30.03.2021 | 06:10
Paion, Psybio Therapeutics, NanoRepro – neue Dimensionen
Wenn Unternehmen operativ mit neuen Lösungen oder Innovationen auf bislang unbekanntes Terrain vorstoßen, kann dies durchaus zu einer tiefgreifenden Neubewertung der Aktie führen. Welche Potenziale wirklich mit den neuen Aktivitäten verbunden sind, wird in der Regel über einen längeren Zeitraum, teilweise unter hohen Schwankungen, eingepreist. Wir stellen Ihnen drei Unternehmen vor, die gerade die spannende Phase einer Neubewertung durchlaufen.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Carsten Mainitz
ISIN:
CA6936971044 , DE000A0B65S3 , DE0006577109
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Carsten Mainitz
Der gebürtige Rheinland-Pfälzer ist seit mehr als 25 Jahren leidenschaftlicher Börsianer. Nach seinem BWL-Studium in Mannheim arbeitete er als Journalist, im Equity Sales und viele Jahre im Aktienresearch.
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PAION AG – ein neues Kapitel beginnt
WKN: A0B65S ISIN: DE000A0B65S3 Symbol: PA8
Paion ist ein Spezialpharma-Unternehmen in den Bereichen Anästhesie und Intensivmedizin, welches Krankenhäuser mit neuartigen Produkten in den genannten Bereichen bedient. Die Gesellschaft notiert seit 2005 an der Börse und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Jetzt scheint Paion aber ein neuer „Lebensabschnitt“ bevorzustehen.
Am 27. März konnte die Gesellschaft einen wichtigen Meilenstein mit der Zulassung des Narkosemittels Remimazolam (Byfavo) durch die Europäische Kommission vermelden. Das Medikament wird in der sogenannten prozeduralen Sedierung bei Erwachsenen („Kurzzeit-Sedierung“) eingesetzt. Das bedeutet, dass eine kontrollierte Bewusstseinsdimmung bei den Patienten eintritt, während diese weiterhin selbstständig atmen. Das Medikament wird in der Regel in der Notaufnahme, zur Vorbereitung von u.a. Endoskopien eingesetzt. Auch in der ersten Corona-Welle wurde das Medikament in manchen Ländern bei Beatmungspatienten verwendet. Während Europa nun endlich grünes Licht für die Vermarktung gegeben hat, waren Staaten wie China, Japan, Südkorea und die USA schneller und haben das Medikament mehrheitlich bereits im letzten Jahr zugelassen.
Am 19. März, also kurz vor der Meldung, die den Aktienkurs deutlich beflügelte, kündigte die Gesellschaft eine Kapitalerhöhung an. Das Grundkapital wurde von 66,2 Mio. EUR um 5,1 Mio. EUR erhöht. Der Kurs der neuen Aktien lag bei 1,54 EUR, was einen starken und ebenso erklärungsbedürftigen Discount darstellte. Der Gesellschaft flossen rund 8 Mio. zu. Zudem nimmt die Gesellschaft die dritte Tranche der Finanzierungsvereinbarung mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) von7,5 Mio. EUR in Anspruch. Mit dem Mittelzufluss wird Paion insbesondere die kommerzielle Markteinführung seines Produktportfolios in ausgewählten europäischen Ländern umsetzen. Paion hat jetzt wirklich die Chance ein neues Kapitel aufzuschlagen. Die neuen Mittel ermöglichen weiteres Wachstum. Das Produktportfolio ist sehr aussichtsreich. Das gleiche gilt für die Aktie. Aber der immens hohe Discount bei der Kapitalerhöhung bleibt irritierend.
PSYBIO THERAPEUTICS CORP - verzaubernd
WKN: A2QQYS ISIN: CA6936971044 Symbol: PSYB
Manchmal hören sich Innovationen etwas nach Science-Fiction an. Vielleicht mag die Geschichte des folgenden Unternehmens einigen Lesern ein Stirnrunzeln entlocken. Das US-Biotech-Unternehmen PsyBio geht bei der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen ganz neue Wege. Die Gesellschaft forscht daher zum Wirkstoff Psilocybin, der in sogenannten Zauberpilzen enthalten ist. Die Gesellschaft hat ein eigenes Verfahren entwickelt und dies patentieren lassen. Dieses ermöglicht mit Hilfe von Bakterien die Herstellung von Psilocybin zu sehr geringen Kosten.
Die neuen Wirkstoffe sollen die bestehenden Nachteile aktueller Medikationen überwinden. Der derzeitige Behandlungsstandard umfasst Medikamente, die chemisch in die Aktivität von Neurotransmittern eingreifen und erhebliche Nebenwirkungen haben können. Psilocybin und ähnliche Wirkstoffe sollen helfen, unser Gehirn "neu zu verdrahten. Ganz wesentlich sind auch die deutlich geringeren Nebenwirkungen. Zudem besteht auch nicht die Gefahr eine Abhängigkeit von den Substanzen zu entwickeln. Um die Nähe zu Experten und Anwendern zu haben, arbeitet die Gesellschaft eng mit dem psychologischen Institut der Universität von Miami zusammen. Diese Zusammenarbeit hat bereits Früchte getragen und zu mehreren Patentanmeldungen geführt.
Die Gesellschaft hat das Potenzial, den Markt für Psychopharmaka zu revolutionieren. Die Wirkstoffe sind mit zahlreichen Vorteilen für die Patienten verbunden. Die Innovationskraft der Kanadier legt es nahe, die Kostenführerschaft in diesem Feld zu erreichen. Der Kurs der Aktie ist sicherlich schon gut gelaufen. Aber was ist schon eine Marktkapitalisierung von 22 Mio. CAD angesichts des revolutionären Potenzials?
NANOREPRO AG – Kapitalerhöhung durchgeführt
WKN: 657710 ISIN: DE0006577109 Symbol: NN6
Die Marburger NanoRepro AG entwickelt, produziert und vertreibt medizinische Selbsttests und gehört seit Jahren zu den Innovationsführern in diesem Wachstumsmarkt. Das Portfolio im Bereich Selbstdiagnostika umfasst derzeit 25 Produkte, u.a. Schwangerschaftstests, Darmkrebsfrüherkennungstests, diverse Allergie-Tests und einen HIV-Test. In diesem Jahr ging der Kurs buchstäblich durch die Decke, als die Gesellschaft erklärte, an einem Corona-Selbsttest zu arbeiten. Am 12. März erhielt die Gesellschaft die entsprechende Sonderzulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Um das notwendige Working Capital für die Abwicklung eines erhaltenen Großauftrags, der im Jahresverlauf ein Volumen von 200 Mio. EUR erreichen könnte, zu generieren kündigten die Marburger am 16. März an, das Grundkapital von 11,97 Mio. EUR um 933.070 EUR auf 12,90 Mio. EUR durch Ausgabe von 933.070 neuen, auf den Inhaber lautenden Stückaktien zu erhöhen. Der Platzierungspreis lag bei 12,75 EUR. Die Kapitalerhöhung wurde bereits einen Tag später im Zuge eines starken Interesses institutioneller Investoren geschlossen.
Der Nettoemissionserlös in Höhe von 11,27 Mio. EUR soll insbesondere zur Warenvorfinanzierung und zur Finanzierung der Produktion von Sars-CoV-2-Antigen Schnelltests verwendet werden. Nimmt man die neue Aktienanzahl als Grundlage, dann ist die Gesellschaft aktuell mit 200 Mio. EUR bewertet. Sollte der Großauftrag in diesem Jahr realisiert werden, sinkt der Kursumsatzverhältnis auf unter 1. Auch wenn sich die Aktie bereits vervielfacht hat, ist eine mittelfristige Verdopplung von diesem Niveau aus absolut denkbar.
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