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19.03.2021 | 04:50

Enapter, FuelCell, NEL, PlugPower - Wasserstoff oder Batterie?

  • Wasserstoff
Bildquelle: pixabay.com

Geht man nach den Veröffentlichungen der letzten Tage, dann ist die Entscheidung im Mobilitätsbereich gefallen. Die Märkte setzen klar auf die Elektromobilität, Titel wie VW und Varta sind gefragt wie nie. VW hatte auf seiner letzten Pressekonferenz zum Sturm auf die Tesla-Bastion gerufen. VW kann hier auch ordentlich auf den Putz hauen. Zum einen ist man zweitgrößter Automobilhersteller der Welt, zum anderen ist VW bei den Massenherstellern im Strombereich an vorderster Front. Größe bedeutet in diesem Geschäft Schlagzahl und positive Cashflows, dies ist genau bei vielen Wasserstoffunternehmen noch nicht gegeben, denn außerhalb einiger Forschungsprojekte gibt es noch kein nennenswertes Geschäft. In die Batterieentwicklung werden nun Milliarden fließen.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: DE000A255G02 , NO0010081235 , US72919P2020 , US35952H6018

Inhaltsverzeichnis:


    Enapter AG – Kapitalerhöhung mit 17,8 Mio. EUR abgeschlossen

    WKN: A255G0 ISIN: DE000A255G02 Symbol: H2O
    Die Enapter AG kann sich im aktuellen Umfeld über frisches Kapital in Höhe von 17,8 Mio. EUR freuen. Das bereits vorher abgeschlossene Bezugsrechtsangebot war mit 42% deutlich überzeichnet und die gesamte Kapitalmaßnahme wird nach Eintragung zu einer deutlichen Liquiditätssteigerung in der Aktie führen.

    Geld braucht die Technologieschmiede in großer Menge, denn neben der Liegenschaft im italienischen Pisa baut man einen neuen Produktions- und Forschungsstandort in Saerbeck, Nordrhein-Westfalen auf. Die ultra-moderne Produktionsstätte wird bis Ende 2022 fertiggestellt, denn die grüne H2-Produktion soll gänzlich mit erneuerbarem Strom starten, einer der wenigen Industriestandorte die von Anfang an auf Nachhaltigkeit setzen. Hauptprodukt wird zu Beginn wiederum die modulare Elektrolyseur-Einheit sein, sie stellt die aktuelle Enapter-Kerntechnologie dar. Es gibt auch schon marktfähige Geräte mit dem Kürzel EM 2.1, die auf Basis der Anion-Exchange-Membrane (AEM)-Elektrolyse arbeiten.

    Enapter ist von der aktuellen Verkaufswelle im Wasserstoff-Sektor nicht groß betroffen, denn der Ausverkauf der Wasserstoffwerte beruht auf einer Überbewertung, die sich aus den schwindenden Perspektiven des Automobilsektors ergibt. Durch das breite Commitment für den Batterie-Antrieb ist der Fokus der H2-Forschung nun auf Basisanwendungen vor allem im Energiesektor gerichtet.

    Hier ist Enapter in vorderer Linie dabei, denn Enapter ist ein typischer Vertreter der dezentralen Energiespeicherung, geeignet für alle Off-Grid-Anwendungen auf dem Globus. Vor allem schwer zugängliche Gegenden, welche wenig Infrastruktur vorhalten können sind hier im Fokus. Enapter könnte einer der nötigen Speziallösungen liefern, die langfristig für eine grüne Energie-Versorgung in Afrika, Asien oder auch die Polarzonen geeignet sind. Allein die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energiequellen, kann den Wasserstoff zum perfekten dezentralen Energiespeicher erheben, eine Lösung die das klimafeindliche Diesel-Aggregat endlich ablösen könnte.

    Enapter steht für CO2-Reduktion und Klimaneutralität, der wachsende weltweite Energiebedarf spielt dem Unternehmen in die Karten. Zuletzt warnten wir vor der überbewerteten Peergroup, wer heute vor der Wahl steht, setzt auf die langfristigen Wachstums-Perspektiven der Enapter-Aktie.

    FuelCell – Schlechte Zahlen sorgen für Ausverkauf

    WKN: A2PKHA ISIN: US35952H6018 Symbol: FEY2
    Einer der unsicheren Titel im Sektor ist derzeit sicherlich die FuelCell-Aktie. Vergangene Woche gab es Zahlen zum letzten Quartal. FuelCell Energy Inc. hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021 einen operativen Verlust von 6 Cents pro Aktie erlitten, was 50% über den Schätzungen der Analysten von 4 Cents lag und auch den gesamten Vorjahresverlust von 3 Cents übertraf. Nun hat FuelCell auch noch deutlich mehr Aktien als noch ein Jahr zuvor.

    Die Gesamteinnahmen des Konzerns beliefen sich in Q1 auf nur 14,9 Mio. USD und lagen damit auch dramatisch unter den erwarteten 20 Mio. USD sowie unter den Zahlen des Vorjahreszeitraums. Man fragt sich langsam, wann bei FuelCell der Knoten platzt und endlich Wachstum auf der Uhr steht. Den Kurssturz der Aktie von 30% finden wie durchaus angemessen, immerhin ist der Wert aufgrund einer irrationalen Branchendynamik in nur 4 Monaten um 1.400% gestiegen. Aus der Brille des rationalen Anlegers erwarten wir hier weitere Kursverluste.

    Nel ASA – Manchmal ist man der zweite Sieger

    WKN: A0B733 ISIN: NO0010081235 Symbol: D7G
    Da waren die Deutschen schneller! Die Linde PLC macht bereits 2 Mrd. USD Umsatz mit Wasserstoff und will das Segment in den nächsten Jahren vervielfachen. Und auch beim grünen Wasserstoff, der bisher stark unterrepräsentiert im Gesamtumsatz ist, will man Zeichen setzen. Erst kürzlich konnte Linde dem Konkurrenten Nel ASA einen Kunden quasi „vor der Haustür“ abjagen.

    Nachdem Linde vermeldet hatte, dass man ein landesweites Wasserstoffnetzwerk für Südkorea mit der Hyosung Corp aufbauen und betreiben möchte, gibt es nun einen weiteren Abschluss zu melden. Die norwegische Fährgesellschaft Norled hat Linde als Lieferanten für die nötige Betankungsinfrastruktur und die Lieferung des grünen Wasserstoffs ausgewählt. Und hierbei geht es um die weltweit erste wasserstoffbetriebene Fährverbindung für Passagiere und Fahrzeuge.

    NEL hatte zuletzt Zahlen unter den Erwartungen geliefert und war im Branchenstrudel gleich in Sippenhaft genommen worden. Der ehemalige Börsenliebling stürzte von 3,40 auf 2,10 EUR ab, das waren fast 40% vom TOP in nur 2 Monaten. Mal sehen wie es hier weitergeht, auf Sicht von einem Jahr liegt der Wert noch gute 200% im Plus.

    PlugPower – Bilanzen müssen korrigiert werden

    WKN: A1JA81 ISIN: US72919P2020 Symbol: PLUN
    Das klingt nicht gut. Eine Hiobsbotschaft hat das US-Wasserstoffunternehmen PlugPower für seine Anteilseigner im Gepäck: Das Unternehmen muss mehrere Jahresabschlüsse nachträglich korrigieren, nachdem der Wirtschaftsprüfer KPMG Fehler in den Finanzberichten aufgedeckt hat.

    Konkret hieß es von Unternehmensseite, dass Fehler in der Rechnungslegung festgestellt worden seien, die "hauptsächlich auf mehrere nicht zahlungswirksame Posten zurückzuführen sind". Es handelt sich konkret um fehlerhafte Buchwerte, darüber hinaus um Verlustrückstellungen und Wertminderungen langlebiger Vermögenswerte. Und auch die Forschungs- und Entwicklungskosten seien teilweise falsch klassifiziert worden. Dies hat weitreichende Folgen, denn die fehlerhafte Rechnungslegung zieht eine Anpassung mehrerer Jahresabschlüsse nach sich. Betroffen sind die Berichtszeiträume der letzten drei Geschäftsjahre, eine Auswirkung auf die Liquiditätslage, den operativen Geschäftsbetrieb oder die Wirtschaftlichkeit hat dies jedoch nicht.

    So geht PlugPower weiterhin davon aus, beim Bruttoumsatz 2021 einen Wert von 475 Mio. USD zu erreichen, auch die Ziele für die Folgejahre passte PlugPower nicht an. Die Aktionäre schickten den Highflyer des Jahres 2020 dennoch auf Talfahrt, der Wert verlor nun knapp 50% in den letzten 6 Handelswochen. Wir hatten vor der völlig überbewerteten Aktie frühzeitig gewarnt und erwarten eine Fortsetzung der aktuellen Neubewertung.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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