19.09.2023 | 04:45
Wasserstoff im Abverkauf! Hier ist die Alternative: BYD, Altech Advanced Materials, BASF, Volkswagen
Zwar ging die IAA Mobility mit zufriedenen Gesichtern zu Ende, eine gute Stimmung für hiesige Automobilwerte hatte die Messe aber nicht im Gepäck. Mehr als 500.000 Besucher waren unterwegs, um sich von den Innovationen zugunsten einer klimaschonenden Zukunft überzeugen zu lassen. Von den 750 Ausstellern kam die Hälfte aus dem Ausland, insgesamt waren ganze 109 Nationen vertreten. Wer allerdings mit der Erwartungshaltung des Auffindens großer Erfindungen gekommen war, wurde enttäuscht. Denn die altbekannte Li-Ionen-Batterie ist immer noch zu über 95 % verbaut. Industriell sinnvolle Alternativen sind aber bereits im Entwicklungsstadium. Wer jetzt mitdenkt, setzt auf moderne Batterie-Konzepte.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
Altech Advanced Materials AG | DE000A31C3Y4 , BASF SE NA O.N. | DE000BASF111 , BYD CO. LTD H YC 1 | CNE100000296 , VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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BYD – Wie man VW die Show stiehlt
Dass die deutschen Autohersteller international an Boden verlieren, ist ein medialer Dauerbrenner geworden. Zu spät hatte die hiesige Industrie das Thema E-Mobilität in ihren Fokus genommen, jetzt ist die verlorene Zeit kaum mehr aufzuholen. Tatsächlich könnten die Folgen für den Sektor mit seinen etwa 1,5 Mio. Mitarbeitern fatal sein.
Hohe Rohstoff- und Energiepreise sowie eine relativ starke Zuliefer-Abhängigkeit aus dem Ausland zeigten sich jüngst auch beim Hochwasser in Slowenien. Wichtige Getriebebauteile konnten nicht geliefert werden, weil das dortige Werk in den Jahrhundertfluten versank. Bei einigen VW-Modellen standen die Bänder für mehrere Tage still. Derweil präsentieren sich chinesische Hersteller auf der IAA innovativ und günstig. Da der Preisabschlag teilweise bis zu 25 % gegenüber vergleichbaren europäischen Modellen beträgt, kam es jetzt auch zu einem Weckruf der EU-Wettbewerbskommission. Sie untersucht die Subventionspolitik der chinesischen Konkurrenz und droht mit Strafzöllen. BYD jedenfalls hat 7 neue Modelle auf der IAA Mobility vorgeführt und ist gerade fleißig dabei, neue Händlernetze in Europa zu erschließen. Den konzernunabhängigen Vertriebsprofis ist es nämlich egal, welches Auto sie verkaufen, Hauptsache der Rubel rollt.
Die Zahlen von BYD zum Halbjahr jedenfalls konnten schon mal überzeugen. So lag das Nettoergebnis bei umgerechnet etwa 1,46 Mrd. EUR, das bedeutet gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Sprung von ca. 200 %. So klingt Wachstum, denn auch der Umsatz wächst derzeit recht konstant mit etwa 20 % p. a. und der Gewinn steigt noch etwas schneller. Ein 2024e KGV von 19 ist somit nicht zu teuer und schickt die Aktie im 12-Monatsvergleich um 6,8 % nach oben. Das deutsche Pendant Volkswagen liegt nun schon 27,5 % unter Wasser.
Altech Advanced Materials – Mit den neuesten Ideen vorne dabei
Das Heidelberger Holding-Unternehmen Altech Advanced Materials AG (AAM) hat die Gamechanger für die Mobilitätswende womöglich schon im Gepäck. Zwar braucht es noch Wachstumskapital und etwas Zeit für weitere Forschung, aber in Teilaspekten ist man den Lösungen der Zukunft schon auf der Spur. Bereits im vergangenen Jahr konnte sich die Beteiligungsgesellschaft als Spezialist für neuartige Batterietechnologien positionieren, nun geht es zusammen mit der australischen Mutter in die Projektumsetzung im ostdeutschen Brandenburg.
Neben einer Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut, hat AAM auf Joint Venture-Basis zwei interessante Beteiligungen hervorgebracht. Es sind die Projektgesellschaften Silumina Anodes und Cerenergy, beide verfolgen interessante Batteriekonzepte. Angesteuert werden damit die Wachstumsmärkte für stationäre Energiespeicher sowie im erweiterten Blick auch die E-Mobilität. Dort möchte man beschichtete Anoden für den Batteriemarkt entwickeln, welche die wichtigen Lithium-Ionen langlebiger machen. Letzteres ist ein sehr kapitalintensiver Bereich, den man nur mit starken Partnern bewältigen kann. Eine Serienproduktion einer völlig neuen Festkörper-Batterie für die Netzspeicherung steht allerdings für die nächsten Jahre auf dem Plan. Im laufenden Jahr wurde in der Lausitz bereits die Baugenehmigung für den Standort Schwarze Pumpe erteilt. Der CEO Uwe Ahrens setzt auf den Südosten Brandenburgs, hier entsteht seiner Meinung nach ein neuer „Hotspot“ für die Entwicklung hochmoderner Batterien.
Bei den Anlegern sind die Heidelberger als möglicher Lösungsansatz für die Klima- und Mobilitätswende seit Monaten gefragt. Seit Erstnotiz konnte der Kurs bereits über 600 % zulegen, aktuell läuft eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Das Unternehmen hat neben zwei Kapitalerhöhungen zuletzt auch Wandelanleihen platziert, die nun in Aktien getauscht werden können. Damit steigt die Liquidität des haussierenden Titels schnell an und es kommt nicht mehr zu den zuletzt sprunghaften Kursanpassungen. Die Beteiligungs-Projekte werden derzeit in Summe mit ca. 35 Mio. EUR bewertet. Wenn die Forschung weiterhin gute Meldungen bereithält, dürfte die Reise gen Norden schnell fortgesetzt werden können.
CEO Uwe Ahrens präsentiert auf dem kommenden International Investment Forum am 10. Oktober 2023 um 17:30 Uhr „LIVE ON STAGE“. Hier geht´s zur Anmeldung.
BASF SE - Wo steckt der Trigger?
Auch BASF baut seine Batterie-Interessen immer weiter aus. In Michigan möchte man Kathodenmaterialien aus recycelten Metallen herstellen, die in Lithium-Ionen-Batteriezellen des Kooperationspartners Nanotech Energy verwendet werden, teilten beide Unternehmen in der letzten Woche mit. Nanotech Energy ist ein Anbieter von Energiespeicherprodukten auf Graphenbasis mit Sitz in Kalifornien. BASF ist Weltmarktführer für Kathodenmaterial und befasst sich jüngst sehr intensiv mit Recycling-Konzepten. Denn schon in wenigen Jahren werden die ersten Aggregate ausgedient haben. Ein großes Problem für die Autoindustrie, denn laut europäischer Gesetzeslage muss sogenannter „Elektroschrott“ vom Händler zurückgenommen werden. Die meisten Produzenten haben aber derzeit noch gar keine Vorstellung, wie das Recycling von Millionen Aggregaten logistisch bewältigt werden kann.
Mit dem jüngsten Kursverfall bildet die BASF-Aktie als hochzyklischer Wert die deutsche Industrie-Konjunktur ganz gut ab. Die hiesigen Standortfaktoren sind für energieintensive Industrien wenig attraktiv, deshalb stellt das Unternehmen seine Weichen für neue Produktionsstätten im Ausland. Analystenhäuser wie Bernstein und J.P. Morgan haben auf die niedrigen Kurse reagiert und ihre Kursziele auf 57 bzw. 58 EUR angehoben. Ganz anders die UBS, hier gab es gestern ein erneutes „Sell“-Votum mit Kursziel 40 EUR. Aktuell notieren die Ludwigshafener bei 45,30 EUR. Mit einem KGV 2024e von 9,8 und einer Ausschüttung von über 7 % scheint die Aktie nicht gerade überbewertet.
Die Börse neigt zuletzt zu einigen Kurskorrekturen. Dies betrifft vor allem Industriewerte, die den aktuell schwachen Konjunkturtrend abbilden. Im Gegensatz zum Wasserstoff zieht der Batterie-Sektor aber Anlegerinteressen auf sich. BASF, BYD und Altech Advanced Materials sind gute Kandidaten für ein langfristiges Innovations-Depot.
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