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14.10.2024 | 04:45

Wasserstoff 3.0 kommt – wo jetzt einsteigen? Nel ASA, First Hydrogen, PlugPower, BYD und BMW

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Bildquelle: pixabay.com

Trotz neuer Höchststände in allen großen Indizes laufen Wasserstoff-Aktien derzeit schlecht. Denn innerhalb der weltweiten „Net Zero“-Diskussion liegen die Präferenzen der Länder ganz unterschiedlich. Da wird über Themen wie Kernenergie oder gar Kernfusion diskutiert, gleichzeitig gehen die Verkäufe im Bereich E-Mobilität eher zurück als nach oben. Unter der Annahme, dass die Welt irgendwann wieder technologieoffen mit dem Thema Klimawende umgeht, hat die Wasserstoff-Technologie einen klaren Platz unter den grünen Alternativ-Lösungen. Noch besteht ein Kostenproblem und der fehlende Mut schneller voranzukommen. Aber erfahrende Börsianer wissen, dass nach 90 % Kursverlust, der Abverkauf irgendwann endet. Die ersten Hinweise liegen auf der Hand.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , BYD CO. LTD H YC 1 | CNE100000296 , BAY.MOTOREN WERKE AG ST | DE0005190003 , NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020

Inhaltsverzeichnis:


    BYD und BMW – Neben der E-Mobilität bald auch Wasserstoff?

    Die chinesische Regierung unterstützt die Entwicklung von Wasserstofftechnologien durch Subventionen und Förderprogramme. So plant Peking bis 2030, über eine Million wasserstoffbetriebene Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Unternehmen wie BYD und Great Wall Motors investieren seit Jahren in die Entwicklung von Brennstoffzellenfahrzeugen (FCVs). Diese Technologie wird als vielversprechend angesehen, insbesondere für Schwerlastfahrzeuge wie Busse und LKWs. Es gibt Pilotprojekte in Städten wie Shanghai und Peking, die die Infrastruktur für Wasserstofftankstellen deutlich ausbauen und die Nutzung von Wasserstoffbussen und LKWs fördern.

    Auch der Münchner Autokonzern BMW will 2028 mit der Serienproduktion eines Wasserstoffautos mit Brennstoffzellen beginnen. Dazu baut der Premiumhersteller seine Partnerschaft mit Toyota bei der Entwicklung von Brennstoffzellen aus. Geplant ist, dass ein bestehendes Modell zusätzlich in einer wasserstoffbetriebenen Variante angeboten werden soll. BMW sieht die Wasserstofftechnologie als zweites Standbein neben batterieelektrischen Fahrzeugen. Angesichts zunehmend knapper Batterie-Rohstoffe einerseits und unzureichender E-Ladenetze andererseits, will CEO Oliver Zipse nicht alles auf eine Karte setzen. Elektroautos, die ihren Strom aus Wasserstoff statt aus einer Batterie beziehen, sieht er als perfekte Ergänzung. Allerdings laufen Deutschland und die EU laut einer Studie Gefahr, ihre eigenen Wasserstoffziele zu verfehlen. Man darf daher annehmen, dass das Thema bald wieder eine Beschleunigung erfährt.

    Die Aktie von BYD hat sich zum Dauerbrenner unter den Fahrzeugwerten entwickelt, BMW ist zumindest unter den deutschen Herstellern bislang am wenigsten gefallen. Dennoch besteht Aufholbedarf, denn seit der letzten Gewinnwarnung ist der Vorstand alarmiert. Premium-Verbrenner verlieren v. a. in Asien wichtige Marktanteile. BYD berichtet zum 3.Quartal am 30. Oktober, BMW folgt am 6. November. Analytisch handelt BYD mit einem 2024e KGV von 18,5, bei BMW lautet das Gewinn-Ratio 5,6. Obendrein gibt es 6,5 % Dividende. Ein Rebound nach den Zahlen würde nicht wundern.

    First Hydrogen – Nun kommt Deutschland auf den Plan

    Die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft ist für Europa von entscheidender Bedeutung, wenn es sein „Net Zero“-Ziel für 2050 erreichen will. Die Europäische Kommission hat vier Wellen von integrierten Wasserstoffprojekten von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) genehmigt, welche darauf abzielen, insgesamt 43 Mrd. EUR für die Förderung von mehr als 120 Projekten aufzubringen. Das Geld geht primär an europäische Unternehmen, was ausländische Firmen dazu bewegt, neben Kooperationen auch eigene Tochtergesellschaften zu installieren.

    Mit dem "Hydrogen-as-a-Service"-Modell möchte First Hydrogen in den nächsten Jahren erstmalig Kunden in der Region Montreal-Québec City mit sauberem, grünem Wasserstoff als Kraftstoff versorgen. Das könnte in Zukunft die ersten emissionsfreie Transport-Ökosysteme schaffen. Mit dieser Ausrichtung streben die Kanadier nun auch nach Deutschland. Das Unternehmen hat mehrere internationale Firmen mit Fachkenntnissen in den Bereichen Entwicklung erneuerbarer Energien, Infrastrukturbau, Fusionen und Übernahmen sowie Kapitalbeschaffung beauftragt, die eigene Expansion zu unterstützen. Der erste Schritt ist nun eine deutsche Niederlassung.

    Die Aktie von First Hydrogen wird in Deutschland zurzeit im Bereich von 0,25 bis 0,30 EUR gehandelt, jüngst gehen die Umsätze wieder spürbar nach oben. Die expansive Internationalisierungsstrategie kommt u. E. genau zum richtigen Zeitpunkt, denn sollte Kamala Harris ins weiße Haus einziehen, dürfte die nächste grüne Welle erneut nach Europa schwappen. Die FHYD-Aktie baut charttechnisch bereits ein interessantes Doppeltief, welches als Basis für den nächsten Kursaufschwung dienen kann.

    Plug Power und Nel ASA – Zu wenig öffentlicher Beistand

    Die großen Verlierer der eingeschränkten Finanzspielräume der Regierungen sind die ehemaligen Börsenlieblinge Nel ASA und Plug Power. Denn sie leiden unter rückläufigen Aufträgen und sinkender Investitionsbereitschaft. Im derzeitigen Umfeld prescht die Nuklear-Energie international wieder nach vorne, weil diese Technologie als ausgereift gilt und für die Stromerzeugung die geringsten Gestehungskosten verspricht. Es bleibt natürlich das Entsorgungsproblem der radioaktiven Abfälle.

    Für die Wasserstoff-Unternehmen erschwert dies eine Neufokussierung vieler Regierungen insbesondere der Refinanzierung wichtiger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Letztlich führt der Mangel an Bestellungen zu einer schrumpfenden Liquiditätsversorgung der Protagonisten, was den Kursdruck im Falle einer notwendigen Kapitalerhöhung nochmals verstärkt. Die Anleger von Plug Power wurden in 2024 schon zweimal zur Kasse gebeten. Nel ASA hat immerhin seine Tankstellen-Tochter Cavendish an die Börse gebracht, um die eigene Liquidität zu erhöhen. Trotzdem eilt der norwegische Elektrolyseur-Pionier im Kurs derzeit von Tief zu Tief. Selbst gute Nachrichten zu einer Kooperation mit der italienischen Saipem verpufften gänzlich.

    Nur noch 0,34 EUR notiert der 10-mal größere US-Konkurrent Plug Power über seinem 5-Jahrestief von 1,46 EUR, der Wert hat mittlerweile 97 % von seinem Hoch eingebüßt. Obwohl wieder gute News im Raum stehen, fiel der Kurs auch in der letzten Woche um gut 10 %. Plug Power konnte einen Rahmenvertrag für den Bau eines 3 GW-Elektrolyseurs mit dem australischen Ammoniak-Produzenten Allied Green Ammonia (AGA) unter Dach und Fach bringen. Hinter dem Ofen lockt das scheinbar niemanden hervor. Spannend könnten die Q3-Zahlen werden, sie sind für den 7. November erwartet, bereits nächste Woche am 17. Oktober berichtet Nel ASA. Aktuell sollten Anleger wohl noch an der Seitenlinie stehen, wenn die Zahlen und der Ausblick aber deutlich positiver ausfallen, dürfte es allerdings mit dem Turnaround sehr schnell gehen.

    Während sich die H2-Lieblingstitel nur langsam von ihrem Ausverkauf erholen, kann BYD mit neuerlichen Kursgewinnen aufwarten. BMW konsolidierte wegen schlechter Geschäftszahlen etwas, kann sich aber immerhin wieder stabilisieren. Der aktuelle Ausverkauf bei First Hydrogen scheint uns wenig gerechtfertigt und bietet erstklassige Einstiegslevels. Quelle: Refinitiv Eikon vom 10.10.2024

    Fast täglich haussieren die Börsen aufs Neue, die Aufschwünge werden aber nur noch von sehr wenigen Blockbuster-Titeln wie z. B. Nvidia getragen. Anleger hoffen auf den anstehenden Zinssenkungs-Zyklus, der aufgrund der labilen Volkswirtschaften länger anhalten kann, als gedacht. Hoch investive Branchen wie der Automobil- oder Wasserstoff-Sektor sollten von niedrigeren Zinsen profitieren können und bald wieder auf den Orderbelegen der Anleger erscheinen.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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