29.01.2024 | 04:45
Demo gegen rechts, aber mit diesen Werten links überholen! PayPal, Saturn Oil + Gas, Evotec und Bayer
Millionen Menschen sind auf der Straße und demonstrieren für die Demokratie. Demokratie heißt aber auch Pluralismus, Toleranz und fairer Diskurs. Ob die aktuell vorgelebte Politik diese Grundsätze irgendwann beherzigt, bleibt abzuwarten. Auch die Börse ist ein Massen-Phänomen, vieles entwickelt sich gleichgerichtet und unreflektiert in eine Richtung. Der Herdentrieb hat dabei gute und schlechte Seiten, an den Kapitalmärkten führt er nur allzu oft zu irrationalen Hype-Bewegungen wie zuletzt im Sektor „Künstliche Intelligenz“. Auch diese Technologie ist kein ökonomisches Allheilmittel, denn die Abschaffung von Arbeitsplätzen durch den Einsatz von lernenden Maschinen führt unter dem Strich erst mal zu weniger Wachstum. Wie in allen Dingen ist es gefordert, seinen Kopf einzuschalten, vor allem wenn es um die weißen Ritter unserer Zukunft geht. Wo liegen die Chancen für Anleger?
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
Saturn Oil + Gas Inc. | CA80412L8832 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , EVOTEC SE INH O.N. | DE0005664809 , PAYPAL HDGS INC.DL-_0001 | US70450Y1038
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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PayPal – Viele Verheißungen, wenig Innovation
Der Amerikanische Online-Bezahldienst PayPal ist im Jahr 2023 gewaltig unter die Räder gekommen. Die Wachstumsgeschichte stotterte an mehreren Stellen, letztendlich haben die Anleger das Papier links liegen gelassen. Nun tritt das Management an die Öffentlichkeit und verkündet verheißungsvolle Neuigkeiten. Mit einem erneuten Kurseinbruch von 6 % in der letzten Woche, ging die Neujahrsoffensive aber offensichtlich nach hinten los.
Der lang erwartete Innovationstag lieferte bei weitem keine neuen Milestones, wie manche Anleger in Foren kommentierten. Angesichts eines Online-Anteils von 33 % in der US-Konsumlandschaft hatte die Masse mehr erwartet als nur ein „Cashback-Feature“. Prozentuale Rückerstattungen bei Erreichen von gewissen Shopping-Umsätzen stellen heutzutage keine Neuerung mehr dar, denn die Bonussysteme der Händler bieten alle möglichen Rabatte im Webshop, so dass der Konsument bereits eine Masse von attraktiven Coupons vor dem nächsten Einkauf erwartet. Ein möglicher Ansatzpunkt bietet freilich der Einsatz von KI, um die Welt der personalisierten Werbung nach vorne zu bringen.
"Wir werden einen neuen Trend setzen und uns jetzt auf die KI-Personalisierung des Handels konzentrieren.", sagte CEO Alex Chriss in einem Interview. Eher Follower als Trendsetter und deutlich zu wenig für die gespannte Audienz, die Aktie wurde daraufhin weiter abverkauft. Ein Blick auf die Bewertungsplattform Refinitiv Eikon zeigt 22 Kaufempfehlungen von insgesamt 46 Einschätzungen. Das durchschnittliche Kursziel liegt nur bei tiefen 72,70 USD, gerademal 17 % über der aktuellen Notiz. Behalten sie den Wert auf der Watchlist, bis der Kurs wirklich Kaufsignale jenseits der 70 USD-Marke generiert. Vorher fehlt jegliche Attraktivität.
Saturn Oil & Gas – Schritt für Schritt in eine neue Liga
Der kanadische Öl- und Gas-Spezialist Saturn Oil & Gas erzielt mit seinen neuen Bohrtechniken weiterhin große Erfolge. So können sich die ersten Förderergebnisse in den Cardium- und Bakken-Leichtölzielen im Südosten von Saskatchewan durchaus sehen lassen. Denn mit einer 30-Tage-Durchschnittsproduktion (IP30) von etwa 233 Barrel pro Tag Leichtöl liegt das technische Team über den vom Unternehmen erwarteten Typkurven für OHML-Bakken-Bohrungen in diesem Gebiet.
"Die starke anfängliche Produktion und die geringen Rückgänge der Bohrung Viewfield 01-07 sind ein hervorragendes Indiz für die verbesserte Wirtschaftlichkeit, die durch diese neue Bohrinnovation im kanadischen Öl- und Gassektor erzielt wird. OHML-Bohrungen benötigen weniger Platz an der Oberfläche und weniger Wasser im Vergleich zu typischen Bohr- und Komplettierungstechniken, die bei der Erschließung von Bakken-Formationen eingesetzt werden. Die überragende Wirtschaftlichkeit von OHML-Bohrungen ermöglicht den Zugang zu Leichtölressourcen, die bisher als nicht wirtschaftlich angesehen wurden, und eröffnet Saturn ein weites neues Betätigungsfeld für die zukünftige Entwicklung." sagte Justin Kaufmann, Chief Development Officer.
Saturn hat seine Kreditfazilität für Explorationen im Dezember neu verhandelt. Die Änderung ermöglichte dem Unternehmen mehr finanzielle Flexibilität, um die robusten Erschließungspläne für das vierte Quartal 2023 abzuschließen. Damit konnte zum Jahresende eine weitere OHML-Bohrung durchgeführt werden. Mit den neuen Bohrstellen erhöht sich die Ausstoßmenge, sie lag am Ende des dritten Quartals bei 26.265 Barrels pro Tag und könnte sich im ersten Quartal über die 27.000 Barrel-Marke entwickeln. Bleibt der WTI-Preis nahe der 80 USD-Marke sind etwa 375 Mio. CAD als bereinigter operativer Gewinn (Adj. EBITDA) für 2023 zu erwarten. Der Cashflow je Aktie taxiert sich dann auf 2,25 CAD je Aktie, das liegt nur knapp unter dem aktuellen Börsenpreis von 2,36 CAD. Weiterhin wird die niedrige Bewertung von Saturn nicht bemerkt. Ende März dürfte es Jahreszahlen für 2023 geben, dann könnte der Kurs aber bereits über 3,00 CAD stehen. Einsammeln bis 2,50 CAD!
Bayer und Evotec – Den technischen Rebound handeln
Einen nach wie vor schweren Stand haben die Aktien von Bayer und Evoec. Die Leverkusener sind schon seit einigen Jahren unter Druck, immer wieder gibt es operative Rückschläge und Gegenwind aus den US-Klagen zu Monsantos Glyphosat. Die Übernahme des US-CropScience-Riesen hat den Bayer-Konzern neben dem Übernahmepreis von 63 Mrd. USD im Jahr 2016 weitere rund 80 Mrd. USD Kursverlust beschert. Noch schlimmer als das Milliarden-Loch der Chrysler-Übernahme durch Daimler geht diese Akquisition mit einer Wertvernichtung von 140 Mrd. USD in das Minus-Rekordbuch deutscher M&A-Transaktionen ein. Nach 5 Jahren Abwärtstrend könnte Bayer nun aber ein interessantes Level erreicht haben. Denn die Marktkapitalisierung liegt nur noch bei 32 Mrd. EUR, für das Jahr 2024e errechnet sich ein Konsensus-KGV von 5,8. Obendrein gibt es eine Dividende von 6,4 %. Risikobewusste Anleger mischen im Bereich 31 bis 33 EUR beherzt zu.
Bei Evotec schlug der Weggang des langjährigen CEOs Dr. Werner Lahnthaler ein wie eine Bombe. Zu aller Tristesse gesellen sich noch Insidergeschäfte, die bis in das Jahr 2021 zurückreichen. Sie wurden nicht ordnungsgemäß per AdHoc gemeldet und könnten nun die BaFin auf den Plan rufen. Hedgefonds schlagen weiter auf den Kurs ein, während Analysten in diesem nicht operativen Thema eine Kaufgelegenheit sehen. Die Kanadische Bank RBC vergibt ein „Outperform“-Rating mit Kursziel 18,60 EUR und Jefferies votiert mit „Buy“ und einem 12-Monats-Kursziel von 28 EUR. Ein glatter Verdoppler vom aktuellen Kurs-Level bei 14,25 EUR. Spekulative Investoren bieten den Shorties hier erste Gegenwehr.
Die beiden Indizes DAX40 und NDX100 liegen auch in 2024 wieder stark im Plus. Die Sektoren IT und Künstliche Intelligenz machen vor, wie gute Performance allgemein definiert wird. PayPal, Bayer und Evotec haben an ihren speziellen Geschichten zu knabbern, während Saturn Oil & Gas von Meldung zu Meldung bessere operative Zahlen liefern kann. Mit fundamentaler Stärke könnte sich hier ein langfristiger Kursausbruch anbahnen.
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