29.04.2024 | 04:55
Turnaround in Reichweite, jetzt in Wasserstoff 3.0 investieren? Nel ASA, Plug Power, dynaCERT und Daimler Truck
Kein Sektor wurde in den letzten Monaten so abgestraft, wie der Wasserstoff-Bereich. Auch nach 70 bis 90 % Verlust bei einzelnen bekannten Publikumstiteln scheint der Startschuss für eine Erholungsrally noch nicht im Raum zu stehen. Mittlerweile mehren sich aber die börsennotierten Geschäftsmodelle, die den Wasserstoff als klimatechnisch, sauberen Brennstoff verwenden. Beflügelt von öffentlichen Förderungen wird nun versucht, alternative Energie-Erzeugung und saubere Verbrennungsprozesse zu kombinieren. Ob in der Stahlerzeugung, der industriellen Fertigung oder im Transport. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig. Kommt es für interessierte Investoren jetzt zu einem technischen Rebound im Wasserstoff-Sektor?
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
DYNACERT INC. | CA26780A1084 , Daimler Truck Holding AG | DE000DTR0013 , NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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Daimler Truck – Wasserstoff LKW schafft 1.000 km
Daimler Truck hat erfolgreich demonstriert, dass die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie eine wichtige Lösung für die Dekarbonisierung des flexiblen und anspruchsvollen Langstrecken-Straßentransports sein kann. Denn ein für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassener Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck legte im Rahmen des Daimler Truck „HydrogenRecordRun“ eine Strecke von 1.047 km mit einer Tankfüllung flüssigem Wasserstoff zurück. Das Ganze nicht nur im Testbetrieb, sondern mit unterschiedlichen Fahr- und Ladesituationen. Die Entwicklung im Hause Daimler Benz geht im alternativen Antriebsbereich aber auch in die Elektromobilität, insbesondere bei Bussen.
Trotz hoher Innovationskraft und noch guter Absatzlage ist der Vorstandschef Martin Daum für das erste Quartal nicht ganz zufrieden, denn man hat auf allen großen Märkten weniger Fahrzeuge verkauft. Der Absatz des DAX-Konzerns sank von Januar bis März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 % auf knapp 109.000 Stück, für Experten ist dies hingegen eine erwartete Normalisierung der globalen LKW-Märkte. Während Europa und Nordamerika zufriedenstellend verliefen, zeigt sich in Asien ein schwaches Umfeld. Dort wurden ganze 29 % weniger Nutzfahrzeuge an den Mann gebracht. Ein kleines Plus von 1 % verzeichnete dagegen das Bus-Geschäft.
Die Aktie von Daimler Truck erreichte im März ihr Verlaufshoch von 47,85 EUR, aktuell steht der ´Wert rund 15 % tiefer. Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon erwarten für das laufende Jahr einen kleinen Umsatzrückgang von 2 % auf ca. 54,5 Mrd. EUR, bis 2026 soll er aber wieder auf 62,7 Mrd. EUR steigen. Das KGV mit aktuell etwa 9,1 würde sich in 2 Jahren auf etwa 7,5 absenken. Nicht teuer für einen Technologie-Weltmarktführer der obendrein noch knapp 5 % Dividende bereit hält.
dynaCERT – In ein neues Zeitalter
Das kanadische Unternehmen dynaCERT ist ein Technologie-Lieferant für die Transportbranche in allen Segmenten. Denn mit dem ausgereiften Wasserstoff-Zusatzgerät HydraGEN (HG1) lassen sich Diesel-Verbrennungsprozesse soweit optimieren, dass im Endeffekt je nach Nutzungsart zwischen 8 und 20 % Treibstoff eingespart werden können. Zusätzlich sinken die Ruß- und Stickstoff-Anteile, die Abgase werden also sauberer. Die Technologie ist vor allem bei öffentlichen Transportunternehmen, bei Speditionen und im Bergbau hervorragend geeignet, die Umweltvorschriften zu erreichen bzw. die CO2-Bilanz von ganzen Fuhrparks abzusenken.
Das Unternehmen arbeitet mit der Organisation VERRA daran, dass zukünftig für den Einsatz der Technologie CO2-Zertifikate ausgegeben werden können. Sobald VERRA die Zertifizierung der dynaCERT-Lösungen vornimmt, gibt es neben dem wirtschaftlichen Anreiz durch die Einsparung des Treibstoffs auch noch handelbare Verschmutzungs-Rechte. Das ist gut für die eigene wie auch fremde Umweltbilanz. Lösungen dieser Art sind ein direkter Beitrag zur aktiven Klimapolitik westlicher Regierungen. Anleger sind wegen der doch langen Wartezeit auf die Zertifizierung etwas ungeduldig geworden. Aktuell tauschen sehr viele Anteile den Besitzer, ein Beleg dafür, dass die Aktie vermehrt im Rampenlicht steht. Da die Zertifizierung durch VERRA jeden Tag als Meldung eintreffen kann, sollten gerade Langfristanleger den Einstieg nicht verpassen.
Nel ASA und Plug Power – Auskonsolidiert?
Derzeit zeigen sich interessante Tagesbewegungen bei Nel ASA und Plug Power. Da gibt es oft 10 %-Ausschläge nach oben, die aber ziemlich schnell wieder egalisiert werden. Dem technischen Beobachter offerieren sich hier Erholungsversuche von Tradern, die das Schwungrad „Wasserstoff“ wieder in Bewegung setzen wollen. Als Gegenwind für diese Aktion erweisen sich oft operative Zahlen, die seit Monaten nicht so richtig begeistern können.
Was in der Breite fehlt, sind öffentliche Aufträge wie dieser von Nel ASA. Ganz prominent kooperieren die Norwege z. B. in den USA mit dem Wasserstoff-Projektentwickler Hy Stor Energy beim Mississippi Clean Hydrogen Hub (MCHH) Projekt. Im Rahmen der Kooperation wurde ein Volumen von mehr als 1 GW in Form von alkalischen Elektrolyseuren bei Nel reserviert. Vorbehaltlich der endgültigen Investitionsentscheidung soll die Produktion in der Anlage auf Herøya in Norwegen in den Jahren 2025 bis 2027 durchgeführt werden. Bis jetzt ist es aber erst eine Absichtserklärung, die bei Nel nicht als Auftragseingang oder Auftragsbestand betrachtet wird, bis eine feste Bestellung eingegangen ist.
In Sachen Plug Power scheiden sich die Geister. Bis auf 2,14 USD fiel der Kurs im laufenden Jahr schon, als das Management eine 1 Mrd. USD-Finanzierung über die Börse angekündigt hat. Dabei wurden die Aktien nicht den Altaktionären angeboten, sondern von den Investmentbanken „zum besten Preis“ über den Markt platziert. Die Kapitalerhöhung ist zwar nun abgeschlossen, trotzdem kommt der Kurs mit 2,42 USD kaum von der Stelle. Dennoch kann das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Wasserstoff-Unternehmen mit vielversprechenden News aufwarten. Demnach gelang es Plug Power weitere Verträge über die Lieferung sogenannter Basic Engineering and Design Packages (BEDP) für Projekte in Europa und den USA mit einer Gesamtkapazität von bis zu 350 MW an PEM-Elektrolyseuren zu unterzeichnen. Seit der Einführung des BEDP-Angebots vor nur zwei Jahren hat das Elektrolyseurgeschäft von Plug Power ein kontinuierliches Wachstum erfahren, aktuell profitieren können die Anleger aber davon noch nicht.
Technische Kaufsignale liefert Plug Power oberhalb der 2,75 USD-Marke, bei Nel ASA sollte die 0,52 EUR-Linie erst überschritten werden. Das ist in beiden Fällen zwar nur 15 bis 20 % entfernt, nach über 85 % Kursverlust in den letzten zwei Jahren sitzt der Schrecken bei Investoren aber offensichtlich noch zu tief, als jetzt schon einen Turnaround ausrufen zu können.
Während das LKW- und Busgeschäft bei Daimler Truck weiterhin boomt, kann sich der Wasserstoff-Sektor derzeit gerade mal auf den Beinen halten. Die großen Produzenten von Elektrolyseuren wie Nel ASA und Plug Power warten immer noch auf öffentliche Aufträge, dynaCERT hingegen kann immer wieder internationale Orders an Land ziehen. Die Märkte warten dennoch ungeduldig auf die vermutete VERRA-Zertifizierung für die Ausgabe von Emissionsrechten. Kommt sie bald, geht es vermutlich mit der Bewertung etwas schneller nach oben.
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