16.04.2025 | 06:00
Übernahmespekulationen! Das ist los bei Pfizer, Sanofi, NetraMark
Medikamente entwickeln ist teuer. So teuer, dass 22 % aller Phase-III-Studien am Budget scheitern. Das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen. Wenn Pharmaunternehmen ein Projekt in der Spätphase einstellen, bewegt das auch die Aktienmärkte. Kürzlich zog Pfizer bei seinem Abnehm-Medikament Danuglipron den Stecker. Der Grund: Bei einem Teilnehmer der Studie trat eine Leberschädigung auf. Damit fällt Pfizer auf dem wichtigen Markt der Adipositas-Medikamente weiter hinter Viking Therapeutics, Eli Lilly und Novo Nordisk zurück. Damit künftig mehr Medikamentenstudien erfolgreich sind, setzt das börsennotierte Tech-Unternehmen Netramark auf KI. Erste Pharma-Multis haben den Geheimtipp bereits im Visier.
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Autor:
Nico Popp
ISIN:
PFIZER INC. DL-_05 | US7170811035 , SANOFI SA INHABER EO 2 | FR0000120578 , NETRAMARK HOLDINGS INC | CA64119M1059
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
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Medikamentenforschung ist ein Milliardenbusiness
Der jüngste Rückschlag von Pfizer zeigt, dass es durchaus Sinn macht, wie große Pharmaunternehmen bei der Entwicklung neuer Medikamente vorgehen. Die Multis fahren in der Regel mehrgleisig und verfolgen viele Projekte parallel. An manchen Projekten bestehen auch nur Beteiligungen, um Entscheidungswege effizient und den Kostenanteil möglichst gering zu halten. Trotzdem sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung enorm. Auch wenn Unternehmen wie Pfizer oder auch Sanofi mit Details zu Kosten geizen, gibt es doch Hinweise. Sanofi investierte 2024 satte 7,4 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung.
Um diese Investitionen zielgerichtet einzusetzen, kommt immer häufiger KI zum Einsatz: Bei Sanofi nutzt man beispielsweise Künstliche Intelligenz für die Datenerfassung und -analyse sowie zur Qualitätskontrolle. „Das hilft uns, anonymisierte Informationen schneller und zuverlässiger zu sammeln und auszuwerten“, erklärt Jessica Werchan, Studienmanagerin in der Clinical Study Unit von Sanofi auf der Website des Unternehmens. Solche technologiegestützten Ansätze tragen dazu bei, die Qualität der Studien zu verbessern und Ressourcen gleichsam effizient einzusetzen.
Netramark sagt Kosten und Risiken in der Pharmaforschung den Kampf an
Einen Schritt weiter geht das kanadische Unternehmen NetraMark, das sich auf die Optimierung klinischer Studien spezialisiert hat – insbesondere in den Phasen 2 und 3, wo die Ausfallquoten groß sind. Die firmeneigene KI-Technologie analysiert kleine, hochdimensionale Datensätze, um erfolgsrelevante Subpopulationen zu identifizieren. Ziel ist es, Einschluss- und Ausschlusskriterien künftiger Studienphasen gezielt anzupassen, um die Erfolgswahrscheinlichkeit signifikant zu erhöhen. Was nach Trickserei klingt, sind Verfahren, die von der US-Arzneimittelbehörde als sinnvoll empfohlen werden. Nachdem Datensätze mit der Technologie von Netramark optimiert worden sind, können diejenigen Probanden gewählt werden, die mit höherer Wahrscheinlichkeit auf den Wirkstoff reagieren oder eine geringere Reaktion auf Placebos zeigen.
NetraMark legt Schwerpunkte auf Erkrankungen des zentralen Nervensystems und Krebs, grundsätzlich ist die Technologie aber bei allen Studien einsetzbar. Als besonderes Highlight gilt laut NetraMark die proprietäre „NetraAI“, die mit besonders kleinen Datensätzen arbeiten kann. Anders als bei Spielereien mit ChatGPT, bei denen Ergebnisse oft schwer überprüfbar sind, setzt NetraMark auf Nachvollziehbarkeit. Forschende können das Studiendesign so Schritt für Schritt verbessern: Je besser das Design, desto geringer das Risiko – und desto niedriger die Kosten pro Studie.
Pfizers Angst vor dem nächsten Rückschlag – wird NetraMark zum Übernahmekandidaten?
Aktuell erprobt das Unternehmen seine Technologie gemeinsam mit einem großen Pharmaunternehmen und dem US-amerikanischen National Institute of Health. Wie NetraMark-CEO George Achilleos vor einigen Wochen beim International Investment Forum erklärt hat, soll das Geschäftsmodell hohe Margen bieten: „Unsere Bruttomargen liegen deutlich über 90 %. Jeder Umsatz-Dollar fließt im Grunde direkt in die Deckung unserer laufenden Kosten“, so Achilleos damals.
Zwar befindet sich die Technologie von NetraMark noch in der Erprobungsphase, doch gilt das Geschäftsmodell innerhalb der Biotech-Branche als äußerst interessant. Wie man Studien effizienter und kostengünstiger gestalten kann, ist regelmäßig Thema auf Fachkongressen. Große Pharmaunternehmen könnten versuchen, sich die Technologie zu sichern. Pfizer dürfte darauf aus sein, dass sich ein erneuter Fehlschlag, wie bei Danuglipron, nicht wiederholt. Andere Pharmakonzerne, wie etwa Sanofi, richten sich derzeit neu aus und wollen stärker im Bereich Biopharma engagieren. Um strategische Investitionen tätigen zu können, will Sanofi seine Mehrheitsbeteiligung an Verbrauchergesundheitsmarke Opella verkaufen. Angesichts der Summen, um die es in den Budgets der Pharma-Multis geht, wirkt die Marktkapitalisierung von NetraMark in Höhe von knapp 70 Mio. EUR überschaubar.
NetraMark adressiert akute Herausforderungen der Pharma-Branche
Die Aktie von NetraMark gehörte in den vergangenen Monaten zu den Überfliegern: Um mehr als 480 % ging es im vergangenen halben Jahr nach oben. Gelingt dem Tech-Unternehmen aus Kanada der Durchbruch, dürfte das Potenzial dennoch gegeben sein: Bei den Milliardenbudgets, die Pharmaunternehmen jedes Jahr in Forschung und Entwicklung stecken, fallen auch Einsparungen schnell signifikant aus. Hinzu kommt, dass Pharmaunternehmen schneller auf neue Projekte setzen können, wenn wenig aussichtsreiche Studien früher als bisher beendet werden. Die Pharmabranche befindet sich im Wandel und strebt nach den Cashcows von morgen – NetraMark begleitet diesen Trend.
Lyndsay Malchuk interviewt George Achilleos, CEO von NetraMark

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