistische Klimapolitik betrieben. Die Ziele sind zwar lobenswert, der Gesamteffekt der Bemühungen eher vernachlässigbar. Erheblich werden die Folgen aber für den historisch aufgebauten Wohlstand Europas sein. Was ist für Anleger wichtig?

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: Saturn Oil + Gas Inc. | CA80412L8832 , LANXESS AG | DE0005470405 , ROYAL DUTCH SHELL A EO-07 | GB00B03MLX29 , ROYAL DUTCH SHELL B EO-07 | GB00B03MM408

Inhaltsverzeichnis:


    Shell PLC – Rückkehr in die fossile Welt

    Einer der größten privaten Ölgesellschaften ist die britisch-niederländische Shell PLC (früher Royal Dutch Shell). Auf dem letzten Investoren-Tag in New York ließ das Unternehmen die Korken knallen. CEO Sawan begeisterte die Anleger, die Shell in der Vergangenheit links liegen gelassen hatte. Denn ab jetzt spielt der Investor die erste Geige. Wir wundern uns nicht, denn nach der erfolgten Zinswende ist man als einer der größten Kreditnehmer weltweit darauf angewiesen, dass das Anlegerkapital sicher verfügbar ist. Shell hat eine Bilanzsumme von rund 370 Mrd. EUR, die Eigenkapitalquote ist mit 24,8 % hingegen nicht allzu üppig.

    Seit einigen Jahren hat sich Shell nun auf die „Umweltagenda“ eingelassen und berücksichtigte die Leitplanken der grünen Lobby, um sich potenziellen Ärger mit Brüssel und den europäischen Regierungen zu ersparen. Mit der Verlagerung des Sitzes aus den Niederlanden nach London und dem neuen CEO Wael Sawan weht der Wind aber nun wieder aus einer neuen Richtung. Shell und seine Aktionäre sind mit fossilen Energieträgern reich geworden und sehen die Chancen in den neuen Energien eher als begrenzt an. Menschen auf der Straße wollen preiswerte fossile Energieträger und fragen diese nach wie vor stark nach, egal wie laut die EU Kommission die E-Mobilität vordergründig propagiert.

    Die Margen im CO2-armen Geschäft betrugen im Schnitt lediglich 5 bis 8 %, mit fossilen Energieformen lassen sich gut und gerne das Vierfache verdienen, so die Argumentation des neuen Managements. Der erneute Konzernumbau ist also vorprogrammiert, meint aber natürlich nicht, dass man die grüne Hülle komplett abstreifen wird. Der neue CEO Sawan versicherte seinen Zuhörern, dass Shell sich in Zukunft wieder knallhart nach der Rendite ausrichten wird. Im Vorfeld hatte Sawan bereits Zeichen gesetzt und den bisherigen „grünen“ Strategen Ed Daniels vor die Tür gesetzt und das zuständige Ressort in den Finanzbereich verschoben. Shell ist also nun wieder ein Öl- und Gas-Standardwert mit einem aktuellen 2023e KGV von 7,5 und einer Dividendenrendite von 4 %. Die Aktie ist mit der neuen Ausrichtung sicherlich kein ESG-Titel, eignet sich aber für eine politisch wertfreie Langfristanlage.

    Saturn Oil & Gas – Herausragender Cashflow und Uplisting

    In Sachen ESG wird beim kanadischen Öl-Produzenten Saturn Oil & Gas ein größeres Rad gedreht. Hier kümmert man sich akribisch um den Rückbau der Förderanlagen, besten Umweltschutz und eine gute Verständigung mit der ansässigen Bevölkerung. Durch zwei Megadeals in 2022 und Anfang 2023 hat sich die Gesellschaft in neue Dimensionen der Förderleistung geschwungen. Die durchschnittliche Tagesförderung liegt nun bei über 30.000 äquivalenten Barrel-Einheiten bestehend aus 95 % Öl und 5 % Erdgas. Daraus ergibt sich eine operative Gewinnerwartung von 475 Mio. CAD auf EBITDA-Basis. Nach Abzug der Reinvestitionskosten für neue Liegenschaften ergibt sich daraus unter dem Strich ein Cashflow je Aktie von ca. 3 CAD, 25 % über dem aktuellen Börsenpreis.

    Davon bedient man konsequent die Akquisitions-Fremdmittel von etwa 550 Mio. CAD zum Ende des ersten Quartals. Die Verschuldungskurve sollte sich recht schnell bis Ende 2025 an die Nullgrenze bewegen. Freilich gibt es immer ein paar Unwägbarkeiten wie z.B. die jüngsten Waldbrände, welche eine Tagesförderung von ca. 10.000 BOE über einen mehrwöchigen Zeitraum betrafen. Schon Ende 2023 sollte die Verschuldung aber wie geplant auf etwa 345 Mio. CAD absinken. Der Kalkulation liegt allerdings ein WTI-Durchschnittspreis von rund 80 USD zu Grunde. Hier könnten kleinere Prognoseanpassungen nötig werden.

    Erwähnenswert ist das gerade erfolgte Up-Listing an das Main Board der Toronto Stock Exchange (TSX). Als mittelgroßer Ölproduzent mit Enterprise Value von knapp 870 Mio. CAD hat Saturn Oil die Gruppe der Venture-Unternehmen eindeutig verlassen. Auf der Hauptversammlung am 28.06.2023 erfahren die Investoren, wie es strategisch in den nächsten Jahren weitergeht. Kurz danach dürfte es Zahlen zum 2. Quartal geben. Fünf Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon erwarten einen 12-Monats-Zielkurs von 6,22 CAD. In Nordamerika gibt es derzeit kein zweites Ölunternehmen, welches mit einem EV/EBITDA-Ratio von nur 1,8 bewertet ist. Ein Preis von 2,25 CAD ist daher eine mittelfristige Chance auf einen Kursverdoppler.

    Der Chart der SOIL-Aktie macht derzeit eine langgezogene Konsolidierung durch. Für deutlich höhere Kurse müsste das aktuelle Kurs-Momentum noch bis über die Zone 2,45-2,55 CAD führen. Quelle: Refinitiv Eikon vom 22.06.2023

    Lanxess – Das war eine satte Gewinnwarnung

    Eine saftige Gewinnwarnung von Lanxess hatte Anfang der Woche für Verunsicherung in der europäischen Chemiebranche gesorgt. Einige Branchenvertreter wurden vom 20%igen Absturz der Kölner regelrecht mit in die Tiefe gerissen. Die bereits zu Jahresbeginn sehr schwache Nachfrage im Bereich Spezialchemie sowie ein sich fortsetzender Lagerabbau bei wichtigen Kunden, verhagelte Lanxess die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr ordentlich.

    Inhaltlich wurden sowohl die erwarteten Zahlen für das erste Halbjahr zurückgenommen, zusätzlich senkte das Unternehmen den Ausblick für die zweite Jahreshälfte. Analysten zufolge bedeutet das für das EBITDA im Konsens etwa eine 30%ige Korrektur. "Während die Schwäche im zweiten Quartal nach diversen Warnungen anderer Unternehmen über einen länger als erwarteten Lagerabbau von Investoren antizipiert wurde, ist das Ausmaß der heutigen Zielsenkung durchaus eine Überraschung", kommentierte Goldman-Analystin Georgina Fraser. Auch J.P. Morgan sieht die Lage skeptisch. Während Baader und Berenberg auf diesem Niveau zum Kauf raten, stufen Jefferies und die DZ Bank nur noch auf „Halten“. Mit 25,77 EUR erreichte die Aktie ein schmerzliches 5-Jahrestief. Die Analysten auf Refinitiv Eikon haben noch nicht alle reagiert, hier steht das gewogene Kursziel noch bei über 40 EUR. Gestern meldete sich Warburg zu Wort: „Buy“ mit neuem Kursziel von 45 nach 58 EUR. Wer jetzt auf den Konjunktur-Turnaround setzen möchte, findet in Lanxess einen hochzyklischen Wert.


    Der Ölmarkt orientiert sich aktuell an den Konjunkturprognosen. Für die Industrie sind Anpassungen aus verschiedenen Blickrichtungen nötig. Shell dreht das grüne Rad zu Gunsten von Rendite zurück. Lanxess ist mittelfristig ein solider Turnaround-Wert, Saturn Oil & Gas ist im Branchenvergleich ein Schnäppchen auch bei etwas tieferen Ölpreisen.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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    Mit jedem Tag fortschreitender geopolitischer Konflikte wird klar: Die sicheren Versorgungswege für Industrie und Produktion sind Geschichte. Vor allem die deutsche und europäische Industrielandschaft bekommt täglich zu spüren, wie sich Beschaffungswege durch zunehmende Sanktionen verengen, manchmal trocknen sie gänzlich aus. Die Kapitalmärkte reagieren empfindlich auf solche Knappheitsszenarien, der langfristige Zins steigt, Risikokennziffern gehen durch die Decke. Wie gehen Industrieunternehmen in diesem Umfeld vor, gibt es eine Hoffnung auf ein Wiederaufleben des globalen Handels? Alles berechtigte Fragen, wenn man die politischen Entwicklungen diesseits und jenseits des Atlantiks verfolgt. Welche Trends sollten Anleger im Auge behalten?

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    • Klimawende
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    Obwohl die US-Administration unter Donald Trump nicht viel von der Klimawende hält, verbessern sich die Aussichten im Wasserstoff-Sektor immer mehr. Denn nicht mehr die USA geben den Ton an, sondern Europa und Asien. Weltweite Bestrebungen, den Nahverkehr sauberer und nachhaltiger aufzustellen, erreichen nun auch die Transport-, Logistik- und Bergbaubranche. Hier gibt es noch gewaltige Verbesserungsmöglichkeiten, um die klimaschädlichen Emissionen zu senken. Die innovativen Technologien wie z. B. auch von dynaCERT sind mittlerweile im Markt bekannt. Entscheider in öffentlicher Verantwortung kommen um eine Diskussion zu diesen Themen somit nicht mehr herum, wenn sie auch in den nächsten Jahren noch auf ihren Posten bleiben wollen. Denn der öffentliche Druck, negative Klimaveränderungen global zu bekämpfen, nimmt zu. Zukunftsorientierte Anleger sollten sich langsam positionieren.

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    Große Rohstoff-Gesellschaften, wie Rio Tinto oder Barrick Gold, mussten sich auf ihren Hauptversammlungen regelmäßig etwas anhören: Aktivistische Aktionäre, aber auch Investoren mit einem langfristigen Fokus mahnten mehr Nachhaltigkeit an. Nicht ohne Grund: 2020 war der Bergbau für 4 bis 7 % der emittierten Treibhaus-Gase verantwortlich. Inzwischen hat sich viel getan. Regulatorische Vorgaben und Investment-Grundsätze, wie das „Best-in-Class-Prinzip“, belohnen Innovatoren im Bereich der Nachhaltigkeit. Wir erklären, wie ESG im Bergbau zum Rendite-Turbo werden kann.

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